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Lorcher SPD diskutiert über die neue Werkrealschule — jetzt sind die Städte und Gemeinden am Zug

Die Perspektiven und Chancen der zum Schuljahr 2010/​11 vom Land beschlossenen Einführung der Werkrealschule sind natürlich auch in Lorch Thema. Die Lorcher SPD erarbeitete sich das Thema in einer Ortsvereinsversammlung im Dorfhaus Waldhausen.

Freitag, 07. August 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 18 Sekunden Lesedauer

LORCH (pm). Dazu konnte der SPD-​Ortsvereinsvorsitzende Rolf Voigt als sachkundige Referentinnen die Rektorin der Lorcher Hauptschule, Dr. Hildegund Moll, und die Rektorin der Gmünder Friedensschule, Daniela Maschka-​Dengler begrüßen.
Dr. Moll erläuterte zunächst die Systematik der neuen Schulform. Diese soll als vierte Schulform neben den bisher bestehenden weiterführenden Schulen eingeführt werden. Weiterhin bestehende Hauptschulen müssten jedoch ihr Unterrichtsangebot so ausrichten, dass jederzeit ein Wechsel auf eine Werkrealschule möglich sei. Kernbestandteil der Werkrealschule sei der Unterricht in den Wahlpflichtfächern Natur und Technik, Wirtschaft und Informationstechnik oder Gesundheit und Soziales in den Klassen 8 und 9.
Die Klasse 10 werde als kooperatives Schulangebot zwischen der jeweiligen Werkrealschule (3 Schultage) und der Berufsfachschule (2 Schultage) organisiert sein. Nach der 9. Klasse sei wie bisher der Hauptschulabschluss möglich.
Die bisher für Hauptschulen übliche Zuordnung nach Schulbezirken wird ab dem Schuljahr 2010/​2011 entfallen. Das heißt, die einzelnen Schulen stehen mit ihrem jeweiligen Profil und Angebot Schülern aus allen angrenzenden Gemeinden offen. Das attraktivere Angebot wird bei bestehender Wahlmöglichkeit über die Wahl für eine Schule entscheiden. Die neue Werkrealschule muss nach dem Willen des Landes zweizügig (jeweils 2 Klassen in einer Klassenstufe) geführt werden. Dabei sei es möglich, auch mit Außenstellen zu arbeiten, die der jeweiligen Schule zugeordnet sind.
Die zwingende Zweizügigkeit war Anlass zu einer ausführlichen Diskussion in der Versammlung. Die Landesregierung überlasse es nämlich den Gemeinden als Schulträgern, die Einrichtung von Werkrealschulen zu beantragen. Für Lorch ergebe sich das Problem, dass die Eingangsklassen inzwischen einzügig seien. Auch in den Nachbargemeinden seien vorwiegend einzügige Hauptschulen die Regel, so dass eine Kooperation für die Bildung einer Werkrealschule notwendig wäre. Andererseits habe die bisherige Lorcher Hauptschule mit den gut ausgestatteten Funktionsräumen, mit einer hervorragenden Infrastruktur, einer guten Verkehrsanbindung und einem fundierten pädagogischem Profil alle anderen Voraussetzungen, um zukünftig zu einem Werkrealschulstandort zu werden.
Deutlich wurde, dass jetzt die Gemeinde und der Gemeinderat als Schulträger gefragt seien, die weitere Entwicklung der Lorcher Schullandschaft voranzutreiben. Bis zum Dezember müssen die Anträge für die Einrichtung von Werkrealschulen beim Land gestellt werden.
Dr. Moll konnte auf die Erfolge der Arbeit der jetzigen Lorcher Hauptschule verweisen. Z.B. führe das Projekt Zukunft zu sehr guten Vermittlungsquoten in Ausbildungsstellen, es gebe sehr gute Rückmeldungen für die Lorcher Hauptschule von Seiten der Eltern und durch die Ergebnisse der Fremdevaluation und die Lorcher Hauptschüler werden mit einer hohen Sozialkompetenz ausgestattet.
Daniela Maschka-​Dengler setzte sich in ihrem Beitrag auch mit einer Reihe von Ungereimtheiten bei der Einführung der Werkrealschule auseinander. So sei der Bestandsschutz für einzügige Hauptschulen nicht gesichert und für die Zukunft dort eine schlechtere Lehrerversorgung zu befürchten. Das bestehende Image-​Problem der Hauptschulen könne durch die neue Schulform noch verschärft werden. Die derzeit deutlich werdenden niedrigeren Übergangsquoten auf die Hauptschulen deuten bereits in diese Richtung. Die bestehenden Hauptschulen seien in der Regel sehr gut in ihre räumlichen Sozialsysteme eingebunden. Die vorgeschriebene Zweizügigkeit der Werkrealschule an zentralen Orten könne dies im ländlichen Raum nicht immer in gleichem Maße anbieten.
Durch die Werkrealschulen würden auch die grundsätzlichen Fragen des gegliederten Schulsystems nicht gelöst. Aus der Dreigliedrigkeit werde eher eine Viergliedrigkeit und am Ende stehe dann die Frage, welche Ausbildungsplatzchancen noch die Hauptschüler bekämen.

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