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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Fünf Männer müssen sich wegen Bandendiebstahl seit gestern vor dem Landgericht verantworten

Ob nun gestern vor der 2. Schwurgerichtskammer des Landgerichts Ellwangen, die der Vorsitzende Richter Ilg leitete, zumindest der Hauptangeklagte log, dass sich die Balken bogen oder ob man allen ihren Unschuldsbeteuerungen glauben kann, werden weitere Verhandlungstage vor dem Schwurgericht erweisen.

Mittwoch, 14. April 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 28 Sekunden Lesedauer

GMÜND-​ELLWANGEN (kos). Gestern wurden zuerst einmal von Staatsanwalt Böhmer die umfangreiche Anklageschrift gegen fünf Angeklagte aus dem Raum Gmünd wegen des Vorwurfs des gewerbsmäßigen Bandendiebstahls verlesen.
Die Anklageschrift gegen die fünf zwischen 40 und 60 Jahre alten Männer hatte es in sich. Nach ihr sollen die Angeklagten innerhalb weniger Jahre in großem Umfang Baumaschinen gestohlen, z.T. umgespritzt und verkauft oder selbst genutzt zu haben. Dabei handelte es sich um Radlader, Straßenfräsen, Bagger und andere Baumaschinen, die in Hannover, Gschwend, Stuttgart, Almersbach, Ludwigshafen, Bad Waldsee und anderen Orten entwendet wurden. Dabei soll ein Schaden von über 300 000 Euro entstanden sein.
Dabei sollen die Geschäftsbeziehungen bis nach Moldawien gereicht haben. Der Hauptangeklagte betrieb in einer Gemeinde bei Schwäbisch Gmünd ein Baugeschäft, in dem zum Teil auch die anderen Angeklagten angeblich in 400-​Euro-​Jobs beschäftigt waren. Allen wurde vorgeworfen, insgesamt über zehnmal teure Baumaschinen entwendet zu haben.
Keine Belege für die Schnäppchen-​Baumaschinen
Der Vorsitzende Richter befragte die Angeklagten, die laut ihrer beigeordneten Verteidiger (bis auf einen) Aussagen machen wollten. Dem Hauptangeklagten warf er vor, dass er in seiner Firma 13 gestohlene Baumaschinen umlackiert, eingesetzt oder weiter verkauft habe. Der Beschuldigte jedoch wollte davon nichts wissen. Er habe die Maschinen von bankrotten Firmen erworben oder als günstige Schnäppchen von Leuten, die ihm diese angeboten hätten. Der Richter machte ihn darauf aufmerksam, dass man dafür keine Belege gefunden habe bis auf einen, der sei jedoch gefälscht gewesen. Der hauptangeklagte Firmenbesitzer blieb bei seiner Darstellung, er habe diese Maschinen privat auch von Moldawiern, die damit gehandelt hätten, gekauft und bar bezahlt und dafür keine Rechnung erhalten.
Solch einen Blödsinn habe er selten gehört, meinte dazu der Richter. Es sei ein ungewöhnliches Geschäftsgebaren, Maschinen von hohem Wert ohne jede Papiere zu erwerben. Auch darauf wusste der Unternehmer aus einer Landgemeinde im Altkreis Gmünd eine Antwort. Das habe sich so ergeben, weil er nach einer eigenen Insolvenz seine Firma wieder aufgebaut habe. Dem Richter erschien es jedoch etwas seltsam, dass er keinen Verdacht schöpfte, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugehe. Es wäre schon ein hohes Risiko, solche Maschinen ohne Unterlagen für eine evtl. Gewährleistung zu erwerben. Der Beschuldigte blieb dabei. Er habe die Firma wieder aufgebaut, und die Maschinen wären Schnäppchen gewesen.
Richter Ilg befragte einen weiteren Angeklagten, der aussagte, bei dem befreundeten Firmeninhaber ab und an mitgearbeitet zu haben. Wo die Maschinen hergekommen sind, wisse er nicht. Ihm hielt der Richter entgegen, dass er überführt und rechtskräftig gemeinsam bereits mit dem Hauptangeklagten verurteilt wurde, einen Radlader entwendet zu haben. Der nächste Angeklagte ließ durch seinen Verteidiger erklären, er sei an den Taten nicht beteiligt gewesen. Auch ein weiterer angeblich Beteiligter wollte von nichts gewusst haben, er sei der Meinung gewesen, die Maschinen wären gekauft worden.
Über 40 Zeugen sollen jetzt Aufklärung bringen
Der weitere Verhandlungsverlauf am gestrigen Tag erbrachte keinen klärenden Aufschluss, zumal weitere Angeklagte zwar aussagten, bei dem Firmeninhaber mitgearbeitet zu haben, ansonsten aber vorgaben, wenig zu wissen.
Der gestrige Nachmittag war dem Beginn der Zeugenanhörung gewidmet. Über vierzig Zeugen sollen an weiteren Verhandlungstagen gehört werden. Dabei wird auch zur Sprache kommen, wie die ermittelnde Kriminalpolizei dem Diebstahl der Baumaschinen auf die Spur kam.
Bis zu den Plädoyers und zum nachfolgenden Urteil wird es also noch etwas dauern. Wir werden weiter berichten.

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