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Klamms Krieg am Parler-​Gymnasium: Ein Stück über einen Lehrer, dem einige Gewissheiten abhanden kommen

Donnerstag, 18 Uhr, im Musiksaal des Parler Gymnasiums: Der Saal ist vollbesetzt mit Schülern, Lehren und Eltern. Da öffnet sich die Türe und ein Lehrer kommt herein; er tritt ans Pult und beginnt seinen Unterricht. Von Clara Haslbauer

Sonntag, 14. Februar 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 28 Sekunden Lesedauer

THEATER. Doch dieser Lehrer ist gar kein echter. Er ist der Schauspieler Günther Brombacher vom Theaterhaus Stuttgart mit seiner Inszenierung des Stücks „Klamms Krieg“.
In diesem Theaterstück geht es um einen Mann, der verzweifelt versucht, sich vor sich selbst und anderen zu rechtfertigen. Einer seiner Schüler fiel durchs Abitur, weil der Lehrer ihm den einen entscheidenden Punkt verweigerte, und brachte sich daraufhin um. Seine Klasse macht Klamm verantwortlich und verweigert ihm den Unterricht. Er reagiert darauf mit Monologen über den Unterrichtsstoff. Doch nach und nach bröckelt die Fassade des souveränen Lehrers und zum Vorschein kommt ein verbitterter einsamer Mann, der ein Problem mit der ganzen Gesellschaft hat und in seinen Prinzipien gefangen ist. Er rechnet mit seinen Schülern, Kollegen und sich selbst schonungslos ab. Um seinen Problemen zu entkommen, sucht er einen Ausweg im Alkoholismus, den er sogar vor seiner Klasse auslebt.
Günther Brombacher gelingt es, die Rolle des konservativen Lehrers überzeugend und authentisch zu spielen, und zieht mit seiner Darstellung das Publikum in seinen Bann. Er schafft es, innerhalb einer Stunde den Untergang eines selbstsicheren Mannes zu beschreiben; in einer Art, dass man nicht weiß, ob dieser nun Täter oder Opfer ist. Auf der einen Seite ist es amüsant, wenn er Dinge beschreibt, die jeder Schüler und Lehrer aus dem Schulalltag kennt, doch auf der anderen Seite ist man auch sehr betroffen, wenn man die Verzweiflung des Mannes regelrecht spürt. Mit seiner Inszenierung, in der auch die Umgangssprache nicht fehlt, wenn er das „Pickelgesicht in der ersten Reihe“ anspricht, begeistert und schockiert er sein Publikum gleichermaßen. Die Idee für einen Theaterbesuch kam in den beiden Seminarkursen „Gewalt“ und „Bildung“ auf. Nachdem man sich für „Klamms Krieg“ entschieden hatte, organisierte Anne Sattler die Aufführung des Theaterstückes an der Schule. So war nicht nur den Schülern der jeweiligen Klassen sondern allen Interessierten die Möglichkeit für einen Abend geboten, der in Erinnerung bleiben wird.

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