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Nachrichten Kultur

Christian Brückner setzt seine „Klassiker“-Reihe mit einem Abend zu Ehren der Gschwender Wirtslegende Rolf Kuhn fort

Die Geschichte hat einst im „Ochsen“ begonnen: Hier trafen sich vor einem Vierteljahrhundert junge Gschwender Kulturmacher, um nächtelang hitzig über das Leben auf dem Lande zu diskutieren und über die Möglichkeiten, hier ein ambitioniertes Kulturprogramm auf die Beine zu stellen.

Mittwoch, 16. Februar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 16 Sekunden Lesedauer

LITERATUR. (len). Sie wollten Orte und Momente der Begegnung schaffen, Auseinandersetzungen ermöglichen mit spannenden Gästen – Künstlern, Wissenschaftlern, Journalisten, Politikern. Sollte, kann das möglich sein, geht das, in einem kleinen Dorf im Schwäbischen Wald?
Und immer mit dabei und mittendrin: Rolf Kuhn, Ochsenwirt. Er verköstigte die Diskutanten, kühlte so manches erhitzte Gemüt, machte Mut und bestimmte die Atmosphäre mit seinem unbeschreiblichen, klugen Humor.
So wurde der „Ochsen“ schnell zum „Vereinsheim“ des jungen Kulturvereins, und Rolf Kuhn war nicht nur für das Catering für die Künstler zuständig, viel mehr als das wurde er zum Mentor, kritisch-​liebevollen Ratgeber, Begleiter und Freund des so entstehenden Musikwinters. Auch mit vielen der Künstler verbanden ihn jahrelange, schöne Freundschaften – Eva Maria Hagen, Eberhard Weber, Ernst Konarek und eben: Christian Brückner. Vor einigen Monaten ist Rolf Kuhn nach langer schwerer Krankheit verstorben. Ihm widmet das Gschwender Bilderhaus am kommenden Freitag einen literarischen Abend. Christian Brückner wird aus James Joyces Frühwerk „Dubliners“ das Kapitel „Die Toten“ lesen. Ein literarisches Highlight und ein rezitatorischer Ohrenschmaus!
Das magische Timbre seiner Stimme ist ein Phänomen. Alain Delon, Marlon Brando, Harvey Keitel hat er gesprochen – und natürlich Robert de Niro. In seiner Stimme liegt eine faszinierende Melancholie, ein Ton, der große Erzählungen auf sehr sinnliche Weise vermittelt. Christian Brückners Stimme erkennt man vor dem ersten Wort, schon dann, wenn er Luft holt. Ihr zuhörend, ist man stets erstaunt darüber, dass die deutsche Sprache auf so sensible Art spröde klingen kann – und vielleicht ist dies das Erfolgsgeheimnis und der Grund für seine immense Popularität.
Längst ist das Etikett vergeben: „Die Stimme“ nennt ihn die Presse, die in den letzten Jahren zunehmend das Phänomen Brückner untersucht. Als erster Sprecher und Rezitator hat Christian Brückner den bedeutendsten deutschen Medienpreis, den Grimme-​Preis, erhalten. Für sein Gesamtwerk wurde er im Sommer 2005 mit dem „Deutschen-​Hörbuch-​Preis“ ausgezeichnet.
„Die Toten“ ist der Schwer– und gleichzeitig auch der Schlusspunkt von James Joyces Frühwerk „Dubliners“, das trotz der Fertigstellung im Jahr 1907 erst 1914 veröffentlicht wurde. Durch alle Geschichten dieses Erzählbandes zieht sich Joyces kritische Betrachtung seines Heimatlandes, eines Landes zwischen nationalem Aufbruch und kolonialer Mutlosigkeit, voller Sehnsucht nach der weiten Welt. Der für die moderne Literatur wegweisende irische Schriftsteller, der vor allen mit seinen als unübersetzbar geltenden Werken „Ulysses“ und „Finnegans Wake“ berühmt wurde, konzentriert sich auch hier auf eine differenzierte psychologische Darstellung seiner Charaktere und stellt deren Innensicht in den Mittelpunkt des Erzählens.
Anlässlich eines Balls analysiert James Joyce in der Erzählung „Die Toten“ die dort versammelte irische Gesellschaft und zeigt die unterschwelligen Konflikte und Unsicherheiten, aber auch die Versöhnungen, die am Ende der Geschichte und aller gescheiterten Verständigungen stehen. Die Erzählung gilt als „Achse in Joyces Werk“ und als eine der brillantesten Erzählungen englischer Sprache – und reiht sich damit nahtlos in Christian Brückners „Klassiker“ im bilderhaus ein.

Christian Brückner ist am Freitag, 18. Februar, zu Gast im Bilderhaus Gschwend. Saalöffnung: 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr. Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen, im Bilderhaus unter 07972 — 72222 und online unter www​.bilder​haus​.de.

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