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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Glitzerfische und Karfunkelschein

Ein Hauch von Sterngefunkel, Geschmeide, wie es wohl noch keines gab – und das alles ist Altbeständen der Firma Prade zu verdanken, die im Arenhaus zu Modeschmuck verarbeitet werden. Die RZ hat sich umgesehen.

Mittwoch, 10. August 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 2 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). 25 Teilnehmerinnen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Schottland und Spanien arbeiten zwölf Tage lang im Arenhaus mit Materialien, mit denen die wenigsten von ihnen bislang zu tun hatten: In allen Regenbogenfarben leuchtende oder wie Opale schimmernde Glassteine, glatt oder kunstvoll geschliffen, Kunstperlen in allen Größen, Bleche, Ketten und Kügelchen. Unter anderem Goldschmiedinnen und Bildhauerinnen nahmen je eine Kiste voller sorgfältig sortierter und beschrifteter Bausteine in Empfang – Einzelteile, mit denen sie Dank ihres handwerklichen und künstlerischen Geschicks und zum Teil mit in der Glasbearbeitung ganz neuen Techniken aus dem Vollen schöpfen können. „Modeschmuck ist immer Üppigkeit, pralles Leben“, sagt die frühere Stadtgoldschmiedin Ulrike Knab, die wie alle anderen ganz fasziniert ist von den entstehenden Werkstücken. Das Thema orientiert sich am Stauferjahr 2012. Die Staufer waren Wandernde, haben Werte gemehrt und Wissen, und Knab sieht hier durchaus Parallelen zu den Gablonzern. Als OB Arnold gestern freilich sehen wollte, was zu den Staufern passt, sah er außer „Barbarossas Lieblingsente“ nichts was dem Mittelalter zuzurechnen war. Nur Neues, Funkelndes, Wunderschönes. Drei Frauen – eine Faszination Die Schätze der Firma Prade hatten jahrzehntelang im Dornröschenschlaf gedämmert. Dann richtete die Ausstellung „Karfunkelschein“ den Blick auf all die in den Schubladen, Schachteln und Schächtelchen der ehemaligen Gablonzer Modeschmuckfirma lagernden Schätze. Innungsobermeisterin Doris Raymann-​Nowak, die gemeinsam mit einem Expertenteam an einer Gmünder Reichskrone arbeitet, hat schon früher auf das Fachwissen Marianne Döbbelins zurück gegriffen; die große alte Dame des Gmünder und Gablonzer Modeschmucks ist ebenso wie Glaskünstlerin Alkie Osterland Expertin in Sachen gläserne Schmucksteine. Nun sind die Drei wieder vereint: Döbbelin als Spenderin unglaublicher Mengen Steine und anderer Materialien aus der Moderschmuckherstellung, Raymann-​Nowak als Organisatorin des Workshops und Alkie Osterland als eine der Teilnehmerinnen, die der Versuchung, mit all diesen bislang ungehobenen Schätzen zu arbeiten, einfach nicht widerstehen konnte. Wie ihre Mitstreiterinnen hat sich Osterland an immer neuen, kühnen Zusammenstellungen versucht, und, inspiriert von all den Farben und Formen, Modeschmuck weitergeführt über die Gegenwart hinaus. Beate Eismann, Sabine Klarner, Ulrike Knab und Iris Köhnke unterstützten Doris Raymann-​Nowak als Dozentinnen, und waren, wie gesagt, zum großen Teil verblüfft und bezaubert. „Es begeistert mich, zu sehen, wie unterschiedlich sie alle mit dem Material umgehen“, sagt Ulrike Knab. Frei und assoziativ wurde gearbeitet, aber auch streng und formalistisch. Da gibt es kleine „Fischreusen“, gefüllt mit Fischen wie aus Edelstein, ebenmäßige Kolliers, die in jedem Ballsaal Aufsehen erregten, objekthafte Geschichten, Flitter und Glitter, ein Strauß bunter Knallbonbons und in bester Goldschmiedetradition gearbeitete Stücke. Modeschmuck, der so perfekt ist, dass die Firma Prade die Künstlerin dereinst sofort eingestellt hätte. Die entstandenen und noch entstehenden Arbeiten werden in einem Katalog dargestellt und im Juni 2012 in einer Ausstellung präsentiert. Für die besten Arbeiten hat die Familie Prade Preise im Wert von mehreren tausend Euro ausgelobt.

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