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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Gleichstellungstag des Arbeitskreises Aktion Netzwerk mit buntem Programm auf dem Johannisplatz

„Inklusion“ ist das Motto, das ist ein bisschen sperrig. Aber bei „Dabei sein von Anfang an“weiß jeder, was gemeint ist: Menschen wachsen gemeinsam auf, spielen, lernen, arbeiten, leben miteinander. Das war das große Anliegen des gestrigen Gleichstellungstages.

Donnerstag, 06. Mai 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 31 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Richtig kalt war’s gestern auf dem Johannisplatz. Die vielen Akteure der Lebenshilfe und der Stiftung Haus Lindenhof, der Kooperationsklassen und Wohngemeinschaften ließen sich davon nicht entmutigen. In einem dreistündigen Programm zeigten sie mit Interviews und verschiedenen Aktionen, was ihnen am Herzen liegt; zudem wurde gesungen und getanzt, es gab viel Musik und noch mehr Informationen über Menschen mit Behinderung aller Altersgruppen und in allen Lebenslagen.
Unter vielen anderen begrüßte Moderator Ralf Tödter den Oberbürgermeister der Stadt, Richard Arnold, Sozialamtschef Dieter Lehmann und Vertreter der Stadtwerke. Im vergangenen Jahr hatte sich Pädagogin Marianne Sachsenmaier nämlich im Namen der Menschen mit Behinderung Schwimmbadlifter gewünscht, und Bäder-​Ansprechpartner Vetter konnte der applaudierenden, ja jubelnden Versammlung versichern, dass der Hallenbadlifter in der Sommerpause eingebaut wird, und dass auch das Freibad eine entsprechende Einrichtung erhalten soll. Weitere große Wünsche der Menschen mit Behinderung, so Sachsenmaier, sind eine Veränderung der Behindertenumkleideräume, damit diese auch für Menschen mit schwersten Behinderungen nutzbar sind, eine fahrbare Duschliege und eine höhenverstellbare Wandliege. OB Arnold versprach, sich auf die Suche nach Sponsoren zu machen. Er erinnerte an seinen Besuch des Dunkelcafés im vergangenen Jahr, und an die Freundschaften die seither entstanden seien. Barrieren abzubauen sei wichtig, noch wichtiger aber sei es, dass „endlich die Barrieren im Kopf fallen“: „Das ist das dickste Brett, das wir bohren müssen“. Es sei gut, so Arnold, dass auf die Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung aufmerksam gemacht werde. In diesem Zusammenhang kündigte er den Gmünder Behindertenstadtplan“ an, an dem Dieter Lehmann arbeitet. Ralf Tödter dankte Arnold für seinen Einsatz: „Es bewegt sich wirklich etwas in Gmünd“.
Insbesondere Kinder und Jugendliche waren gestern angesprochen. Maria Bräuning, Koordinatorin der Aktion Netzwerk, erklärte, dass „barrierefreier“ Umgang mit Menschen mit Behinderung nur möglich ist, wenn Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam in einer Gesellschaft aufwachsen. Dank eines Rollstuhlparcours und anderen „Wahrnehmungsangeboten“, die in Kooperation mit dem Institut für soziale Berufe St. Loreto entstanden sind, hatten insbesondere Schulklassen die Möglichkeit, sich mit Handicaps auseinanderzusetzen.
Seit 2003 gibt es in Gmünd den Arbeitskreis Netzwerk, ein Zusammenschluss von Schulen, Einrichtungen, Beratungsstellen, Beiräten, Ehranamtlichen, die sich für eine menschenfreundliche, barrierefreie Stadt einsetzt, vor allem auch für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben: Sie wollen und sollen „dabei sein von Anfang an“, mittendrin sein, statt außen vor, und ganz normal dazugehören. Wie das aussehen kann, wurde gestern auf vielfältige Weise demonstriert.
Erkan Gezen und Frank Eißmann von der Stiftung Haus Lindenhof erklärten etwa, was die im März 2009 auch in Deutschland in Kraft getretene UN-​Konvention über die Rechte Behinderter bedeutet – für Erkan Gezen etwa ist es vor allem wichtig, arbeiten zu dürfen, wie alle anderen, und auch die Barrierefreiheit ist dem Rollstuhlfahrer ein großes Anliegen. Helmut Seiler, Susanne Eisele und Martin Fürst machten für den Elisabethenberg in Lorch deutlich, wie viel mehr an Lebensqualität es bedeutet, ambulant betreut zu wohnen. Die Berufsvorbereitende Klasse wurde vorgestellt, der Lebenshilfe-​Kindergarten, die Arbeit in den Cafeterien des Bereiches Arbeit und Integration der Stiftung Haus Lindenhof und anderes mehr. Ganz entzückend war ein Seifenblasenauftritt der integrativen Krabbelgruppe in der Martinus-​Schule — eine Mama erklärte, warum dieses Miteinander von Anfang an auch für ein gesundes Kind große Vorteile hat. Die Band und die Percussiongruppe der Martinus-​Schule musizierten, Tiramisu sang, der Chor der Klosterbergschule, zudem deren Formation „Klopfspechte“. Auch die Band Staubstumm der Stiftung Haus Lindenhof und die Jazz-​Tanz Gruppe der Lebenshilfe trugen zur Unterhaltung der Gäste bei.

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