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Emphatisch und konzentriert: Der Pianist Michael Nuber spielte Werke von Franz Liszt

Rege ist seine Konzerttätigkeit: Der Pianist Michael Nuber spielte in zwei Konzerten in Aalen und Schwäbisch Gmünd ein Programm zum 200. Geburtstag von Franz Liszt — die Liebesträume, Impromptu Fis-​Dur, Petrarca-​Sonett 104 und Harmonie du soir (Etude) waren zu hören.

Freitag, 25. Februar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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KONZERT (fif). Vor die große Liszt-​Partie stellte er Franz Schuberts Sonate B-​Dur D 960, deren erster Satz „Molto moderato“, einer der längsten in der Sonatengeschichte darstellt und ausführlichst, quasi in „himmlischer Länge“ vom Pianisten wiedergegeben wurde. Der Melodie verlieh er einprägende Intensität, sie ist das Fundament und tritt in unerschöpflichen Variationen auf.
Mit allen Mitteln verbreitete Nuber ihren Klangzauber immer wieder aufs Neue, wenn sie bereichert aus weiter Ferne heimkehrte — stundenlang hätte man diesen harmonischen Ausflügen lauschen können. Die Auflösungen am Ende der Reprise spielte Nuber mit schwerer Süße, die im Andante sostenuto in Melancholie mündete und auf den sanft gestalteten Bässen ruhte. Auf die beiden langsamen Sätze nun das lebendige Scherzo mit seinen durchaus widerspenstigen Passagen und Allegro ma non troppo, das er im Auftakt besonders akzentuierte und umso dezenter zu langen Crescendi wieder aufbaute. Die Aufmerksamkeit der Hörer konnte der Künstler mit großem Spannungsbogen über alle Sätze hinweg fesseln, spielte entspannt, mit technischer Sicherheit, ganz dem Thema verpflichtet. „Ein sauberes Spiel voll Geist und Empfindung“, wie Schubert es sich gewünscht hatte, wurde mit kräftigem Beifall belohnt. Liszts „Liebesträume“ — eigentlich Notturnos — um 1850 komponiert, entstanden aus Liedern, deren Grundlage Gedichte von F. Freiligrath und L. Uhland waren und mit Beigabe von einem guten Schuss Virtuosität umgearbeitet wurden. Oft als kitschig bezeichnet, belehrte Nuber sein Publikum eines Besseren, erweckte den tiefromantischen Geist, spielte keineswegs schmachtend, sondern brillant und versonnen. Verzierungen gestaltete er klar, Läufe und Triller souverän. Wie selbstverständlich flossen seine Arpeggien, die er zart verklingen ließ.
Emphatisch und hoch konzentriert widmete er sich dem Impromptu Fis-​Dur und spürte Unergründlichem nach. Sinn und Ohr für die Lisztsche Welt derart geöffnet, führte der Künstler in transzendente Räume, seine Hörer folgten ihm willig bei der Visionssuche in der Konzertetüde Nr. 11 „Harmonie du soir“. Ästhetisch kreierte er eine abendliche Stimmung, um sie mit virtuosen Akkordkaskaden zu strahlenden Höhepunkten zu erheben. Übergänge verschleierte er fein im Pedal, auch in extremen Lagen spielte er differenziert von feinsten Nuancen bis zu großen Ausbrüchen — ein fulminant gespieltes Werk.
Aus „Années des Pelerinage: Sonetto 104 del Petrarca“ — auch dieses Stück von Franz Liszt zunächst für Gesang und Klavier komponiert — rundete das zweite Liszt-​Konzert in der über das ganze Jahr reichenden Reihe ab. Nicht allein den turbulenten Szenen war der Pianist gewachsen, sein Können zeigte er geradeso in den rezitativischen Passagen, dort wo die Musik „spricht“ oder Nuber mit dem Klavier „redet“ und eins wird mit dem Instrument.

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