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Ein Dreigestirn an der Schwelle zur Abstraktion

Eine Gelegenheit, die sich das Museum im Prediger nicht entgehen lassen wollte: Im 100. Todesjahr Hermann Pleuers alle 31 Bilder zu zeigen, die sich in seinem Besitz befinden. Erstmals zusammengeführt wird Pleuers Werk mit dem Schaffen von Peter Jakob Schober und Paul Mahringer — ein Maler-​Dreigestirn, das sich auf die Abstraktion hin bewegte.

Mittwoch, 16. November 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 21 Sekunden Lesedauer

AUSSTELLUNG (rw). Es gibt noch weiteres zu dieser Ausstellung zu vermerken: Es ist die letzte in den Museums-​Räumen in diesem Jahr und die letzte, die unter der Leitung von Dr. Gabriele Holthuis entstand, die ab Januar dem Ulmer Museum vorsteht. Zur Pleuer, Schober, Mahringer-​Ausstellung erscheint der 43. Katalog des Museums, der in den 12 Jahren unter Holthuis entstand. Und zum Schluss noch ein Novum, mit dem sich Schwäbisch Gmünd an die übrige Museums-​Welt andockt: Zum ersten Mal werden hier die neuen Audio-​Guides eingesetzt.
Die Ausstellungs-​Eröffnung am Freitagabend im Prediger-​Innenhof (Beginn um 19 Uhr) ist zugleich die Verabschiedung von Gabriele Holthuis; am Abend zuvor lädt der Museumsverein seine Mitglieder in die Ausstellung zur „Pleuer-​Party“ ein, dabei werden zwei Pleuer-​Gemälde als Schenkung überreicht, und auch der Verein nimmt Abschied von der Museumsleiterin. Den zur Ausstellung erscheinenden Katalog hat der Museumsverein wiederum finanziell unterstützt, wie Vorsitzender Ulrich Fischer sagt. Auch die Stadtwerke fördern die Ausstellung. Die Kosten für die Audioguides übernimmt die Firma Ropa. „Sie werden das Verhalten der Besucher verändern“, ist sich Gabriele Holthuis sicher. Es handelt sich, so Ropa-​Geschäftsführer Stephan Crummenauer, um ein offenes System. Das Display zeigt Bilder, man könnte es auch für Stadtführungen und die Landesgartenschau verwenden, für Wege aus dem Museum hinaus und zurück.
Für die Gmünder sind Hermann Pleuer (1863 — 1911), der aus Gschwend stammende Peter Jakob Schober (1897 — 1983) und Paul Mahringer (1904 — 1969) gute Bekannte. Zusammen zu sehen waren ihre Werke, 100 Jahre Malerei umspannend, in einer einzigen Ausstellung bislang nicht. Dabei veranschaulichen die Werke dieser hier zum Dreigestirn zusammengespannten Maler Entwicklungstendenzen, die traditionsgebundene wie auch innovative Merkmale aufweisen. Traditionell ist bei allen drei die Wahl der klassischen Themen Porträt, Stillleben und Landschaft. Auf den Weg hin zur Abstraktion — die titelgebende Klammer der Ausstellung - machen sich ebenfalls alle drei im Laufe ihres Lebens. Doch die Schwelle überschritten sie nicht, sie blieben auf der Seite des Gegenständlichen, bezogen aber aus der Abstraktion entscheidende Impulse. Interessante Vergleiche ergeben sich überdies aus dem unterschiedlichen Umgang der drei Maler mit Dunkelheit und Schatten, Licht und Farbe, Malduktus und Komposition.
Für Gabriele Holthuis ist es eine Gelegenheit, alle 31 im Besitz des Museums befindlichen Pleuer-​Gemälde zu zeigen, eine ganze Menge also, und von wegen nur Eisenbahn-​Malerei. Der schwäbische Impressionist, für den Nacht und Schatten zu abstrahierenden Stilmitteln schlechthin wurden, wird hier als Landschafts– und Genre-​Maler gezeigt.
Ein Mann der leuchtenden, kraft– und prachtvollen Farben war Peter Jakob Schober. In seinen Gemälden widmet er sich trotz aller Auflösung immer dem Detail, wofür beispielhaft die Blumenstücke stehen. Verblüffend dabei sein Umgang mit der Farbe Weiß, sei es in Winterlandschaften oder an blühenden Obstbäumen. Schobers Bilder in dieser Ausstellung stammen überwiegend aus Privatbesitz. Paul Mahringer kann in diesem Trio als der Maler des Lichts gelten: Seine pastellfarbenen Landschaften sind von einer sommerlichen Atmosphäre durchtränkt, und mögen sie noch so rhythmisch durchdrungen sein, bleibt doch ihr Ausgangspunkt die Welt der Gegenständlichkeit

„Hermann Pleuer, Peter Jakob Schober, Paul Mahringer — Wege zur Abstraktion“. Ausstellung im Museum im Prediger vom 18. November bis 9. April. Eröffnung: Freitag, 18. November, 19 Uhr, Prediger-​Innenhof. Katalog (88 Seiten, 18 Euro) im Museumsshop erhältlich.

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