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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Seit 40 Jahren finden Kinder und Jugendliche in den Gmünder Jugendfeuerwehr-​Gruppen eine Schule fürs Leben

Seit 40 Jahren gibt es die Jugendfeuerwehr Schwäbisch Gmünd. Sie war seinerzeit die erste Feuerwehrnachwuchsorganisation im Kreis und ist eine der ältesten im Land.

Samstag, 02. Oktober 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (pm). Es war eine weitsichtige und mutige Idee, als im Jahre 1970 der damalige Stadtbrandmeister Edmund Pflieger in Schwäbisch Gmünd zur Gründung einer Jugendfeuerwehr aufrief. Eine solche Einrichtung war im Kreis Schwäbisch Gmünd noch einmalig, in Baden-​Württemberg selten.
Der Appell der Gmünder Feuerwehr und der Stadtverwaltung an interessierte Buben, sich zu melden, stand im Zusammenhang eines „Tages der Feuerwehr“, der auf dem großen Parkplatz im alten Stadtgarten-​Gelände über die Bühne ging. Tausende Besucher kamen zur Geräteschau und zu den spannenden Vorführungen. Zu Gast war hierbei auch die Jugendfeuerwehr aus Backnang. Der Feuerwehrnachwuchs aus dem benachbarten Kreis stellte ein extra für die Jugendfeuerwehrarbeit zugeschnittenes Löschfahrzeug sowie eine Angriffsübung vor. Das faszinierte auf Anhieb eine Vielzahl von Gmünder Buben.
Offiziell wurde die Jugendfeuerwehr der Stadt Schwäbisch Gmünd somit am 1. Oktober 1970 aus der Taufe gehoben. Stadtbrandmeister Edmund Pfliegers Aufruf und der werbewirksame Tag der Feuerwehr hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Rund 50 Jugendliche, zwischen 12 und 17 Jahre alt, belagerten schließlich die ersten Übungsabende und die Kleiderkammer im Florian, wo sie stolz die feuerroten Jugendfeuerwehr-​Helme und die blauen Overalls aus jenen Gründungstagen in Empfang nehmen durften. Es wurden altersgemäß mehrere Gruppen eingeteilt, die sich dann zu Übungs– und Spielabenden trafen. Für die Betreuer um den ersten Jugendfeuerwehrwart Willy Baireuther war die Jugendarbeit innerhalb des Feuerwehralltags noch ziemliches Neuland. Nach und nach wurden spannende Feizeitangebote entwickelt. Darunter auch erste Ausfahrten, wobei die Älteren unter der Leitung des späteren Stadtbrandmeisters Otto Fritsch junior sogar schon nach Österreich reisen durften. Mit Spannung blickte man auch dem ersten Zeltlager auf dem Oberen Zusenhof entgegen, aus dem sich dann die bis heute gepflegte Tradition des Berg– und Pfingstfestes entwickeln sollte.
Das erste Pfingstzeltlager wurde für alle Jugendlichen und Betreuer ein unvergessliches Erlebnis. Eine gespenstische Einlage war die Feuersbrunst im Anwesen St. Katharina: Eilends mussten die meisten Betreuer hinab nach Gmünd zum Einsatz eilen, während die Buben vom Berg bei Waldstetten in der Nacht den mächtigen Feuerschein überm Rems beobachteten, der manchem dann schon viel Respekt vor diesem Element verschaffen sollte.
