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Drei Mögglinger TV-​Mitglieder mit den Mountainbikes unterwegs von Ehrwald zu den Drei Zinnen

Die drei Mitglieder des Turnvereins Mögglingen, Thomas Riede, Hans Sehner und Volker Oefler, wollten es noch einmal wissen: Nach ihrem ersten Alpencross im Jahr 2007 sollte es 2009 eine etwas anspruchsvollere Überquerung, möglichst abseits befahrener Straßen, sein.

Donnerstag, 03. September 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
5 Minuten Lesedauer

MÖGGLINGEN (vb). Von den zahlreichen Transalp-​Varianten wählten sie eine Route von Ehrwald in Österreich zu den Drei Zinnen in Italien. In acht Tagen führte die Strecke größtenteils auf Forstwegen, Pisten und Trails über die Ehrwalder Alm, durch das Karwendel, über die Tuxer Alpen ins Pfitscher Tal und von dort über die Pfunderer Berge ins Pustertal und weiter durch die Dolomiten zu den Drei Zinnen. Höchster Punkt: das Pfunderer Joch mit 2568 Metern. Höhenmeter insgesamt: rund 12 500.
War 2007 noch ein Begleitfahrzeug für das Gepäck der damals fünfköpfigen Gruppe dabei, sollte es 2009 ein „echter“ Alpen-​Cross werden. Darauf war auch das Trainingsprogramm im Vorfeld ausgelegt. Vier Mal pro Woche ging es aufs Rad, wurden Kilometer um Kilometer auf der Ostalb abgespult. In den beiden Wochen vor dem Start wurde mit sieben Kilo schweren Rucksäcken trainiert.
Das Abenteuer „Alpen-​Cross 2009“ konnte beginnen. Mit dem Auto ging es am frühen Morgen nach Ehrwald am Fuß des Wettersteingebirges – mit Blick auf die Zugspitze. Auf steiler Asphaltpiste kletterten die drei Biker von der Ostalb zunächst auf die Ehrwalder Alm. Oben angekommen, der erste Regenguss.
Nach kurzer Pause ging es auf Schotterpisten und Radwegen hinab nach Scharnitz. Dort setzte erneut starker Regen ein, der bis zum ersten Etappenziel, dem rund 1800 Meter hoch gelegenen Karwendelhaus nicht mehr aufhören sollte. Nach drei Stunden Anstieg, durchnässt und verschwitzt, kam man in der völlig überfüllten Schutzhütte des Österreichischen Alpenvereins an.
Eine lange Abfahrt auf rauer Schotterpiste, über den Kleinen Ahornboden hinab ins Rißtal mit dem Großen Ahornboden, leitete Tag zwei der Tour ein. Vorbei an der schön gelegenen, urigen Plumsjochhütte auf 1630 Metern ging es hinauf zum Plumsjoch und von dort auf steiler Piste – die als Schiebepassage ausgewiesen war, aber ganz gut befahrbar ist – wieder hinab, vorbei am idyllischen Achensee in das Inntal und weiter Richtung Weidener Hütte. Ein heftiges Gewitter mit Starkregen zwang die drei Biker in Inn erst, rund 400 Höhenmeter vor dem Etappenziel Weidener Hütte, in einem Bauernhaus zu übernachten.
Am nächsten Morgen stand der Aufstieg zur rund 1800 Meter hoch gelegenen Weidener Hütte an. Von dort ging es nach kurzer Rast und einer Stärkung auf regennasser Piste, die später in einen Trail überging, hinauf zum Geiseljoch auf 2292 Meter. Dem obligatorischen Foto folgte eine rasante Fahrt auf Wiesen– und Kieswegen durch ausgedehnte Almen hinab ins Tuxer Tal. Ein heftiger Gewitterguss – Schutz bot eine Almhütte – und der einzige Platten bei dieser Tour zwangen zu einer kurzen Auszeit.
In Vorderlanersbach legten die Mögglinger eine kurze Rast ein, genehmigten sich einen deftigen Kaiserschmarrn zur Stärkung, und radelten weiter nach Hintertux sowie von dort auf steilen Kies– und Schotterwegen, zum Teil mit Schiebepassagen, hinauf zum Tuxer Joch auf 2312 Meter – mit herrlichem Blick auf den Tuxer Gletscher. Ziemlich erschöpft, hätte man in der Tuxer-​Joch-​Hütte fast übernachtet, doch das Etappenziel Nösslach wäre, wie am Tag zuvor die Weidener Hütte, damit wieder nicht erreicht. Nach kurzer Diskussion fiel die Entscheidung: weiterfahren. Auf schwierigem Downhill, der für Normalsterbliche nicht durchgängig befahrbar ist, ging es zum Kaserer Winkel – 650 Höhenmeter fahrend und schiebend hinunter – und dann in flotter Fahrt durch das Schmirntal nach St. Jodok und zum Schluss auf einem extrem steilen Wiesenpfad schiebend hinauf zum Etappenziel Nösslach. Das anvisierte Drei-​Sterne-​Hotel Humlerhof war leider voll belegt, doch nach kurzer Suche fand man eine private Unterkunft in einer kleinen Pension.
