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150 Jahre St.-Martinus-Kirche in Iggingen

Sieht man als Ortsfremder die Kirche mitten im Dorf, so mutet das Igginger Gotteshaus eher mittelalterlich als neuzeitlich an. Doch erst seit 150 Jahren werden in St.-Martinus-Kirche Messen zelebriert. Ingrid Hammel hat die Kirchengeschichte nun publiziert. Von Gerold Bauer

Donnerstag, 10. September 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 54 Sekunden Lesedauer

IGGINGEN. Sie sieht auf den ersten Blick aus wie eine „Verwandte“ der Gmünder Johanniskirche — und den Baumeistern im 19. Jahrhundert war auch ohne Zweifel der romanische Stil ein großes Vorbild, als die St. Martinuskirche in Iggingen (unweit des Standorts des früheren Igginger Gotteshauses) hochgezogen wurde.
Seither prägt insbesondere der mächtige Turm das Ortsbild, und die Apsis korrespondiert seit der Platzgestaltung in der Ortsmitte mit dem Rathaus. Was man durchaus als Zeichen des guten Miteinanders der bürgerlichen und der katholischen Gemeinde interpretieren darf.
Der Ortsgeistliche der Seelsorgeeinheit, Pfarrer Johannes Waldenmaier, freute sich sehr, dass sich Ingrid Hammel die Mühe gemacht hat, ein ganzes Jahr lang zu recherchieren, Mitbürger nach alten Bildern zu fragen und das repräsentative Igginger Gotteshaus in all seinen Facetten in Wort und Bild darzustellen. So konnte der Pfarrer gestern stolz ein rund 70 Seiten umfassendes, weitgehend vierfarbiges Buch zum Kirchenjubiläum präsentieren.
Auch wenn die offizielle Altarweihe damals noch ein paar Jahre auf sich warten ließ, steht die Martinuskirche den Gläubigen seit dem Jahr 1989 für das sakrale und liturgische Geschehen zur Verfügung. Pfarrer Waldenmaier würdigte auch, dass die Autorin detailliert dargestellt hat, wie die künstlerische Gestaltung des Innenraums im Zuge von insgesamt vier Renovierungen dem jeweiligen Zeitgeist angepasst wurde. Froh ist der Geistliche, dass die nach dem Krieg in vielen katholischen Kirchen übliche radikale Modernisierung in Iggingen nicht stattfand. Andernorts einfach entfernte sakrale Kunstwerke seien, so Waldenmaier, in Iggingen erhalten geblieben.
Waldenmaier nahm bei der Buchpräsentation auch Bezug auf die Erläuterungen des Igginger Heimatforschers Wolfgang Wilhelm über die Igginger Ur– und Mutterkirche. Das in alter Zeit, auch dank Schenkungen, relativ reiche Iggingen fungierte als Keimzelle des Christentums für die umliegenden Ortschaften. Auf vier Seiten stellt Wilhelm im Buch die Igginger Kirchengeschichte vom siebten Jahrhundert bis zum Abbruch der mittelalterlichen Dorfkirche dar.
Nahtlos geht die historische Darstellung dann mit Ingrid Hammels Recherchen weiter. Den 30 Seiten über die Kirchengeschichte im engeren Sinn folgen acht Seiten über Ereignisse aus vielen Jahrzehnten, die die Autorin sowohl anhand schriftlicher Quellen als auch durch ihre vielen Gespräche mit Iggingern zusammen getragen hat.
Albrecht Seitzer und Pfarrer Klaus Stegmaier steuern auf insgesamt fünf Seiten Geschichten zum Nachdenken beziehungsweise Schmunzeln bei. Eine ausführliche Darstellung der einzelnen Einrichtungen und Gruppierungen innerhalb der katholischen Kirchengemeinde, wie von Ingrid Hammel, sowie die Liste der Ortsgeistlichen fehlt auch nicht in dem sehr liebevoll gemachten und reich illustrierten Band. Nicht zuletzt die historischen Aufnahmen sind sehenswert.
Angesichts des Jubiläumsjahres wird das Patrozinium der St.Martinuskirche, heuer am 15. November, etwas größer als sonst gefeiert. Dem um 10.30 Uhr beginnenden Festgottesdienst schließt sich ein Gemeindefest mit buntem Programm an, das bis zum abendlichen Martinsritt mit Laternenumzug reicht. „Die Mitwirkung des Kindergartens bei der Gottesdienstgestaltung zeigt, dass dieses Gotteshaus für alle Generationen da ist“, betont Pfarrer Waldenmaier.
Bei diesem Gemeindefest kann man dann auch das Buch für günstige 7.50 Euro erwerben. Auch im Igginger Rathaus, in der Sakristei der Kirche, im Pfarrbüro sowie in der Gmünder Buchhandlung Stiegele soll es diese Publikation (Auflage: 750 Exemplare) geben.
Der Erlös aus dem Kaufpreis fließt in die Finanzierung der Orgelrenovierung. „Beim Bau der Igginger Orgel nach dem Krieg wurde eben jenes Material verwendet, das damals zur Verfügung stand. Statt Hart– war dies oft nur Weichholz; und dies hört man der Orgel inzwischen deutlich an“, bedauert der Ortsgeistliche. Ständig seien Reparaturen erforderlich, so dass nun eine umfassende Renovierung des Instruments sinnvoll erscheint. Spenden werden für diesen Zweck von der katholischen Kirchengemeinde Iggingen natürlich gerne angenommen.
Dankbar ist der Igginger Pfarrer auch für das ehrenamtliche Engagement der Igginger für ihre Kirchengemeinde. Der bekannte Volks– und Stimmungsmusiker Otto Müller ist ja seit Jahren dafür bekannt, dass er seine Arbeit unentgeltlich zur Verfügung stellt, wenn es um die Aufstellung von Sitz– und Ruhebänken an markanten Orten in der Gemeinde geht. Nun hat er aus der ausgehöhlten Baumscheibe eines Birkenstamms den Rahmen für ein Bildstöckle angefertigt. Im Zentrum steht ein von Ellen Schmid geschaffenes Modell des Kirchturms.

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