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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Werner Sand, Leiter des Berufskollegs für Design, Schmuck und Gerät im Arenhaus, strebt Studiengang „Manufaktur-​Design“ an

Schmuckgestaltung, das gab es einmal an der Gmünder Fachhochschule. Wenn es nach Dr. Werner Sand geht, könnte wieder ein Schmuck-​Studiengang eingerichtet werden – innerhalb einer Dualen Hochschule.

Freitag, 18. Februar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (rw). Die Hochschule für Gestaltung hat längst einen anderen Weg eingeschlagen, die Schmuckgestaltung endete dort in den 90er-​Jahren ziemlich sang– und klanglos. Aber es gibt die Ausbildung zum Gold– und Silberschmied in Schwäbisch Gmünd natürlich noch, an der Fachschule für Gestaltung, Schmuck und Gerät, die in zwei Jahren zum Meister führt, und am Berufskolleg für Design, Schmuck und Gerät im Arenhaus am Marktplatz. Das Schulhaus gehört der Stadt, Berufskolleg wie Fachschulen befinden sich aber in der Trägerschaft des Landkreises.
Dem Berufskolleg im Arenhaus steht seit 1991 Studiendirektor Dr. Werner Sand vor. In seiner Vollzeitschule werden in drei Klassen und in drei Jahren 70 angehende Gold– und Silberschmiede ausgebildet. 24 Absolventen sind es pro Jahr, und denen könnte ein Studiengang eine weiterführende Perspektive bieten – und Schwäbisch Gmünd könnte seine Ausbildungsstätten für die Branche stärken, wenn das Studium „Manufaktur-​Design“ eingeführt wird. Die Schülerzahl ist im Übrigen stabil, es bewerben sich pro Jahr immer etwa 50 bis 60 junge Leute um einen Platz, knapp die Hälfte sind Abiturienten. Eine vergleichbare Schule mit einer Klasse mehr gibt es in Pforzheim.
Die Branche steckt in einem tiefgreifenden Wandel, den Werner Sand so beschreibt: „Im Berufsfeld Gold und Silber zeichnet sich seit vielen Jahren das Steigen der Rohstoffpreise bei gleichzeitig zurückgehendem Personalbedarf ab. Das hat seine Ursache auch in den Konsequenzen der wirtschaftlichen Globalisierung. Vielfach wird im Ausland produziert und im Inland verkauft.“
Festzustellen sei außerdem, dass sich die Sichtweise auf Schmuck verändert, auch in der Folge technischer Errungenschaften: „Es ist nicht mehr alles Gold, was gelblich glänzt, und es sind nicht immer Brillanten, die an einem Schmuckstück funkeln. Galvanisiertes Plastik, Synthesen und Imitationen durchsetzen den Schmuckmarkt.“ Es gebe immer noch den hochwertigen Schmuck aus Gold, handgefertigt und mit edlen Steinen besetzt, „doch der Preis dafür steigt immer höher.“ Jüngere Leute könnten sich diese Ausgaben nicht leisten und mit Begriffen wie „edel“ und „Symbol für Unvergänglichkeit“ nichts mehr anfangen. Die jetzige berufliche Situation konzentriere sich auf die Vermittlung tradierter Werte. „Was passiert, wenn die Ressourcen an Rohstoffen sich so verknappen, dass sie im bisherigen Umfang nicht mehr zur Verfügung stehen und damit für den Kunden eigentlich nicht mehr bezahlbar sind?“ Mit Silber könne sicher noch lange gearbeitet werden. Silber laufe aber in Verbindung mit dem Schwefelgehalt der Luft an und habe daher eine galvanische Veredelung nötig.
In neuen Legierungen – Werner Sand blickt dabei in Richtung FEM und Umicore, beide in Schwäbisch Gmünd und mit einzigartiger Kompetenz – könne eine große Chance liegen.
Ein Studiengang könnte im technisch-​wissenschaftlichen und im künstlerischen Bereich ansetzen
Eine neue Sichtweise zu schaffen auf das, was unter Schmuck verstanden wird sei dienlich: „Es gilt weiterhin die Begriffe edel, unvergänglich usw. mit neuen Inhalten zu füllen und die Kunden auf das Wichtigste in einem Kleinkunstwerk – und dazu kann Schmuck gezählt werden – hinzuführen, nämlich auf die Idee der Gestaltung. Materielle Werte ersetzen nicht die Qualität der Gestaltung.“
Hier setze der neue Studiengang auf zwei Ebenen an: Im technisch-​wissenschaftlichen Bereich, wo Materialien und Legierungen zu entwickeln sind, die den Kriterien der Verarbeitbarkeit, Haptik und Wertanmutung genügen. Und im künstlerischen Bereich, wo neue Gestaltungsmöglichkeiten zu finden sind. „Der Entwurf muss in Richtung Manufaktur und Einzelschmuck gehen, gleichzeitig muss darauf geachtet werden, dass er finanziell akzeptabel ist. Man muss auch näher an die Adressaten, und es soll nicht in den Ruch des Schnelllebigen kommen. Das alles ist der Branche bekannt, nur wird’s nicht gemacht“, sagt Werner Sand.
Der Arenhaus-​Direktor hat sein Konzept für einen Studiengang mit sechs, sieben Semestern OB Arnold, Bürgermeister Bläse und Landrat Klaus Pavel vorgestellt. Interesse ist vorhanden – eine Einschränkung auch: „So ein Studiengang macht nur Sinn, wenn die Absolventen hinterher auf dem Arbeitsmarkt unterkommen“, sagt Joachim Bläse, „und soweit sind wir noch nicht.“
Ähnlich sieht es die Kreisverwaltung: Es müsse noch konkretisiert und geprüft werden, sagt Pavels Referent Patrick Rapp. Gespräche mit Arbeitgebern würden geführt, „das läuft noch immer und muss Schritt für Schritt aufgearbeitet werden“, so Bläse.
Andere sind möglicherweise schon weiter: Die Goldschmiedeschule in Hanau will nächstes Jahr mit einem Studiengang beginnen, wie er von Werner Sand skizziert wird. Dies bedeute nicht zwingend Konkurrenz, meint Joachim Bläse: „Vielleicht kann man von denen lernen.“

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