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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Stagnation im Winter — ist dies das Ende der wirtschaftlichen Erholung? — KSK-​Chef Carl Trinkl zur wirtschaftlichen Lage

Die deutsche Volkswirtschaft stagnierte im vierten Quartal 2009 und auch das erste Quartal 2010 wird kaum mehr als Stagnation bringen. Müssen wir also schon jetzt unsere Hoffnungen auf eine Erholung im Jahr 2010 begraben?

Mittwoch, 14. April 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 9 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (pm). Die Antwort vom Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Ostalb, Carl Trinkl, lautet: Nein! Trinkl kommentiert die derzeitige Wirtschaftslage wie folgt: Schon seit längerem war klar, dass der Weg der konjunkturellen Erholung keinen ganz glatten Belag haben wird, sondern leider einige Schlaglöcher aufweist. In eines davon ist die deutsche Volkswirtschaft hinein gefahren. Aufgerissen wurde es durch das Auslaufen der Abwrackprämie im September des vergangenen Jahres. Daraufhin brach der Pkw-​Inlandsabsatz schlagartig ein. Ein Phänomen, das man übrigens gerade eben auch in Frankreich beobachten kann: Vor der Verringerung des Förderbetrages steigen die Auftragseingänge der Automobilindustrie nochmals massiv an, seit Januar bricht der Absatz von Pkw aber regelrecht ein. Diese Nachfrageausfälle infolge des Auslaufens der Abwrackprämien kommen nicht unerwartet. Sie sind vielmehr die bewusst in Kauf genommene Folge der Krisenintervention: Man schaufelte Nachfrage aus der Zukunft in die Phase des größten wirtschaftlichen Einbruchs in 2009, um die Konjunktur zu glätten. Eine vernünftige und in letzter Konsequenz auch erfolgreiche Strategie.
Aus deutscher Sicht brach im Winter 2009/​2010 ein weiteres Schlagloch auf: Der Winter zeigte sich von einer Härte, wie wir es seit Jahren nicht mehr erlebt haben. Unter den zum Teil chaotischen Witterungsverhältnissen hatten gleich mehrere Branchen zu leiden. Als erstes denkt man zu Recht an die Bauwirtschaft. Bei kalten Temperaturen wird der Baubetrieb heruntergefahren. Das hat tarifrechtliche — es gibt Mindesttemperaturen, ab denen erst gearbeitet werden kann — wie auch ökonomische Gründe: Bei kalten Temperaturen wird das Bauen aufgrund von technischen Probleme zu kostspielig. Andere Branchen hatten aber auch darunter zu leiden, so der Einzelhandel: Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt denken die Menschen noch nicht daran, leichtere Kleidung einzukaufen. Schließlich hatte natürlich auch die Logistikbranche unter der Witterung zu leiden. Doch in der letzten Umfrage des ifo-​Institutes waren es gerade die Branchen, die zuvor unter der Witterung am meisten gelitten hatten, die nun von einer merklich besseren Konjunkturlage berichteten. Nun beginnt die Aufholjagd: Der Verkehr rollt wieder und auf den Baustellen wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Üblicherweise dauert es nur ein Quartal, bis der Stau sich aufgelöst hat. Man kann also nach der Winterflaute auf ein kräftiges Wachstum im zweiten Quartal setzen. Natürlich wird es in diesem Tempo nicht weiter gehen, doch auf dem Rücken der weiterhin starken weltwirtschaftlichen Entwicklungen und gestützt durch einige zum Jahresende auslaufende Investitionsanreize wird die deutsche Volkswirtschaft ihr Wachstumspotenzial ausschöpfen können.
Und wie geht es weiter? Auch der weitere Weg ist mit Schlaglöchern gepflastert. So wird sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt weiter verschlechtern. Auch in anderen Ländern laufen Abwrackprämien aus, was sich negativ auf die deutschen Exportperspektiven auswirkt. Die größte Herausforderung kommt aber erst 2011 auf Deutschland zu, wenn die globalen Konjunkturpakete zu Ende gehen und in zahlreichen Ländern die Haushaltskonsolidierung und –sanierung an oberster Stelle der Tagesordnung steht. Dass es diese Schlaglöcher gibt, bedeutet nicht zwangsläufig, dass man auch jedes mitnimmt. Wer die Strecke kennt, kann das eine oder andere umfahren oder sich zumindest rechtzeitig darauf einstellen.

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