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Museum und Kulturbürgermeister: Kooperation mit Daimler-​Kunstsammlung war großer Publikumserfolg

„Wir müssen mehr ausprobieren als immer nur Sammlungen präsentieren“, sagt Museumsleiterin Gabriele Holthuis. Doch es ist ein ziemlich erfolgversprechender Weg, wie die Bilanz zur Ausstellung der Daimler– Kunstsammlung zeigt. Von Reinhard Wagenblast

Mittwoch, 23. September 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 58 Sekunden Lesedauer

AUSSTELLUNG. Die Gemälde im ersten Obergeschoss sind abgehängt, die Objekte in Kisten verpackt, sie warten auf den Lastwagen, der sie zurück ins Depot der Daimler-​Kunstsammlung befördert. Eine Ausstellung in diesem Umfang und in dieser Zusammenstellung hat diese große Sammlung in Deutschland noch nicht erlebt: 100 Werke aus 100 Jahren, ausgestellt in drei Örtlichkeiten im Prediger. Und soviel Platz hatte das Museum noch nie für eine Schau: Erster Stock, Prediger-​Galerie und der Innenhof, der letztgenannte gewissermaßen als kostenfreier Lockvogel oder „niederschwelliges Angebot.“
Dabei war die Ausstellung gerade im Innenhof noch am erklärungsbedürftigsten, wo die Videoarbeiten vor sich hinflimmerten. Junge Besucher, so die Beobachtung von Gabriele Holthuis, gingen damit am unbefangensten um. Oben im ersten Stock gab es die kanonisierte, gediegene Moderne mit regionalem Beginn; in der Galerie die teure und coole Weltläufigkeit; im Innenhof das Innovativ-​Experimentierfreudige. Wer will, kann darin die Pflege des Marken-​Image erblicken. Kunstsammlungen, die so systematisch angelegt sind wie die des Hauses Daimler, dienen schließlich Repräsentationszwecken.
Nach der Burda-​Ausstellung, nach der Giacometti/​Morandi-​Schau stand jetzt siebzehn Wochen lang die Daimler-​Kunstsammlung hier. „Die Gmünder haben sie angenommen“, sagt Kulturbürgermeister Joachim Bläse. Hiesige Firmen konnten Besuchern die Ausstellung als hochkarätig ans Herz legen, durchaus ein Plus für den Standort. Gleichzeitig hebe dies den Qualitätsstandard des Museums, mache es interessant für andere Sammlungen. 11500 Besucher sahen die zeitgenössischen Videoarbeiten im Innenhof (Eintritt frei), knapp 10000 Besucher kamen in das Museum und in die Predigergalerie. Nicht zuletzt das Ergebnis einer engagierten Kunstvermittlung mit 100 Führungen, Künstlergespräch, Halbzeit-​Matinee mit Musik und exklusiver Finissage des Lions-​Clubs. Gleichzeitig ging das Museum in eine Öffentlichkeitsarbeits-​Offensive in den umliegenden Städten. 44 Prozent der Besucher kamen aus dem Ostalbkreis und dem Göppinger Raum. Interessant: 18 Prozent, so die Aufschlüsselung von Joachim Haller, kamen aus dem südlichen Niedersachsen, und damit so viele wie aus dem westlichen Baden-​Württemberg.
Natürlich wirkte sich aus, dass freier Eintritt zum Innenhof bestand, sagt Gabriele Holthuis. Doch seine Einbindung in die Ausstellung habe sich bewährt: Kunst ohne Barriere. „Die Besucher haben eine Konsumentenhaltung, wir müssen ihnen entgegenkommen, auch in räumlichem Sinn.“ Joachim Bläse und Gabriele Holthuis sähen es gern, wenn der Innenhof auch weiterhin und nach der Prediger-​Sanierung vom Museum genützt werden könnte. Nicht allein, versteht sich. Aber wenigstens hin und wieder, vielleicht schon zur großen Gmünder Silber-​Ausstellung im nächsten Jahr.
Doch zunächst muss der Umbau mit der Schaffung des neuen Eingangs gemeistert werden — eine Aufgabe, die angesichts der Finanzentwicklung der kommunalen Haushalte möglicherweise länger dauert, als man jetzt noch denkt. Man ruht sich indes nicht auf Lorbeeren aus: als nächstes präsentiert das Museum französische Zeichnungen und Lithografien aus dem 19. Jahrhundert (ab November) und die Galerie zeigt Installationen von Birgitta Weimer (im Oktober).

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