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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Die Schnittblumenfelder der heimischen Landwirtschaft erfreuen sich wachsender Beliebtheit und Bewunderung

Auch auf den Schnittblumenfeldern ist jetzt Erntezeit. Mit diesen „Selbstbedienungsgärten“ erschließen sich immer mehr Landwirte auch im Raum Schwäbisch Gmünd eine Einnahmequelle. Doch nicht nur sie und die Kunden, sondern alle Menschen erfreuen sich beim Anblick der herrlich blühenden Blumenäcker. Von Heino Schütte

Mittwoch, 05. August 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 36 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Egal ob auf der windigen Alb, im milden Remstal rund um Gmünd oder sogar immer häufiger zwischen den Wohn– und Gewerbeansiedlungen im Ballungsraum Stuttgart: An den so genannten Schnittblumenfeldern der Landwirte führt kein Weg mehr vorbei. Es ist ja auch eine ideale und kostengünstige Möglichkeit, ganz schnell noch einen frischen Blumenstrauß zu organisieren, wenn man z.B. den Geburtstag seiner Liebsten oder gar den Hochzeitstag verschwitzt hat. Praktisch rund um die Uhr und sieben Tage in der Woche haben in den Sommermonaten diese Selbstbedienungs-​Einrichtungen geöffnet. Doch auch „nur“ als Spaziergänger oder Radwanderer darf man sich beim Anblick der Blumenäcker erfreuen. Sie sind eine schöne Werbung für Anliegen und Leistungen der heimischen Landwirtschaft. Denn die Bauern fühlen sich ja nicht nur als Landwirtschafter, sondern verstärkt auch als Landschaftspfleger. „Das muss einem Spaß machen“, beschreibt Anton Weber, Vorsitzender des Gmünder Kreisbauernverbands, die Beweggründe und auch die Mühe, die sich in einem solchen Schnittblumenfeld verbirgt. Pflanz– und Pflegearbeit für einen solchen Blumenacker sind nicht ohne. Der Riesengewinn, so Weber weiter, stecke ganz gewiss nicht im vielerorts sichtbaren Trend zum Schnittblumenfeld. Die Erfahrungen mit der Kundschaft beschreibt der Verbandsvorsitzende, der bei Waldstetten und Bettringen auch selber zwei Blumenfelder betreibt, als sehr kontrastreich. Denn das Selberpflücken beziehungsweise Selberschneiden von Blumen mit dem anschließenden Bezahlen am Feldkässle beruht auf Vertrauen und Ehrlichkeit der Stamm– und meist Laufkundschaft. Immer wieder müsse er leider feststellen, so Anton Weber, dass da von vielen gemogelt, sprich gestohlen werde. Auf der anderen Seite freue er sich aber auch über aufgerundete Beträge, ganz besonders aber auch immer wieder über kleine Briefe oder Zettelchen, in und auf denen Unbekannte Freude und Hochachtung angesichts der blühenden Pracht zum Ausdruck bringen.
Um vor ganz finsteren Zeitgenossen sicher zu sein, haben sich viele Landwirte schon die tollsten Konstruktionen einfallen lassen, damit die Bargeldbeträge in den Feldkassen absolut sicher verwahrt sind. Überdies wird eh meist allabendlich Kassensturz gemacht. Ansonsten stehen da bereits zentnerschwere Betonblöcke mit Stahlrohren für den Geldeinwurf – fast schon Tresoren gleich – am Rand der Felder, um allen Raubversuchen zu widerstehen. Bekanntlich schrecken ja manche Gangster nicht mal mehr davor zurück, auch Opferstöcke in Kirchen aufzubrechen. Auch der Landesbauernverband in Stuttgart bedauert einen zunehmenden Werteverlust beim Umgang mancher Zeitgenossen mit den Produkten der Landwirtschaft und Landschaftspflege. Stellvertretender Hauptgeschäftsführer Horst Wenk verweist in Sachen Blumenschnittfelder („Auch wir beobachten diesen Trend“) an einen Fachmann, nämlich an Klaus Brodbeck, Vorsitzender des Stuttgarter Bauernverbands und erfahrener Blumenanbauer. Auch er schimpft zunächst, dass er beispielsweise im vergangenen Jahr rund 300 Euro nur dafür habe ausgeben müssen, um aufgebrochene Schlösser wieder zu ersetzen. Er sieht sich aber auch als Idealist, um die Mühen in Kauf zu nehmen, um die Mitbürger mit dem Blumensegen zu erfreuen: Sonnenblumen, Gladiolen, Astern, Calendula. Diese und noch einige Feldblumen mehr hätten eine starke Nachfrage. Die Landwirte, so beschreibt er, stünden mit diesen Blumenarten kaum in Konkurrenz zu den Gärtnern und Blumenhändlern in den Städten. Abends und an den Wochenenden, besonders Sonntagmorgen sei das Selberpflücken bei der Bevölkerung äußerst beliebt geworden. Wenn ein solches Feld günstig (sicht– und leicht erreichbar) und sicher (Parkmöglichkeiten) angelegt werde, könne ein Landwirt durchaus ein gutes Geld damit verdienen, das gegenwärtig sogar über den Einnahmen eines Getreidefeldes liege. Denn Getreide erlebe in diesem Sommer einen ganz bösen Preisverfall, was auch der Gmünder Kreisverbandsvorsitzende Weber bestätigt: Für 100 Kilo Weizen gebe es nur noch um die zehn Euro; letztes Jahr sei’s noch das Doppelte gewesen. Ein herrliches Feldblumenfeld kann da gewiss ein wenig hinwegtrösten, den Einnahmeausfall aber ganz sicher nicht wettmachen.

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