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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Im Forum Schönblick geht ein einzigartiges Projekt über die Bühne — zusammen mit Profimusikern

Das gab es noch in keiner anderen Stadt. Über 70 Veeh-​Harfenspieler musizieren zusammen mit Profimusikern im Forum Schönblick am Donnerstag, 4.März. Die Veeh-​Harfe ist ein einfach zu spielendes Instrument.

Donnerstag, 25. Februar 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 48 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (sbl). Zur Aufführung kommen Werke zum Ps.23 aus verschiedenen Jahrhunderten und von unterschiedlichsten Komponisten. Von Joseph Haydn über Garve Schulz, Jonathan Paul, Christian Gregor, Melchior Vulpius, u.a. bis hin zu neuzeitlichen Vertonungen reicht die Bandbreite der dargebotenen Stücke. Außer der Veeh-​Harfe spielen mit am Klavier Eckehard Lauer, an der Panflöte Lieselotte Blinn und an der Geige Lilli Schall. Die Texte werden solistisch interpretiert von Waltraud Kaufmann, Estera Badea und Jonathan Pfaff, sowie einem Doppelquartett. (Beginn im Forum Schönblick um 10Uhr. Eintritt 8 Euro).
Die Veeh-​Harfe wurde 1987 von dem Landwirt Hermann Veeh in Zusammenarbeit mit Musikwissenschaftlern und Instrumentenbauern für seinen behinderten Sohn Andreas entwickelt. Sein Prinzip: Das Instrument muss möglichst einfach zu spielen sein.
Pate hat ihm bei der Entwicklung des Instrumentes die Akkordzither gestanden. Inzwischen schreibt die Veeh-​Harfe nicht nur im Behindertenbereich eine Erfolgsgeschichte, sondern hat einen breiten Eingang unter älteren Menschen gefunden. Sie erfüllen sich mit diesem Instrument den lang gehegten Wunsch, einmal selbst ein Instrument spielen zu können. Mit der Veeh-​Harfe können selbst musikalische Laien in kürzester Zeit ein Instrument spielen, sich selbst und andere beim Singen begleiten.
Dass die Veeh-​Harfe sogar therapeutischen Charakter hat, haben Frau Planck aus Stuttgart und Christoph ein Junge mit Down-​Syndrom aus dem Schwarzwald erfahren.
Frau Planck hat eine erschütternde Geschichte hinter sich. Einst hatte sie Musik und Gesang studiert. Nach der Geburt ihres fünften Kindes erlitt sie einen Schlaganfall, der sie für zehn Monate an den Rollstuhl fesselte. Innerhalb von vier Jahren starben zwei ihrer Kinder.
Eine geplatzte Bandscheibe im Halswirbelbereich verursachte eine Teillähmung bis zur Brust. Die OP konnte nur von vorne durch den Hals durchgeführt werden. Dabei kam es zu einer punktuellen Stimmbänderlähmung. Nun war für die Sängerin auch diese Lebensäußerung nicht mehr möglich. Nach einer Operation an der Hand ist sie gänzlich verzweifelt. Doch dann entdeckt Frau Planck die Veeh-​Harfe. „Wenn auch nichts mehr geht mit meinen Gliedern“, so Vera Planck, „einen Finger werde ich sicher immer noch bis zum Lebensende ausstrecken können. Und mehr braucht man für die Veeh-​Harfe nicht.“ Frau Planck heute: „Die Veeh-​Harfe ist aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken. Sie hat für mich wirklich therapeutischen Charakter. Sogar die Verspannung meiner Stimme hat sich beim Spielen gelöst. Ich kann wieder singen. Gott sei Dank!“
Oder da ist Christoph, ein Down-​Syndrom-​Junge aus dem Schwarzwald. Er hört mit Begeisterung seine „Feiert-​Jesus-​Lieder“ und hat den brennenden Wunsch, selbst auch zu musizieren. Seine Mutter probiert alle möglichen Instrumente mit ihm aus. Sie erzählt:
„Gemeinsames Singen scheitert daran, dass er hingebungsvoll auf nur einem Ton brummt. Der Versuch, mit der Trommel Lieder zu begleiten, ist zwar für ihn eine große Freude, aber er kann den Rhythmus nicht halten. Seit dem 3. Advent 2008 nun hat sich ihm eine ganz neue Welt aufgetan. Wir besuchten gemeinsam einen Veeh-​Harfen-​Kurs im Schönblick bei Schwäbisch Gmünd. Zu Weihnachten bekam Christoph seine eigene Veeh-​Harfe. Zunächst begleitet er nur mein Klavierspiel und ist von seinen richtigen Melodien fasziniert. Die Weihnachtsmelodien sind ihm so bekannt und eingängig, dass er sie bald beherrscht und im Tempo und Rhythmus mithalten kann. Wir gründen eine Veeh-​Harfen-​Gruppe und das gemeinsame Spielen motiviert ihn sehr. Gleich Anfang Januar überraschen wir unsere Geburtstagsgäste mit zwei vierstimmigen Bachchorälen und Christoph erntet große Anerkennung, was seinen Eifer natürlich steigert.
Samstags, wenn er nicht zur Werkstatt muss, gehen wir immer mal wieder auf „Tournee“. Ältere Menschen, Geburtstagskinder, Kranke und Einsame werden besucht und wir bringen mit unseren Liedern Licht und Freude in manches Haus.
An seinem Geburtstag war der große Höhepunkt das gemeinsame Vorspielen in seiner Werkstatt. So hat sich Christophs größter Wunsch, auch mit musizieren zu können, erfüllt.“

Wer mehr über das Instrument erfahren möchte, kann am 4. März auch am Veeh-​Harfen-​Forumstag teilnehmen und in einem Workshop selbst das Instrument kennen lernen. Dazu ist jedoch eine Anmeldung erforderlich. Mehr über die Tagungsgebühren etc. unter Tel.07171/9707 – 0.

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