20 Jahre Kultur Mix Tour: Lange Kulturnacht in der Heubacher Silberwarenfabrik mit Marionettentheater, Comedy und Mundart
Zu einer Langen Kulturnacht lud am Samstag der Heubacher Verein Kultur Mix Tour. Zum 20-jährigen Bestehen wurde den Besuchern eine Mixtur verschiedener Kleinkunstgenres geboten — eine bunte Mischung aus Marionettentheater, Comedy und alemannische Mundart, Musik vom Feinsten. Von Christine Lakner
Dienstag, 26. Januar 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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Wahre Kunstwerke waren die Marionetten, welche die erstaunlichsten Fähigkeiten besaßen. Rollschuhfahren, Tanzen und Schlagzeug spielen– sie imitierten nicht, nein — sie konnten es wirklich! In diesem verblüffend lebendigen Programm verband sich die virtuose Marionettenführung Martin Prochaskas mit der genialen Musikalität von Thomas Nied.
Den Kabarettpart des Abend übernahm Maria Peschek. Zu Beginn trat sie als Paula Pirschl auf. Paula, eine scharfzüngige Mittfünfzigerin in Kittelschürze, die sich zwischen Reihenhaus und Straßenbahn über mitmenschliche Unzulänglichkeiten auslässt und die auch schon mal ganz schön ungemütlich werden kann. Zumal sie die falschen Präsente unter den Christbaum gelegt bekommen hat. Statt der ersehnten Cappuccino-Maschine bekommt sie ein Trimm-Rad, woraufhin ihr auch endlich klar wird, wie sich ein Hamster in seinem Laufrad fühlen muss. Es ist unglaublich! Wer verschenkt aber auch eine Waage zu Weihnachten? Eine Waage, die das Gewicht nicht nur anzeigen, sondern es auch noch laut und vernehmlich aussprechen kann. Das muss wahre Liebe sein.
Danach sieht man Maria Peschek selbst auf der Bühne. Sie bewundert ihr teures Outfit, welches sie bei Ebay ganz günstig ersteigert hat. Ja, auch sie kann das noch — das Internet. An der Bluse musste sie dann nur noch kleine Änderungen an Ärmel, Kragen und Ausschnitt ändern — ansonsten passte sie wie angegossen. Genauso wie ihr neuer Taucheranzug, den ihr Mann für sie ersteigert hat. Allerdings gibt es da das Problem: mit dem Tauchsport hat sie leider so rein gar nichts zu tun. Maria Peschek wird auf der Bühne zum nebeneinander alt gewordenen Ehepaar, das sich mit eingefahrenen Verhaltensmustern über Urlaubfotos beklagt oder zu einer stressgeplagten Hausfrau der bei einer routinemäßigen Verkehrskontrolle plötzlich die passenden Worte fehlen.
Und sie kann sogar Wesentliches zur Gewaltprävention beitragen. Aus ihrer Berufserfahrung als gelernte Kindergärtnerin weiß sie: Wenn demnächst die Rente mit 70 oder gar 77 kommt, dann werden Oma-Kindergärtnerinnen die Kleinen trösten und ihnen Toleranz beibringen, während die jüngeren Kolleginnen mit den Kindern basteln, singen und sie aufs Abitur vorbereiten. Geprägt werden die Kinder aber von der Oma-Kindergärtnerin. In der U-Bahn verhelfen ihr dann ehemalige Zöglinge zu einem Sitzplatz: „Hey Alder, tust du mal aufstehen für die Oma da.“ Ihr Publikum hat sie im Griff — herzliches Lachen und viel Beifall bestätigten ihren grandiosen Auftritt.
Den Abschluss der langen Kulturnacht bildete das Ensemble „Goschehobel“. Das Duo das am Samstag als Trio auftrat erfreute die Zuhörer mit einem Mix aus rockigen Songs und sanften Balladen. Alles in alemannischer Mundart. Diese drei Musiker können alles — Alemannenrock, Folk, Schwarzwaldrap und Rock ‘n’ Roll — außer Hochdeutsch. „Genieß jede Stund“ forderten die Musiker eingangs ehe sie mit humorig grummelndem Text und einem eingängigen Klangteppich über sämtliche Hits der Rock-Geschichte hinweg überzeugten. Bekannte Melodien großer Künstler wurden exzellent eingedeutscht in Texte mitten aus dem Leben, mal nachdenklich — mal lustig. Szenenapplaus gab es auch immer wieder für die Soli der Musiker. Die Besucher erlebten ein fetziges, rockiges und alemannisches Musikspektakel mit drei Vollblutmusikern, die durch ihren unterschiedlichen musikalischen Hintergrund eine ideenreiche neue Musik vortrugen.
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