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Märchenhaft, betörend, bezaubernd: Konstantin Wecker, das ladinisch singende Trio „Ganes“ und Annette Postel

In gewohnter Manier versammelte das SWR-​Studiobrettl im Stadtgarten die Crème de la Crème der Unterhaltung. So konnten sich die Besucher am Freitag im ausverkauften Saal auf einen tollen Abend mit dem Liedermacher Konstantin Wecker, der Chanteuse Annette Postel und dem jungen Gesangstrio „Ganes“ freuen.

Dienstag, 15. Februar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 31 Sekunden Lesedauer

KONZERT (cl). Den Beginn machte die Gruppe „Ganes“ aus Südtirol. Ein außergewöhnliches Trio, bestehend aus den Schwestern Marlene und Elisabeth Schuen und ihrer Cousine Maria Moling. Unterstützt von einer kleinen Band, begeisterten sie mit anschmiegsamer intelligenter Popmusik mit alpiner Tönung, alles in ladinischer Sprache. Es beginnt schon beim Namen ihrer Formation. Sie nennen sich „Ganes“ – in der Mythologie ihrer Dolomiten-​Heimat sind das fabelhafte Flussnixen. „Diese sind eigentlich sehr nett, nur, wenn man böse zu ihnen ist, können sie einen verhexen“, so eine der Sängerinnen.
Auch das Trio war sehr nett, und verzaubern konnten die jungen Frauen die Besucher allemal – auf angenehme Weise: mit betörend perfekt harmonierendem, dreistimmigem Gesang. Und überhaupt, mit ihrer einnehmenden Art, ihrer Zugewandtheit und ihrer ungekünstelten Fröhlichkeit, ihrer Leidenschaft und dem enormen Spaß am Singen. Und mit einer Musik, in der sich moderne urbane Pop-​Elemente mit den musikalischen Wurzeln ihrer ländlichen Alpenheimat, einem ladinischen Dorf im Südtiroler Gadertal, vermischten.
Dann kam er, auf den die meisten im Saal gespannt gewartet hatten: Konstantin Wecker. Ein Revoluzzer und Genießer, ein Anarcho und Entertainer. Eine wilde Mischung, aber eine, die funktionierte. Weil Wecker authentisch wirkte, weil er glaubwürdig war, auch wenn seine Texte hundertfach erprobt sind.
Anrührend sollte es werden, witzig und furios, voller Poesie und Inspiration. Ehrlich und aufrichtig die Inhalte – nicht ungefähr. Und schon nach den ersten Takten zu Beginn seines Auftrittes merkten die Besucher, dass hier Wort gehalten wurde. Schön war es, alte Lieder wie „Der alte Kaiser“ wieder einmal live zu hören. Aber Konstantin Wecker machte nicht nur auf Nostalgie. Immer wieder ströme es aus ihm heraus, so erzählte er. Zehn Wochen lang arbeitete er in seinem Landhaus in der kontemplativen Einsamkeit der Toskana an neuen Liedern.
Apropos neue Lieder: Der Liedermacher nutzte den Auftritt um ein neues Stück zu festigen, es am Publikum zu testen, wenn auch mit den Augen noch etwas zu sehr an seinem Liedtext fixiert. Dann kam aber das Geständnis einer neuen Liebe: Konstantin Wecker ist verknallt! In „Das Lächeln meiner Kanzlerin“. Ironisch, bissig, charmant war auch dieser Titel.
Herzlich zu lachen hatten die Besucher beim Auftritt der dritten Künstlerin des Abends: Annette Postel und ihr Salonorchester Schwanen. Ob mit Sonnenbrille auf der Nase oder als erheiternde „Königin der Nacht“ – in ihren sehr witzigen und anspielungsreichen Opern-​Parodien drehte sich alles um Koloraturen, Krisen und den Kampf ums hohe C. Dabei bewies die Chanteuse Annette Postel, dass Oper ganz und gar nicht altmodisch und von gestern ist.
Gekonnt mischte sie berühmte Arien eines Bizet oder Mozart frech mit ihren ironischen Liedtexten auf. Wer sich in der Opernliteratur auskannte, hatte eindeutig mehr von diesen augenzwinkernden, satirischen Ausflügen in die Welt der Carmen oder der Königin der Nacht. Doch Annette Postel mit der starken, operntauglichen Stimme kann nicht nur Oper vom Podest holen, sondern machte auch gekonnt auf argentinischen Tango oder Rockstar. Bei ihren Parodien zu „Oh Donna Clara“ oder zum Stones-​Hit „I can’t get no Satisfaction“ lachte das Publikum Tränen.
Das SWR2-​Studiobrettl bot wieder einmal beste Unterhaltung und führte die Zuschauer mit viel gekonntem Witz und hervorragender Musik auf sehr unterhaltsame Weise durch den Abend – wie auch der lang anhaltende Beifall und die Zugaben eindrucksvoll unterstrichen.

Das SWR2-​Studiobrettl XXL im Gmünder Stadtgarten wurde für den Rundfunk aufgezeichnet. Gesendet wird es am Samstag, 19. Februar, ab 23.03 Uhr auf SWR2.

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