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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Richard Arnold wurde mit der Mérite Européen geehrt

Mit sehr persönlichen Worten haben Laudatoren mit dem Schwäbisch Gmünder Oberbürgermeister Richard Arnold einen überzeugten Europäer gewürdigt, der vom kleinen Herdtlinsweiler aus nach Europa ging und wieder zurückkehrte zu seinen Wurzeln und seine Heimat. Am Samstag erhielt er – mit Umweltminister Peter Altmaier als Laudator – den Mérite Européen, vielleicht der Vorläufer eines großen, für alle Mitgliedsländer gemeinsamen europäischen Ordens.

Montag, 15. Oktober 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
6 Minuten Lesedauer

Von Alfred Pradel
SCHWÄBISCH GMÜND. Wenn man Wertschätzung messen könnte, dann hätte am Samstagabend im Prediger das Messgerät versagt. Innerhalb kürzester Zeit füllte sich der neu gestaltete große Saal im Prediger mit Wegbegleitern, Mitarbeitern, Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Kultur sowie der Familie, um mit Gmünds Oberbürgermeister Richard Arnold einen Europäer zu ehren, der seine Überzeugung lebt und vermittelt. In zum Teil sehr persönlichen Ansprachen kam dieses Eintreten für ein gemeinsames Europa zur Sprache, und wenn solche Ehrungen oft ein steifes Prozedere sind, die Verleihung des Mérite Européen an das Stadtoberhaupt war es sicherlich nicht.
Sehr berührend war der musikalische Auftakt: Tiramisu, der Schülerchor der Klosterbergschule stimmte unter Leitung von Heike Bareiß mit den Liedern „Ich hab´ einen Wunsch“ und „Mein großer Tag“ auf den Ehrungsabend ein.
Nicht leicht hatte es Joachim Bläse bei der Begrüßung, kurz sollte sie sein, aber alle sollten begrüßt werden. Humorvoll und launig nahm der Erste Bürgermeister diese Hürde, begrüßte die Anwesenden und dankte und gratulierte Richard Arnold als einem Menschen, der Europa in der Stadt, in der Region, ja in ganz Baden-​Württemberg personifiziert und verkörpert. Richard Arnold sei ein Mensch, der Europa mitentwickelt habe, die Strukturen kenne und sich trotz oder gerade deswegen für Schwäbisch Gmünd als weitere Station seines Berufslebens entschieden habe. „Sie sehen, die Ehrung trifft den Richtigen“, so Bläse abschließend.
Als Vertreterin der Fondation du Mérite Européen sprach Vizepräsidentin Diemut Theato. Sie stellte zu Beginn ihrer Rede fest, dass Europa auf verschiedenen Ebenen in Gmünd präsent sei. Theato war eine der Begleiterinnen Richard Arnolds in Brüssel. Arnold als Leiter der Baden-​Württembergischen Landesvertretung und Theato als Europaabgeordnete aus Baden-​Württemberg. Sie würdigte die Fähigkeit des Oberbürgermeisters, Netzwerke zu entwickeln und mit Leben zu füllen. So etwa für den Donauraum, für die Ostsee und das Mittelmeer. Theato lobte auch die Leistungen des damaligen Chefs der Landesvertretung, die weit über das normale Dienstverständnis gingen und die nun entsprechend geehrt würden. Als Vizepräsidentin der Fondation du Mérite Européen hoffe sie, dass die Auszeichnung einmal ein gesamteuropäischer Orden für herausragende Leistungen von Personen und Organisationen werde. Den Anwesenden gab sie den Wunsch mit auf den Weg, dass Europa eine geschichtliche Dimension und Verantwortung erhalten solle. Denn Europa ist lebendig, spannend und faszinierend, so ihr Plädoyer. Auch forderte sie dazu auf, den Gedanken des Friedens in junge Menschen, die noch nie Not erlebt hätten, hineinzutragen.
