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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Erster Bäuerinnentag in Aalen-​Oberalfingen organisiert vom Bauernverband Ostalb /​Eine gute Tradition wird wiederbelebt

Es gab sie schon einmal, diese „Bäuerinnentage“. Immer im Februar, um die Zeit von Mariä Lichtmess, wurden sie vom Amt für Landwirtschaft und den Landfrauen organisiert und erfreuten sich sehr großer Beliebtheit. Nach Jahren ohne Bäuerinnentag hat es sich der Bauernverband zur Aufgabe gemacht, diese Treffen wieder ins Leben zu rufen. Von Dorothee Wörner

Mittwoch, 09. Februar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 33 Sekunden Lesedauer

GMÜND /​OSTALBKREIS Nachdem sich die beiden Kreisverbände Gmünd und Aalen jüngst zum Bauernverband Ostalb zusammengeschlossen haben, konnte dessen Vorsitzender Anton Weber zahlreiche Bäuerinnen aus einem großen Einzugsgebiet begrüßen. Die Anwesenden kamen beispielsweise aus Gmünd, Alfdorf oder Gschwend, aus Bartholomä oder aus Ellwangen. Weber zeigte sich begeistert über den guten Besuch und konnte neben den interessierten Bäuerinnen auch den Geschäftsführer des Bauernverbandes, Johannes Strauß, seinen Vorstandskollegen Hubert Kucher aus Schrezheim und die Referentin, Nicole Spieß begrüßen. Stefanie Schober aus Seelach berichtete über vorbereitende Treffen im Gmünder Raum und lud herzlich zu weiterem Meinungsaustausch ein.
Mit Rechtsanwältin Nicole Spieß war es dem Bauernverband gelungen eine absolut kompetente Referentin zum Thema „Zukunft der landwirtschaftlichen Sozialversicherung (LSV)“ und zum Themenkomplex „Patientenverfügung, Betreuungs– oder Vorsorgevollmacht“ zu gewinnen. Selbst beim Bauernverband tätig, stellte sie zu keiner Zeit in Frage, dass die landwirtschaftliche Sozialversicherung, die sich aus den Bereichen Krankenkasse, Alterskasse, Berufsgenossenschaft und der Pflegekasse zusammensetzt, ihre vollste Berechtigung als eigenständige Sozialversicherung hat, denn sie sei direkt auf die in der Landwirtschaft Tätigen zugeschnitten und trage den Besonderheiten in der Landwirtschaft Rechnung. Bei Reformüberlegungen und unter Berücksichtigung der sinkenden Mitgliederzahlen erachtet die Referentin es vielleicht als erforderlich an, dass sich die neun regionalen Träger zu einer bundesweiten Dachorganisation zusammenschließen. In Folge des Strukturwandels in der Landwirtschaft kommen 70 Rentenempfänger auf 30 aktive Landwirte als Beitragszahler. Das kann nur funktionieren weil der Bund seine gesellschaftliche Aufgabe wahrnimmt und einen Großteil des Agraretats in die Alterssicherung der Landwirte fließen lässt. Aber auch der Berufsstand selbst hat sich zu Reformen bereit erklärt um die Beiträge stabil zu halten und um dieses System erhalten zu können. Dies war nicht ohne Leistungseinschränkungen möglich, beispielsweise bei der Betriebshilfe. Die Rente in der Landwirtschaft beträgt im besten Fall knapp 500 Euro, dieser Betrag wird teilweise noch aufgestockt durch Altenteilleistungen, umso wichtiger sei es, so Nicole Spieß, sich um eine private Vorsorge zu bemühen. Sie machte auch darauf aufmerksam, dass für eine junge Frau ab der Eheschließung mit einem Landwirt Versicherungspflicht bei der LSV besteht, sofern keine Vorrangversicherung greift. Sie berichtet auch davon, dass der Antrag auf Erwerbsminderungsrente zu einer bitteren Erfahrung werden kann, denn neun von zehn Fälle werden abgelehnt, wenn es für den Betroffenen möglich ist, noch 6 Stunden in einem weniger belastenden Beruf zu arbeiten, unabhängig davon ob Stellen verfügbar sind oder nicht. Ihrer Meinung nach ist eine private Unfallversicherung unerlässlich.
Im zweiten Teil ihres Referats gab sie detailliert Auskünfte zu Betreuungsrecht, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. „Was sie letztendlich machen, ob eine Vorsorgevollmacht oder eine Betreuungsverfügung — entscheidend ist, ob sie einer Person vollständig vertrauen können. Aber es ist immer besser etwas zu regeln als gar nichts zu machen, insbesondere bei Landwirten mit einem aktiven Betrieb“, wandte sich die Expertin an die Zuhörerinnen und riet dazu die eigenen Wünsche verbindlich zu äußern und auch das Tabuthema „Sterben“ nicht außen vor zu lassen.
Wie sehr Nicole Spieß mit der Materie vertraut ist zeigte sich daran, dass es ihr möglich war über drei Stunden frei und ohne Konzept zu sprechen. Anton Weber dankte ihr für den hervorragenden Vortrag und durfte nach einem gemeinsamen Mittagessen ein völliges Kontrastprogramm ankündigen; Schwäbisches und musikalisches Kabarett dargeboten von den Eggenroter Hausfrauen, die viele bekannte Situationen kurios darstellten und damit bewiesen wie viel Komik im ganz normalen Alltag einer Hausfrau, bzw. Bäuerin steckt. Befreiendes Lachen und ein kräftiger Applaus begleitete die acht Kabarettistinnen.

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