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Die Verfilmung von Hermann Hesses Erzählung „Die Heimkehr“ in Schwäbisch Gmünd greift aktuelle Themen auf

Geschrieben hat Hermann Hesse die Erzählung „Die Heimkehr“ im Jahr 1909. Dass Regisseur Jo Baier die Geschichte als Grundlage für seine neueste Produktion gewählt hat, hat vor allem einen Grund: Die Themen lassen sich auf die heutige Zeit übertragen.

Freitag, 12. August 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 15 Sekunden Lesedauer

Von Nicole Beuther
FILMPRODUKTION. Jo Baier spricht von einer Geschichte zweier Personen, die im Grunde dasselbe wollen: „Ihre Lebensträume der Zugehörigkeit ihrer Stadt zuordnen.“
Da ist auf der einen Seite Katarina Endriss (Heike Makatsch), die junge Witwe eines einst wohlhabenden Mannes. Zusammen mit ihrer Schwägerin Berta (Annette Paulmann) lebt sie völlig zurückgezogen und das Zusammenleben mit den anderen Gebersauern gestaltet sich schwierig. Sie ist vielen ein Dorn im Auge. Einzig der Garten sei es, dem sie ihre ganze Liebe und Aufmerksamkeit widme, so Heike Makatsch.
In den Szenen, die in den vergangenen Tagen in Schwäbisch Gmünd gedreht wurden, geht es um einen Besuch von August Staudenmeyer, seinem Schulfreund Mohrle (Oliver Stokowski) und einer Delegation der Stadt bei Katarina Endriss. Während sich August die leerstehende Fabrik ansehen möchte, planen die Stadtväter, die unbeliebte Witwe loszuwerden. Ihr Plan steht fest: Die geistig verwirrte Berta als offizielle Besitzerin von Haus und Fabrik soll in eine Anstalt zwangseingewiesen werden. Auch Katarina, die ursprünglich aus einer anderen Stadt kommt, soll so vertrieben werden. August erzählt ihr vor versammelter Mannschaft von dem Vorhaben und während sich die Witwe schockiert zeigt, streiten die Herren alles entrüstet ab. Unter ihnen ist auch der Bürgermeister (Herbert Knaup), der, ebenso wie August, ein Auge auf Katarina geworfen hat, jedoch nicht wagt, sich öffentlich dazu zu bekennen.
Die Begegnung mit August Staudenmeyer (August Zirner), der nach 30 Jahren voller Euphorie nach Gerbersau zurückkehrt, ändert so einiges, aber nicht alles im Leben der jungen Katarina. Der Geschäftsmann ist einer, den die Sehnsucht nach heimatlicher Geborgenheit zurückbringt in die Stadt seiner Kindheit. Katarina Endriss hingegen ist eine Frau, „die sich nicht zugehörig fühlt und nicht zugehörig sein will“, wie Jo Baier beschreibt. Der Regisseur spricht von einer sehr vorsichtigen Annäherung zweier erwachsener Menschen. Eine Annäherung, die dazu führt, dass auch August Staudenmeyer den Hass der Dorfbewohner schnell zu spüren bekommt. Nämlich dann, als er sich in die junge Frau verliebt. Schnell ist vergessen, dass er vermögend ist und sein Geld in eine Baumwollspinnerei investieren wollte und schon bald steht August vor einer schwierigen Entscheidung und muss sich die Frage stellen, wofür es sich im Leben zu kämpfen lohnt. Ihr Glück finden Katarina Endriss und ihr August letztlich fernab der Heimatstadt und fernab aller Vorurteile.
Während sich Heike Makatsch in ihrer Rolle als Margarete Steiff den schwäbischen Dialekt aneignen musste, gibt es bei der aktuellen Produktion nur zwei Personen, die schwäbeln müssen. Zum einen ist es der Bürgermeister (Herbert Knaup), der schon seit vielen Jahren in Gerbersau wohnt; zum anderen ist es Hermann Mohr (Oliver Stokowski), der ein Schulfreund von August ist und diesen als erstes erkennt.
Regisseur Jo Baier spricht von einem langen und schwierigen Prozess. Erst durch das Miteinbeziehen von Figuren anderer Hesse-​Erzählungen sei eine Dramaturgie entstanden.
Wie sich die Schauspieler auf ihre Rollen vorbereitet haben, ist klar: Sie haben viele Geschichten von Hermann Hesse gelesen. So viel, dass Gmünds Oberbürgermeister Richard Arnold beim gestrigen Pressegespräch zu Schauspieler August Zirner, dessen Gesicht eine strenge Brille zierte, sagte: „Sie wirken schon ein bisschen wie Hermann Hesse.“

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