Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Kultur

Erzählungen vom Leben in Deutschland: Wladimir Kaminer, Hanna Jansen, Lale Akgün und Lena Gorelik

Vier Autorinnen und Autoren erzählen vom Leben in Deutschland. Mit humorvollem Blick begegnen sie Menschen und Situationen. Sei es der Oktoberfestbesuch mit der türkischen Kleinfamilie oder der russische Kartoffelsalat im Kulturvergleich.

Freitag, 19. Februar 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 31 Sekunden Lesedauer

AUTOREN (bib). Die Veranstaltungsreihe „Kein bisschen fremd“ des Schorndorfer Kulturforums bietet die Chance, Vertrautes durch fremde Augen neu zu entdecken. Am Dienstag, 23. Februar (20 Uhr, Barbara-​Künkelin-​Halle), liest Wladimir Kaminer aus ‚Meine russischen Nachbarn‘ Männer sind bekanntlich vom Mars, Frauen von der Venus. Aber woher kommen Russen? Sie kommen aus Berlin. Sie spielen morgens Trompete und freuen sich, wenn ihre Nachbarn mit dem Besen an die Decke klopfen, um sie anzufeuern. Sie lieben Besuch, aber sollten ihnen einmal die freiwilligen Gäste ausgehen, kapern sie notfalls auch ein paar Zeugen Jehovas, um sie in ihrer Wohnung festzuhalten, bis alle Fragen zu Gott und der Welt geklärt sind. Wladimir Kaminer ist überzeugt, dass seine beiden Nachbarn Andrej und Sergej auf diese Weise der deutschen Gesellschaft ein ganzes Trio dauerhaft entzogen haben. Wladimir Kaminer ist in Moskau geboren und lebt seit 1990 in Berlin. Man könnte sagen, er ist privat ein Russe und beruflich ein deutscher Schriftsteller. In den letzten Jahren erschienen unter anderem ‚Russendisko‘, ‚Militärmusik‘ und ‚Mein Leben im Schrebergarten‘. (Vorverkauf: MK Ticket, Tel. 07181/​92 94 51).
Am Freitag, 5. März (10 Uhr, Stadtbücherei Schorndorf), liest Hanna Jansen aus „Gretha auf der Treppe“. Lump und Jule sind empört. Sie sollen ein Au-​pair-​Mädchen aus Kolumbien bekommen. Dabei sind die Zwillinge aus dem Alter für ein Kindermädchen längst heraus. Außerdem: Mit einer völlig Fremden unter einem Dach, wie soll das gehen? Es kommt alles anders, als sie denken.
Hanna Jansen wurde 1946 in Diepholz geboren und wuchs in Osnabrück auf, wo sie später auch studierte. Sie arbeitete lange Jahre als Lehrerin und Moderatorin für Lehrerfortbildung in Köln. Zehn Jahre war sie in einem Autorenteam für einen großen Schulbuchverlag tätig und schrieb Texte für Sprachbücher, bevor sie sich dem kreativen Schreiben widmete (Veranstalter: Stadtbücherei Schorndorf, Eintritt frei).
Lale Akgün liest aus „Tante Semra im Leberkäseland“ am Sonntag, 7. März (11 Uhr im Jazzclub). Bei Familie Akgün war es nie langweilig. Dafür sorgten schon die unterschiedlichen Familienangehörigen: der politisch sehr begeisterungsfähige Vater, ein Zahnarzt, und die schlanke, vornehme Mutter, überzeugte Kemalistin und begeisterte Mathematikerin, einen Kopf größer als ihr Mann und völlig humorlos. Tante Semra, die erst nach Mekka pilgert, um eine echte Hadschi zu werden, und dann alles dafür tut, den Ramadan zu umgehen und sich Leberkäsebrötchen zu gestatten. Herrlich komische Geschichten von Türken und Deutschen, die so unterschiedlich und doch auch wieder so gleich sind. Lale Akgün, geboren 1953 in Istanbul, kam als Neunjährige mit ihrer Familie nach Deutschland. Sie studierte Medizin und Psychologie, arbeitete lange in Jugendhilfe und Familienberatung, leitete dann das Landeszentrum für Zuwanderung. Seit 2002 ist sie Bundestagsabgeordnete. Sie befasst sich mit Fragen der Migration und Integration und fungiert als islampolitische Sprecherin der SPD. Lale Akgün hat seit 1981 die deutsche Staatsbürgerschaft und lebt mit Mann und Tochter in Köln.
Lena Gorelik liest aus „Hochzeit in Jerusalem“ am Dienstag, 30. März (20 Uhr, Stadtbücherei Schorndorf). Anja, die russische Jüdin, die seit ihrer Kindheit in Deutschland lebt, fährt mit ihrem Kumpel Julian nach Israel, um ihm bei dessen Suche nach seinen Wurzeln zu helfen. Konfrontiert wird sie dabei nicht nur mit der Frage, was Jüdischsein in Deutschland heute bedeutet, sondern auch mit ihrer liebenswert-​nervigen Familie, die sich der Reise spontan anschließt.
Lena Gorelik, geboren 1981 in Sankt Petersburg, kam 1992 nach Deutschland. Ihr zweiter Roman „Hochzeit in Jerusalem“ war nominiert für den Deutschen Buchpreis 2007. Jüngst wurde sie für ihr Werk mit dem Ernst-​Hoferichter-​Preis 2009 ausgezeichnet.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

3132 Aufrufe
605 Wörter
5151 Tage 22 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 5151 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2010/2/19/erzahlungen-vom-leben-in-deutschland-wladimir-kaminer-hanna-jansen-lale-akgun-und-lena-gorelik/