Humorvoll berichtete Klaus Pavel von den Beschwernissen eines Landrats in Brüssel. Das größte Gepäck auf dem Heimweg seien tausend Grüße und gute Wünsche an den Gmünder Oberbürgermeister gewesen. Pavel würdigte die Leistungen Richard Arnolds und nannte beispielhaft das Jahr 2004, als sich der Ostalbkreis als Raum der Talente und Patente in Brüssel nachhaltig vorstellen konnte. Dieser Erfolg fußte vor allen Dingen auf der exzellenten Vorbereitung des Besuchs durch den damaligen Leiter der Landesvertretung. „Richard Arnold war und ist Antreiber für Europa; die Ostalb ist stolz darauf, dass der Gmünder OB die Medaille erhält“, so Pavel in seinem Grußwort.
Als langjährigem Wegbegleiter war es an Rudolf Böhmler, eine sehr persönliche Ansprache zur Ehrung von Richard Arnold zu halten. Als Mitglied der Deutschen Bundesbank habe er es jeden Tag mit dramatischen Entwicklungen in Europa zu tun, so Böhmler. Stichworte wie EFSF, ESM, Rettungsschirm und Bankenunion tun viel dazu, die Sorgen und Verunsicherungen bei den Bundesbürgern zu verstärken. Aber Europa sei mehr als die Finanzkrise, so der Bundesbankvorstand an die Anwesenden.
Seit gut 40 Jahren begleiten sich die Lebenswege der Beiden, angefangen zu einer Zeit, als der kleine Richard sich aufmachte, singend als Mitglied der St. Michaels-​Chorknaben die Welt zu entdecken. Im Alter von zehn Jahren nahm der heutige Oberbürgermeister an einer Tournee des Chores in England teil, Rudolf Böhmler fungierte damals als Technischer Leiter des Chores. Zum ersten Mal betrat der junge Richard Arnold ausländischen Boden, es war — welch Zufall – in Brüssel auf dem Grand Place. 30 Jahre später nahm dann Richard Arnold in Brüssel eine für Baden-​Württemberg und für Deutschland wichtige Rolle ein. So brachte er es fertig, dass die sehr unterschiedlichen Charaktere der beiden Staatsmänner Erwin Teufel und Valéry Giscard d’Estaing ein hervorragendes, gemeinsames Band geschmiedet und eine fast freundschaftliche Verbindung hergestellt haben. Rudolf Böhmler würdigte das Wirken Arnolds während seiner Brüssler Zeit, Verbindungen zu knüpfen und Informationen zu besorgen, an die man im Brüssler Moloch der Bürokratie eigentlich gar nicht herankommt. Und so war es nach den Worten Böhmlers auch nicht verwunderlich, dass das Manager-​Magazin Richard Arnold im Jahr 2007 unter die zehn bekanntesten Deutschen einreihte, die im europäischen Geflecht in Brüssel eine führende Rolle spielen.
Er würdigte weiter das Engagement in Gmünd als Vorsitzender des Stadtverbandes Musik und Gesang, den Richard Arnold über Jahre mit Verve von Brüssel aus führte. In der Arbeit für seine Heimatstadt Gmünd, in der Öffentlichkeit beim Stadtjubiläum und der Staufersaga sichtbar, aber auch in der wenig öffentlichkeitswirksamen Kärrnerarbeit für die Gestaltung der Zukunft der Stadt. „Mit der Verleihung des „Ordre pour le mérite européen“ wirst Du heute in eine Reihe bedeutender Europäer gestellt. Darauf darfst Du stolz sein, aber die Gmünder auch“, so Böhmler abschließend.
Bestens gelaunt war auch der Laudator des Abends, Peter Altmaier, Minister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Hatte man ihn aufgrund des schwierigen Themas Energiewende vielleicht etwas angespannt erwartet, erheiterte der Minister den Saal mit einigen Anekdoten. Altmaier betonte in seiner Laudatio, dass gerade die Kriegs– und die Nachkriegsgeneration aus den Erfahrungen heraus den Weg für Europa und nach Europa geebnet hat. In vielen Jahren habe sich die europäische Idee bestens bewährt und sollte auch durch die Finanzkrise nicht schlechtgeredet werden.
