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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Neue Impulse für den Einsatz von Ehrenamtlichen beim Fachtag in St. Loreto

„Ehrenamtliche sind keine billigen Arbeitskräfte. Sie wirken sinnstiftend auf der Basis von Geben und Nehmen. Ehrenamt braucht hauptamtliche Koordination.“

Donnerstag, 11. März 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 48 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (pm).Das waren die Kernaussagen, die Experten und Ehrenamtliche bei einem Fachtag im Institut für Soziale Berufe „St. Loreto“ an einen großen Kreis Interessierter aus sozialen Institutionen weitergaben. Das Thema Ehrenamt brennt offensichtlich unter den Nägeln. Im öffentlichen und sozialen Leben wird es künftig unverzichtbar sein. Doch wo liegen die Chancen, wo gibt es Fallstricke, was macht das Engagement so wertvoll für die Gesellschaft? Das fragten sich die Studierenden im Kurs „Fachwirt für Organisation und Führung“ am Institut für Soziale Berufe und organisierten den Fachtag als Studienprojekt.
Gleich zu Beginn lieferte Bürgermeister Joachim Bläse ein leidenschaftliches Plädoyer für das Ehrenamt auf Augenhöhe. Es dürfe nicht als „günstige Alternative“ zum Einsatz kommen. Aus der Erfahrung mit Projekten in der Stadt und in Vereinen wisse er nur zu gut, dass freiwilliges Engagement nicht ohne Hauptamt machbar sei. Clemens Wochner-​Luikh von der Stiftung Haus Lindenhof machte deutlich, dass Ehrenamt beiderseitige Partnerschaft und Verantwortung bedeute. Über Zielsetzung, Wertschätzung und die Möglichkeit, wieder gehen zu dürfen, müssen man sich klar sein.
Juristisch gesehen entstehe zwischen Institution und Ehrenamtlichem ein klassisches Auftragsrecht, erklärte Rechtsanwalt Ulrich Brechtmann. So habe man bei einer fristlosen Kündigung des Ehrenamtes zwar eine juristische Handhabe aber kaum eine praktische. Der Beauftragte ist weisungsgebunden und hat über verwendete Mittel rechenschaft abzulegen. Dringend riet er jedoch, die ehrenamtlich Tätigen angemessen Haftpflicht zu versichern. Im Steuerrecht käme es bei der sogenannten Übungsleiterpauschale darauf an, dass die Tätigkeit nicht im Hauptberuf ausgeübt werde.
Praktische Tipps gab Rabea Krumm von der CaritasFreiwilligenAgentur. Über ein Talentprofil, das durch einen Erfassungsbogen erstellt wird, könne man Interessierte sehr genau nach ihren Fähigkeiten, Zeitvorstellungen und Erfahrungen einsetzen. Die Homepage weist aktuelle Angebote und Qualifizierungsmaßnahmen aus. Über die Bedeutung von Netzwerken im Ehrenamt sprach Iren Steiner, Landeskoordinatorin des BELA-​Projekts für Lebensqualität im Alter: „Netzwerke leben von der Kommunikation, von neuen Beziehungen und Eigeninitiative. Sie sind deshalb so effektiv, weil sie nicht verregelt sind.“ Ob mit Vereinen oder Industriepartnerschaften: Mit Kreativität lässt sich Freiwilligenarbeit weiterentwickeln.
Schließlich gaben zwei seit vielen Jahren ehrenamtlich Tätige Einblick in ihre Motivation und Arbeit. Maria Wagner von „Frauen helfen Frauen“ stellte klar, dass der Verein nur existiere, weil es die Ehrenamtlichen gebe. Sie wünschte sich deshalb den Erhalt der Finanzmittel, da sonst der Verein sterbe. Ingrid Ender organisiert ehrenamtlich Bergwanderungen und wünscht sich, dass derjenige, der seine Zeit in ein Ehrenamt stecke, als der Mensch angenommen und geschätzt werde, der er sei.
Eine Dokumentation des Fachtags ist über das Institut für Soziale Berufe erhältlich.

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