Kraftfahrzeuginnung: Jetzt auf Sommerreifen wechseln. Aber dabei gibt es einiges zu beachten
Wer ist dran, wenn das Rad abgeht? „Der, der es nicht richtig festgeschraubt hat“, sagt Manfred Baier, Sprecher der Kraftfahrzeuginnung Gmünd. Denn wer Räder wechselt, übernimmt die Verantwortung, dass alles in Ordnung ist. Das gilt für Werkstätten, das gilt auch für private Reifenwechsel.
Montag, 12. April 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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Der April bringt zwar meist noch Wetterkapriolen, aber nach Ostern ist es Zeit die Reifen zu wechseln. Spätestens, wenn die Temperaturen dauerhaft über zehn Grad liegen und keine Skitour mehr geplant ist, sollten die Winterreifen den Sommerreifen weichen. Autos, die im Sommer auf Winterreifen fahren, sind definitiv nicht an die Wetterverhältnisse angepasst. Das Problem: Die Gummimischungen von Winterreifen sind bei kalten Temperaturen besser, Sommerreifen bei warmen. Es gibt zwar kein Bußgeld, wie es bei fehlenden Winterreifen (40 Euro) fällig ist, aber das ist bei einem Unfall eher das kleinere Problem, meint Manfred Baier: „Wenn es knallt, gibt es bestimmt ein Schlaule, das sich die Reifen anschaut, denn das spielt dann bei Haftungsfrage und beim Schadensersatz eine Rolle, wenn die Länge des Bremswegs entscheidend ist.“ Der alte Ratschlag, alte Winterreifen im Sommer zu Ende zu fahren gelte heute nicht mehr.
Auf Sommerreifen zu wechseln ist auf alle Fälle der beste Rat. Aber auch da ist nichts mehr so wie früher, als der Mann zum Radkreuz griff und die Stahlfelge an den Käfer wuchtete. Heutzutage fahren Autos schon mal mit der doppelten Geschwindigkeit und dem mehrfachen Gewicht eines Käfers über die Autobahn.
„Wer nicht weiß, was ein Drehmomentschlüssel ist und ihn nicht bedienen kann, der sollte vom Räderwechsel ganz die Finger lassen’’, sagt Manfred Baier. Denn die tragische Geschichte, die er in Sachen Räderwechsel kennt, endete mit einem Gerichtsurteil: Zu 100 Tagessätzen zu je 30 Euro wurde eine Alfa-Fahrerin verurteilt, weil sie durch einen unsachgemäßen privaten Reifenwechsel auf der A8 bei Plieningen einen Unfall auslöste, der am Ende zum Tod eines Kindes führte. Nur weil beim privaten Räderwechsel wenigstens ein Drehmomentschlüssel eingesetzt wurde, fiel die Strafe vergleichsweise milde aus.
Das richtige Drehmoment beim Anziehen der Bolzen ist aber nicht das einzige Problem: „Reifen sind heutzutage Hightech. Manche dürfen nur in einer bestimmten Laufrichtung aufgezogen werden. Die Räder müssen ausgewuchtet werden, die Reifen müssen auf Schäden angeschaut werden und am Ende müssen die Schrauben richtig sitzen’’.
Für Werkstätten gelten dabei, was die Haftung angeht, harte Bedingungen, die in einschlägigen Urteilen festgelegt wurden. Wer privat seine Räder montiert und dann ein Rad verliert, muss selber für alle Schäden gerade stehen oder gar den Nachbarn verklagen, falls der beim Räderwechsel geholfen hat. Und im Ernstfall vor allem nachweisen, dass nicht grob fahrlässig gehandelt wurde.
„Wenn schon privater Räderwechsel, dann wenigstens nach 50 bis 100 Kilometern die Bolzen in der Fachwerkstatt nachziehen lassen’’, rät Manfred Baier. Mancher Kraftmeier, weiß der Experte, „hat da schon gestaunt, wenn sich herausgestellt hat, dass er mit den Bolzen das Gewinde der Alufelgen zerstört hat, weil er zu kräftigt zugelangt hat.“ Dann braucht’s eine neue Felge.
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