Er erinnerte an die große Ehre an die EU mit der Verleihung des Friedensnobelpreises an alle Einwohner innerhalb der Europäischen Union. Spontan schlug er vor, am Tag der Verleihung des Preises an die Repräsentanten der EU in den Städten und Gemeinden eine „europäische Fete“ zu veranstalten. Sehr gerne sei er nach Gmünd gekommen, um mit Richard Arnold einen aufrichtigen Europäer zu ehren, deren Wege sich in den vergangenen Jahren oftmals kreuzten. Er betonte, dass die Zuhörer Baden-​Württemberger seien und er Saarländer, und dass die großen Bundesländer ja zusammenhalten müssen, was für große Erheiterung im Saal sorgte. Minister Altmaier ließ Arnolds Brüssler Zeit mit Lobbyisten, Beamten, Journalisten Revue passieren – Zeiten, in denen jeder versucht habe, Land zu gewinnen und seine Interessen durchzusetzen.
Mit seinen Fähigkeiten habe Richard Arnold als Leiter der Landesvertretung in Brüssel Entscheidungen und Kompromisse herbeigeführt, die gut waren fürs Bundesland und für Deutschland. Minister Altmaier lobte auch die Arbeit für die deutsche „Community“, also wenn neue Mitarbeiter mit Familie nach Brüssel kamen. In seiner Laudatio forderte Peter Altmaier die Anwesenden auf, wieder mehr Europa zu kommunizieren, denn in den letzten Jahren habe man verlernt, was Europa bedeutet. An Richard Arnold gewannt stellte er die rhetorische Frage, ob man ihn in einigen Jahren in Brüssel wieder sehen wird, als Kommissar oder gar als Kommissionspräsidenten.
Im letzten Teil seiner Rede bekannte sich der Umweltminister eindeutig zur Energiewende als Projekt von entscheidender Bedeutung. Deutschland sei international führend im Umweltschutz und der wirtschaftlichen Entwicklung hat es nicht geschadet, so Altmaier in seinem Statement. Diese Erkenntnis müsse auch in die Schwellenländer transportiert werden, denn dort gelte derzeit noch die Priorisierung Wachstum vor Umweltschutz. Dies fordere auch die Bevölkerung dieser Länder, die am Wohlstand partizipieren wolle. Die Energiewende müsse umgesetzt werden, wie einst der Umzug des Münchner Flughafens vonstatten ging. Abends um halb zehn landete das letzte Flugzeug in Riem, morgens um sechs startete das erste Flugzeug in Erding. Dies sei ein voller Erfolg gewesen. Heute baue eine andere Stadt einen Großflughafen und wie es dort klappe, so wolle er seine Ergebnisse nicht aussehen lassen.
Mit stehenden Ovationen empfing Richard Arnold aus den Händen der Vizepräsidentin der Fondation die Medaille, eine Urkunde sowie eine Miniatur der Medaille für den Anzug. In seinen Dankesworten schloss er alle Weggefährten aus den langen beruflichen Jahren ebenso ein wie die Familie und Lebenspartner Stephan Kirchenbauer. „Nichts geht ohne ein Team, also ist es Euch eure Auszeichnung“, so Richard Arnold.
Er betonte, dass es ihn stolz mache, diese Auszeichnung entgegen nehmen zu dürfen. Der Gründer der Stiftung, Francois Visine, setze ein klares Bekenntnis zu Humanismus, Freiheit und Europa voraus. Dies sei in einer Zeit, in der sich das europäische Projekt in einer der schlimmsten Krisen seit seinen Anfängen befinde, umso wichtiger, so der Oberbürgermeister. So wie in Gmünd Stadtjubiläum und Staufersaga von der Bürgerschaft getragen wurden, so müsse und könne Europa nur mit den Bürgerinnen und Bürgern funktionieren, so Arnold weiter: „Europa muss von den Bürgern gedacht werden“. Europa brauche einen Wertekanon, der gemeinsam und verbindlich gestaltet wird. Nicht Ausgrenzung sondern Integration sei gerade jetzt wichtig, und für alles politische und ökonomische Handeln gelte: Der Mensch steht im Mittelpunkt.
Mit einem Ensemble der Musikschule Schwäbisch Gmünd und dem Schulchor Tiramisu sangen die Ehrengäste des Abends die Europäische Hymne, die Ode an die Freude bevor es bei einem von Gruppen der Staufersaga flankierten Stehempfang Gelegenheit gab, ins Gespräch zu kommen.

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