Dann der Morgen am Tag vier: Tristesse pur. Starker Regen, Nebel und dichte, tief hängende Wolken. Der Aufstieg zu der herrlich gelegenen Brenner Grenzkammstraße, einer alten Militärstraße aus Mussolini-​Zeiten, sowie das Schlüsseljoch fielen an diesem Tag förmlich ins Wasser. Für solche Fälle hatte Kartenexperte Thomas Riede immer Alternativ-​Routen ausgearbeitet. Deshalb rein in die Regenklamotten und rauf auf der Brennerstraße zum Ort Brenner, hinab nach Sterzing und durch das Pfitscher Tal wieder hinauf zu dem 1400 Meter hoch gelegenen kleinen Ort Kematen mit Übernachtung in der freundlichen Biker-​Unterkunft „Alpenrose“.
Die Königsetappe am nächsten Tag sollte über das 2568 Meter hoch gelegene Pfunderer Joch führen. Wenig Hoffnung auf das Wetter machte am Vorabend der Senior-​Bauer der „Alpenrose“. Er sollte mit seiner Wetterprognose recht behalten. Bereits in der Nacht setzte erneut Regen ein. Nach dem Aufstehen alles Grau in Grau. Beim Frühstück wurde bereits über die Alternativ-​Route gesprochen. Dann jedoch hörte es auf zu regnen. Alles klar also für den Ritt über das Pfunderer Joch. Rucksack packen, Zimmer bezahlen und rauf aufs Rad. Beim Anstieg zum Pfunderer Joch (1200 Höhenmeter, 14 Prozent Steigung und mehr sowie Kies– und Schotterpisten, oben hinaus Trails) öffnete der Himmel erneut seine Schleusen. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr.
„Wer einen guten Tag erwischt hat, der fährt den Großteil der Strecke. Wer einen schlechten Tag hat, der schiebt die meiste Zeit.“ So wird der Aufstieg zum Pfunderer Joch in Büchern beschrieben. Die drei Biker aus Mögglingen hatten einen guten Tag erwischt. Das Schieben über die Schneefelder, die sich dort oben auch im Sommer hartnäckig halten, war ziemlich anstrengend. Endlich oben, setzte Stark-​regen ein. Die Temperaturen nur noch knapp über dem Gefrierpunkt. Die Schneewächte am Joch war noch so mächtig und steil, dass sie umgangen werden musste. Nach einer kurzen Kletterpassage über nassen, steilen Fels – in der einen Hand das Bike, die andere am Fels – erreichten die drei TVM-​Biker wieder sicheren Boden unter ihren Füssen.
Die Fahrt runter nach Kiens, dem nächsten Übernachtungsort, führte über Schneefelder, durch Bäche und tiefen Boden – Gift für die Felgenbremsen. Von Bruneck ging es stetig ansteigend durch das Gadertal nach St. Vigil und von dort durch das idyllische Rautal mit seinen lichten Wäldern zur Pederü-​Hütte (1548 Meter). Kurze Rast, dann der Anstieg zur Fanesalpe mit Faneshütte: 500 Höhenmeter auf steiler Kies– und Schotterpiste, auf der man sein Bike ohne Hast nach oben kurbeln kann. Die Faneshütte war bereits am Spätnachmittag voll belegt. Einen der letzten Schlafplätze gab’s dann aber noch in der nur fünf Minuten entfernten, privat geführten Lavarellahütte.
Nach einem üppigen Frühstück am nächsten Tag folgte der Anstieg zum Limojoch in 2172 Meter Höhe. Dann weiter auf einem Wanderweg mit teils steilen Pistenabschnitten hinunter und durch das Padeontal wieder hoch zum Passo Son Forcia, 2131 Meter hoch gelegen. Von dort bot sich ein herrlicher Blick auf den Monte Cristallo und nach Cortina d’Ampezzo. Auf steiler Kiespiste ging es schließlich hinab bis zum Misurinasee, dem vorletzten Etappenziel.
Am nächsten Morgen machten sich die drei Radler auf zu den Drei Zinnen, dem Highlight der Tour. In der Nacht hatte es geregnet. Nebelschwaden über dem Misurinasee. Sonne und Wolken im Wechsel. Die Hoffnung, die Drei Zinnen im Sonnenschein erstrahlen zu sehen, erfüllte sich leider nicht. Während des Aufstiegs zum Rifugio Auronzo auf 2333 Meter Höhe am Fuß der drei Felstürme zogen dichte Wolken auf. Oben kühle sechs Grad Celsius und einzelne Regentropfen. Das markante Felsmassiv ließ sich nur erahnen. Nach einer Teilumrundung – ohne Hoffnung auf Wetterbesserung – schließlich die Abfahrt durch das Hohlensteintal nach Toblach, weiter auf gut ausgebauten Radwegen durch das Pustertal über Bruneck bis kurz vor Brixen.
Die Bilanz nach acht Tagen: Ziel erreicht, Mann und Material gefordert, Stimmung gut. Den entspannten Abschluss der Tour genoss das Trio im malerischen Örtchen Mühlbach im Pustertal. Von dort ließen sich die Mögglinger Radler abholen. TVM-​Vereinsvorsitzende Irmgard Sehner machte den Fahrdienst für ihre Vereinsmitglieder.

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