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In Mutlangen will man Vandalismus nicht mehr so einfach hinnehmen

Am Anfang war es nur ein Scherz in der Mainacht. Jetzt soll es ein Zeichen gegen Jugendgewalt und Vandalismus darstellen. In Mutlangen wurde am Samstag das wiedererrichtete Kreuz auf dem Lärmschutzwall der Bundesstraße geweiht.

Dienstag, 29. September 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 20 Sekunden Lesedauer

MUTLANGEN (rw). Ziemlich exakt vor vier Jahren wurde die Mutlanger Westumgehung für den Verkehr freigegeben. Der nördliche Ausläufer des Lärmschutzwalls an der B 298 besitzt eine beträchtliche Masse, die Straßenbauverwaltung brachte dort viel Aushub unter und setzte einen weithin sichtbaren Schlusspunkt am Wohngebiet Bürglesrain.
Seit gut zwei Jahren hat der steile Hügel einen Namen: Mt. Schwooz. Mt. steht, je nach Belieben, für Mont oder Mount und schließt damit verbal an die große weite Welt an, Schwooz ist schwäbisch und singt damit das Lob der Bodenständigkeit und regionalen Kleinteiligkeit. Schwooz bedeutet Schwanz, und der Gipfelbezeichnung liegt eine recht freie Auslegung topographischer wie brauchtümlicher Gegebenheiten zugrunde. Die Mutlanger tragen den Necknamen „Maulesel“, der Lärmschutzwall sei so etwas wie dessen Schwanz. So interpretieren es mit einem Augenzwinkern die Initiatoren, eine Gruppe von Jugendlichen aus dem Musikverein Mutlangen.
Die Bezeichnung stand auf einer Plakette, die an dem ersten, in der Mainacht 2007 aufgestellten Kreuz angebracht war. Es war ein Scherz, wie gesagt. Doch das zweieinhalb Meter hohe Kreuz machte sich auf der höchsten Stelle des Lärmschutzwalls — 465 Meter N.N., so steht’s jedenfalls drauf — recht gut und wurde zum geschätzten Blickfang für Anwohner, Radler, Spaziergänger und Autofahrer am Zusammenschluss der beiden Mutlanger Umgehungsstraßen. Bis zum August, als es in einer Nacht von irgendwelchen jungen Leuten angezündet und zerstört wurde. Ein weiterer Fall von Vandalismus, unter dem Mutlangen seit einigen Monaten in Form von mutwilligen Zerstörungen und Schmierereien an öffentlichen wie privaten Gebäuden zu leiden hatte und noch immer hat.
„Jetzt erst recht“, sagte sich die Gruppe aus dem Musikverein. Was zuerst bloß ein Maischerz war, sollte jetzt ein Zeichen gegen Jugendgewalt und Vandalismus sein. Ganz offiziell, mit Segen von oben und sogar von ganz oben. Weshalb für den Samstagnachmittag eine Einweihungsfeier anberaumt wurde, zu der eine ansehnliche Menge von Bürgern kam, obendrein eine Abordnung des Musikvereins Mutlangens, Bürgermeister Peter Seyfried, der Bundestagsabgeordnete Norbert Barthle, der schließlich gleich nebenan in Lindach wohnt, und Pfarradministrator Frank Möhler. Am Fuß des Hügels gab’s Gebäckstückchen. Ganz offiziell führt jetzt ein Schotterpfad auf die Wallkrone und zum Kreuz, von wo aus man in der Tat eine phänomenale Aussicht über Mutlangen, die Dreikaiserberge, die Alb und ihr Vorland hat.
„Ein starkes Zeichen gegen Gewalt“, sagte der Bürgermeister. Von der wisse man, dass sie sich unter einem kleinen Teil der Jugendlichen ausbreite und bis hin zum Totschlag reichen könne. „Der große Teil der Jugend ist prächtig, ein kleiner Teil neigt zu Gewalttätigkeit, das spüren wir auch in unserer Gemeinde. Da bin ich stolz, wenn Jugendliche sagen, das ist nicht unser Weg. Und doppelt stark: die Idee kam von den Jugendlichen selbst. Ich hoffe, das Zeichen wird erkannt“, so Peter Seyfried.
Es sei ein „kraftvolles, sichtbares Zeichen“, sagte Norbert Barthle, „es gibt ein Wertebewusstsein bei den Jugendlichen und Ideen.“ Schon Plato habe über die Jugend gejammert, „Pfeifendeckel, man muss nur richtig hinschauen.“ Pfarrer Frank Möhler erinnerte an die Bedeutungsumkehrung des Kreuzzeichens durch Jesus Christus, von einem Zeichen der äußersten Gewalt und Brutalität zu einem Zeichen der Gewaltlosigkeit. Mit einer Lesung aus dem 1. Korintherbrief, Fürbitten, Segnung und Vaterunser verband der Geistliche die Hoffnung, dass dieses Kreuz lange stehen und in seiner Bedeutung erkannt werden möge.

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