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DAV-​Gruppe Schwäbisch Gmünd im Hohen Atlas: Faszinierende Erlebnisse auf dem Weg zum Gipfel

(pm). Auf große Reise ging es für eine 15-​köpfige Gruppe des Deutschen Alpenvereins der Sektion Schwäbisch Gmünd. Sie machte sich auf den Weg nach Marrakesch, um dort den höchsten Berg Nordafrikas zu erklimmen, den Dschebel Toubkal. Hier berichtet die Gruppe von ihren Erfahrungen.

Samstag, 08. August 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

„Ob’s diesmal klappen wird?“, so die etwas bange Frage einiger der 15 Teilnehmer der Tour der Sektion Schwäbisch Gmünd des Deutschen Alpenvereins, die letztes Jahr vergeblich nach Marrakesch aufgebrochen und wegen eines Fluglotsenstreiks in Frankreich dann in Frankfurt/​Hahn stecken geblieben waren.
Diese Sorge erwies sich diesmal als unbegründet, denn die Gruppe erreichte nach einem Vier-​Stunden-​Flug, einschließlich wie immer ermüdender und zeitintensiver Pass– und Gepäckkontrollen, den Glutofen Marrakesch in Marokko. Hier bewährte sich die Orts– und Personenkenntnis von Peter Effenberger, der diese Tour vor zwei Jahren schon einmal unternommen hatte. „Inschallah“ – „So Gott will“, bemerkte Ibrahim Aitel Kadi, der Berber und Bergführer der Gruppe im Hohen Atlas, als er am Morgen des dritten Tages die überschneiten Schuttkare und Felspartien der Dschebel Toubkal emporblickte. Dies garantierte eine erfolgreiche Gipfelbesteigung.
Nichts mehr von der glühenden Hitze Marrakeschs war auf der Neltner-​Hütte des französischen Alpin Clubs Casablanca, auf 3207 m Höhe gelegen, übrig geblieben. Hinter der Gruppe lag die Fahrt ins Bergsteigerdorf Imlil. Dieses liegt malerisch eingeklemmt in einem engen Gebirgstal. Am schäumenden Bach stehen Walnussbäume, darüber erheben sich erodierende kahle rote Felshänge, zum Teil noch mit Zypressen bestanden. Die ockerfarbenen Dörfer der Berber kleben wie Schwalbennester darüber. Nach Übernachtung in Aremd (1960 m) führte der Weg an einem islamischen Heiligtum vorbei. Sidi Chamharouch ist ein riesiger grauer Felsklotz mit Quarzadern durchzogen und könnte geduckt unter Felswänden auch irgendwo in Nepal zu finden sein. Darum gruppieren sich die obligatorischen Souvenirstände, deren Besitzer es immer wieder schaffen, einem irgendwelche unnötigen Dinge anzudrehen. Seien es nun Ammoniten wie auf der Schwäbischen Alb, nur perfekter, oder farbenprächtige Drusen, Schmuck, Tücher, Teppiche sowie Turbane. Maultierkarawanen transportierten das Hauptgepäck zur Hütte. Die geplagten Tiere tragen auf malerischen Packsätteln den gesamten Proviant und das Touristengepäck nach oben, samt Zelten der Begleitpersonen.
Nachmittags waren dann heftige Gewitter mit Regengüssen, Hagel und Schnee niedergegangen, gefolgt von einem Kälteeinbruch, so dass man die Aussage eines französischen Kolonialgouverneurs über Marokko nachvollziehen konnte, es sei ein „kaltes Land unter heißer Sonne“. Ibrahim und Peter entschieden sich trotz Kälte und Schnee, aber blendendem Wetter für einen frühen Aufstieg. Spektakulär beginnt dieser mit einem mutigen Sprung über zwei Felsblöcke, unter denen ein reißender Sturzbach droht. Danach zieht der unmarkierte Weg über Schuttfelder, Felsbrocken, Geröll und Platten, die mit Schnee überzogen und zum Teil vereist waren, zum Pass hinauf. Der Anstieg ist an keiner Stelle ausgesetzt und enthält auch keine technische Schwierigkeiten, außer was die eigene Kondition in dieser Höhe anbelangt. „Nun haben wir den Gipfel in der Tasche“, meinte Peter. Noch 200 m Höhe trennten uns vom Gipfelplateau des Dschebel Toubkal, der mit 4167 m der höchste Berg des Hohen Atlas und Nordafrikas ist. Von dort schweift der Blick über kahle Bergketten, rot und blass-​ocker. Im Norden erkennt man die Ebene um Marrakesch, im Süden ahnt man die große Wüste. Nachfolgend der Abstieg, teilweise abfahrend und rutschend im Schnee. Nach einer weiteren Übernachtung auf der Toubkalhütte und dem Abstieg nach Imlil wurde das Atlasgebirge verlassen und die Reise nach Marrakesch in Angriff genommen. Auf dem Weg dorthin liegt die Stadt Asni. Dort findet Samstags ein großer Markt statt. Fernab von touristischem Schnickschnack entfaltet sich hier noch ein Stück ursprüngliches Afrika mit den Gerüchen der Gewürz– und Kräuterstände, den Düften der Garküchen, dem Gestank der Mulis, dem Lärm der Anbieter, dem Getriebe in den engen Durchlässen, den exotischen Friseuren und Nähereien unter freiem Himmel und allem Okkulten, was sonst noch dazugehört. Lästig zuweilen die selbsternannten Fremdenführer, die danach mit Verweis auf ihre hungernde Familie es doch noch schaffen, ihre garantiert „echten“ Silberreife an den Mann zu bringen. Es sei ihnen gern gegönnt, sie waren ihr Geld in der Regel wert.
Marrakesch mit seinem in ganz Nordafrika einzigartigen Platz, dem „Dschemaa el Fna“, dem „Platz der Gehenkten“, lässt einen immer noch ein Stück „Orient“ miterleben. Die Innenstadt, die Medina, besteht aus einem Gewirr von Gassen und Gässchen, in deren Märkten, den Souks, jede Art von Handwerk, Handel, Verkauf und Tätigkeit betrieben wird. Ein Labyrinth, bunt, laut, grell und doch so fremd und faszinierend.
Man sieht sich satt, sehnt sich nach einer dieser Ruhezonen, einem Riad mit Mosaik belegtem, Arkaden umkränztem Patio, mit Springbrunnen und bunten Blumenrabatten. Wie geht man angesichts der touristischen Highlights mit der doch auch überall sichtbaren Armut um? Die Rückkehr in die Stadt stellt auch eine Rückkehr in die Zivilisation dar, das macht das Ambiente des Hotels Riad Omar klar. Die Abende auf der Hotelterrasse über den Dächern der Stadt mit Blick auf die Koutoubia, dem Wahrzeichen der Stadt, sind etwas Besonderes. Das Abendessen ein Ritual, kunstvoll arrangiert, dargereicht, wenn sich auch zuweilen für Nordeuropäer Früh– oder Spätfolgen einstellen. Es beginnt mit einer herzhaften Suppe, der Harira, dann folgt als Hauptgericht Couscous oder Tajine, als Dessert eine Obstschale und zum Schluss der Minztee. Ein Ausflug führte noch ins Qued Ourika, einem grünen Tal im Atlas, geprägt von terrassenförmig angelegten Feldern, Obstbäumen, ockerfarbenen Steindörfern und Wasserfällen, zu denen reizvolle Wege und Kletterstellen empor führen. Über das gut sichtbare Gibraltar und die schneebedeckten Pyrenäen führte der Flug zurück ins merklich kühlere Deutschland.

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