Höherlegung und Renaturierung des Josefsbachs erneut ausführlich unter die Lupe genommen
Bei einem ausführlichen Pressegespräch und einer noch längeren Sitzung des Bau– und Umweltausschusses ging es gestern um die Höherlegung, Uferbefestigung und Neugestaltung des Josefsbachs im Rahmen des Landesgartenschaukonzepts. Die Frage des Hochwasserschutzes stand hierbei im besonderen Blickpunkt.
Donnerstag, 03. Februar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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Die Brandt Gerdes Wasserwirtschaft GmbH aus Darmstadt hat sich ganz besonders dem Thema Hochwasserschutz im Zuge der Renaturierungsmaßnahmen an Rems und Josefsbach angenommen. Geschäftsführer Dipl.-Ing. Thomas Schönrich und seine Mitarbeiter überraschten gestern mit dem Hinweis, dass sie an jenem Tag des Hochwassers extra nach Schwäbisch Gmünd kamen, um sich die beiden Flussläufe unter Hochwasserbedingungen anzuschauen, um praxisnah Rückschlüsse auf ihre bisherigen Berechnungen und Computersimulationen zu ziehen. Zwar gibt es am Josefsbach keinen Pegel, doch nach Blick auf die Messdaten an der Rems-Station glauben sie, dass es sich allenfalls nur um ein zehnjähriges Hochwasserereignis gehandelt habe. Dennoch: „Die Wasserbaumaßnahmen an der Rems haben diesen ersten Härtetest zu 99 Prozent bestanden“. Auch angesichts des Josefsbachs sind sie nun fest überzeugt, dass die anvisierten Maßnahmen zu keiner größeren Hochwassergefahr führen werden.
„Auch ein extremes Hochwasser passt dann da noch durch“, unterstrich Thomas Schönrich in der Stadtrats-Sitzung am Abend, als sich die Bürgervertreter wiederholt auch nach der Stabilität bzw. den befürchteten Engstellen an den Brücken erkundigten. Schönrich erklärte, dass der Josefsbach ja nicht nur höhergelegt werde, sondern ein neues Profil erhalte. In der Gesamtbilanz bedeute dies dann: Die Aufweitung habe für den Durchfluss eine stärkere Auswirkung als die Auffüllung. Alle Brücken seien auf ihre Stabilität hin überprüft worden. Die Fundamente seien stark genug, um an den Seiten dem Wasserdruck stand zu halten. Auch der Querschnitt der Bögen sei groß genug, so dass da nach menschlichem Ermessen jede Flutwelle durchkomme. Immer wieder taucht die Angst auf, dass sich da Bäume und anderes Treibgut ansammelt, so dass sich gefährliche Staus bilden könnten. Hierzu meinten die Experten, dass durch die Höherlegung des Bachs und somit des Wasserspiegels die Arbeitsbedingungen für Hochwasserhelfer sogar günstiger werden, um gegebenenfalls solche Staugefahren rasch zu beseitigen. Speziell auf die sorgenvoll von unserer Zeitung dokumentierten Szenen an der historischen Fünfknopfturmbrücke eingehend, erklärten die Wasserbauexperten eine dort vorgesehene Besonderheit: Kurz vor der Brücke sei eine Stufe vorgesehen, so dass an dieser Stelle der Bachgrund nur um eineinhalb Meter angehoben sein werde. Ansonsten werden es zwei bis zweieinhalb Meter sein.
Die Ausführung des Höherlegens ist eine kleine Wissenschaft für sich. Zum einen muss im ausgeklügelten „Sandwich-System“ das Grundwasser, das links und rechts aus den Böschungen herein drückt in ein 40 Zentimeter dickes Drainagerohr gelenkt werden, um eine Rückstaugefahr für Kellerräume entlang des Josefsbachs auszuschließen. Anderseits darf der Bach in den Sommermonaten nicht austrocknen, so dass oben auf dem „Sandwich“ bzw. knapp unterhalb einer Flusssteinlage eine wasserundurchlässige Schicht aufgebracht wird. Das klingt jetzt nach sehr hohen Materialkosten. Erfreut konnten die Gartenschau-Macher jedoch darlegen, dass sehr gut geeignetes Deckschichtmaterial aus dem Aushub für Baumaßnahmen im Industriegebiet Gügling und die weitere Auffüllung aus dem Tunnelbau praktisch kostenlos und somit nachhaltig entnommen werden kann.
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