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Trauer um Erich Joos aus Ruppertshofen Viele Jahre lang stellvertretender Bürgermeister

Im letzten Jahr ist es krankheitsbedingt still um Erich Joos geworden – doch über Jahrzehnte war der agile Glasermeister nicht nur für den eigenen Betrieb da, sondern stellte sich als Gemeinderat und Kommandant der Feuerwehr auch sehr aktiv in den Dienst der Allgemeinheit. Er starb im Alter von 78 Jahren. Von Gerold Bauer

Freitag, 22. Januar 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 18 Sekunden Lesedauer

RUPPERTSHOFEN. Wenn man in Ruppertshofen von Erich Joos sprach, dann nannten ihn die Leute kurz und knapp „D’r Glaser“. Und in der Tat hat er als selbstständiger Glasermeister einen leistungsfähigen Betrieb aufgebaut und geführt. Viele Gebäude, nicht zuletzt natürlich in Ruppertshofen, tragen seine Handschrift. Denn Erich Joos war nicht nur ausführender Handwerker, sondern oft auch Stilberater seiner Bauherrn. Mit der ihm eigenen Überzeugungskraft scheute er sich nicht, einen „Unfug“ im Bauplan oder im Kopf der Hauseigentümer beim Namen zu nennen, um seine Kunden vor einem Fehler zu bewahren.
Dieser Mut, kritische Töne anzuschlagen und sich mit rhetorischem Geschick für eine Sache stark zu machen, zeichnete auch sein kommunalpolitisches Engagement aus. Erich Joos war im Gemeinderat (dem er von 1965 bis 1999 angehörte) nie ein passiver „Hinterbänkler“, sondern ein Mann, dessen Wort Gewicht hatte und der sich auf eine höflich-​leise, aber sehr zielgerichtete Art durchsetzen konnte. Nicht zuletzt deshalb, weil sich Erich Joos stets hervorragend informierte, bevor er die Stimme im Gremium erhob. Als Ruppertshofener mit Leib und Seele lag ihm seine Gemeinde am Herzen. Auch der Wasserzweckverband „Rottal-​Gruppe“ hat ihm viel zu verdanken.
Kein Wunder, dass ihm stets besonders viele Bürger bei den Kommunalwahlen ihre Stimme gaben und er viele Jahre lang als erster Stellvertreter des Bürgermeisters fungierte. Sein kommunalpolitisches Engagement wurde vom Gemeindetag zunächst mit der silbernen, dann mit der goldenen Ehrennadel und zum Schluss mit dem Ehrenbecher gewürdigt.
„Erich Joos war maßgeblich an wichtigen Entscheidungen für die Gesamtgemeinde beteiligt und setzte sich in besonderem Maße für die Partnerschaft mit Gehringswalde/​Erzgebirge ein. Er war in vielfältiger Weise im Vereins– und im öffentlichen Leben tätig und hat sich dadurch ein besonders hohes Ansehen in unserer Gemeinde erworben. Er hatte immer ein offenes Ohr für seine Mitmenschen und half ihnen auch in Notlagen; dies brachte ihm den Respekt und die hohe Anerkennung der gesamten Bürgerschaft ein“, sagt Bürgermeister Peter Kühnl über den Verstorbenen.
Ein ganzes Jahrzehnt lang war Erich Joos auch ehrenamtlicher Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Ruppertshofen. In jungen Jahren war er beim Gesang– und Musikverein ebenfalls aktiv dabei, musste seine musikalischen Hobbies allerdings aufgeben, weil der Aufbau der eigenen Firma seinen ganzen Einsatz erforderte. Seine Arbeit machte ihm auch solche Freude, dass es für ihn überhaupt nicht in Frage kam, mit 65 Jahren ein Rentnerleben zu beginnen. Bis zum Jahr 2008, also noch im Alter von 77 Jahren, führte er souverän den Betrieb, musste dann aber aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten. Zu gerne wäre er dem Beispiel seines Vaters Gottfried Joos gefolgt, der noch als über 90-​jähriger täglich in der Glaserei stand und sichtbar Freude beim Anfertigen von Haustüren hatte.
Leider wollte es das Schicksal bei Erich Joos anders. Gerade als er begann, sich von einem Schlaganfall wieder zu erholen, kam ein Treppensturz hinzu. Doch selbst ans Bett gefesselt, zeigte der Grandseigneur der Ruppertshofener Kommunalpolitik echte Größe und ertrug sein Leiden mit großer Geduld. Er hinterlässt eine Frau und zwei Töchter, von denen eine ebenfalls das Glaserhandwerk inklusive Meisterprüfung erlernt hat.

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