Eine kulturelle und auch heitere Episode im Zeltlager waren auch die ersten Gehversuche, einen Jugendfeuerwehrchor zu gründen. Das Ensemble trat sogar mehrfach bei offiziellen Anlässen auf, doch war hierbei auch der Umstand zu berücksichtigen, dass die meisten „St.-Florians-Chorknaben“ sich mitten im Stimmbruch befanden. Trotz dieser Einschränkung waren die Auftritte des Chors ein tolles Erlebnis – und die ganze Stadt war stolz auf die musikalische Feuerwehr. Weitere Marksteine in der rasanten Entwicklung der Gmünder Jugendfeuerwehr waren die ersten Schauübungen, Reisen auch ins Ausland und soziale Aktionen, dann besonders die Gründung der Jugendfreizeitstätte Hohenreute bei Waldstetten. Für das Projekt legten alle Feuerwehrgenerationen sich mächtig ins Zeug. Zwischenzeitlich wurde dieser Ort der Begegnung aber wieder aufgegeben, weil der Pachtvertrag für das Anwesen auslief.
Die vor 40 Jahren gegründete Jugendfeuerwehr Schwäbisch Gmünd wurde im Zuge der Eingliederung der Feuerwehren aus den heutigen Stadtteilen bei der Kommunalreform beträchtlich ausgeweitet. Zur Jugendfeuerwehr unserer Stadt, die maßgeblich auch von Peter Haag und Bernd Seibold als Jugendleiter geprägt wurden, gehören heute die Gruppen Gmünd, Wetzgau, Herlikofen, Hussenhofen, Bargau, Lindach, Großdeinbach und Straßdorf. Und die Zeiten sind natürlich längst vorbei, dass nur Buben in den Feuerwehrnachwuchs eintreten durften. Im Jubiläumsjahr sind es nun 120 Jugendliche, die zur Nachwuchsorganisation der Freiwilligen Feuerwehr Schwäbisch Gmünd unter der Gesamtleitung von Jugendfeuerwehrwart Martin Barth gehören. Etwa zehn Prozent davon sind Mädchen, Tendenz steigend.
Wertvolle Fertigkeiten und Tugenden fürs ganze Leben
Im Alter zwischen zehn und 17 Jahren, finden die jungen Leute eine spannende und soziale Freizeitbeschäftigung. Im Mittelpunkt steht das Wissen, Fertigkeiten und die Technik für eine tätige Nächstenhilfe. Dazu erfahren die Jugendlichen in ihren Gruppen mit Versammlungen und Wahlen ganz praktisch des demokratischen Gemeinwesens. Neben viel Spiel, Sport und Spaß gehören auch soziale Projekte und Begegnungen mit jungen Leuten im Ausland oder bei Jugendfeuerwehrtreffen zum Programm. Gefördert werden Hilfsbereitschaft, Toleranz und Leistungsbereitschaft im absoluten Teamgeist. All dies kommt nicht nur bei der späteren Übernahme in die Reihen der Aktiven der Feuerwehr zugute, sondern besonders auch der Persönlichkeitsentwicklung der jungen Menschen. Vermittelt werden Tugenden, die auch in den Berufsfeldern der freien Wirtschaft verstärkt angemahnt werden. Der allergrößte Pluspunkt jedoch: Die personelle Zukunft der Freiwilligen Feuerwehr Schwäbisch Gmünd ist durch die stete Übernahme von motivierten und bereits sehr gut ausgebildeten Nachwuchskräften gesichert.
Mit einem Jubiläumswochenende wird an die Gründung der Gmünder Jugendfeuerwehr vor 40 Jahren erinnert. Gestern Abend fand für die Jugendfeuerwehren, Eltern, Feuerwehrverbandsvertreter und Ehrengäste ein Festakt im Stadtgarten statt. Von den damaligen rund 50 Gründungsmitgliedern gehören heute immerhin noch fünf den Reihen der Aktiven an: Wolfgang Munk, Uwe Schamberger, Bernd Seibold (alle Abt. Innenstadt), Helmut Kautnik (Abt. Bettringen) und Heino Schütte (Abt. Wetzgau). Die „Feuerwehrsenioren“ gestalten zusammen mit den „amtierenden Jugendfeuerwehrleuten“ nette Aktionen. Und sie wollen sogar am heutigen Samstag Geschicklichkeit und Können als AH-​Team messen, wenn anlässlich eines Stationenlaufs in Gmünd und in einigen Stadtteilen zahlreiche Jugendfeuer-​Teams erwartet werden, wobei natürlich der Spaß und die Erinnerungen im Vordergrund stehen werden.

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