Orgelmusik der Romantik auf CD: Stephan Beck in der Johanniskirche und im Münster
Sie sind so unterschiedlich, die Orgeln der Johanniskirche und des Heilig-Kreuz-Münsters; beide sind auf ihre Art etwas ganz Besonderes, unvergleichlich, und an beiden ist die neue CD des Münsterorganisten Stephan Beck entstanden: „Orgelmusik der Romantik“.
Donnerstag, 29. November 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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Die Carl-Gottlob-Weigle-Orgel in der Johanniskirche, die in den vergangenen Jahren so aufwändig restauriert wurde, besticht unter anderem durch ihre Klangfarben. Bis auf wenige Pfeifen ist sie seit 1880 unverändert. Das heißt auch, dass sie mechanisch gespielt wird und somit eines der wenigen Instrumente ist, die ohne Strom funktionieren – als etwa das Münster an Ostern kurzfristig ohne Strom war, war das Orchester auf sich gestellt. Auch ohne moderne Spielhilfen ist die alte Weigle-Orgel mühelos in der Lage, den Kirchenraum der Staufer-Basilika auszufüllen mit ihrem Klang. Sie war nie als Konzertorgel gedacht, auch nicht für Improvisationen, aber mit ihren nur zwölf Registern, ihren heute so fremden Spieltischmaßen und der historischen Klaviatur bietet sie erstaunlich viele Klangfarben; ihre Vorzüge arbeitet Beck an Werken von Josef Gabriel Rheinberger, Max Reger (Melodia), und Mendelssohn Bartholdy („Vater unser im Himmelreich“) heraus. Die Melodia hat er auch an der Münsterorgel eingespielt und zeigt so im Vergleich, welche Kostbarkeiten Gmünds Kirchen bergen.
Dass die Münsterorgel ein ungeheurer Schatz ist, ist bekannt in der Stadt. Zuverlässig wie kaum eine andere, ist sie mit 55 Registern und 3800 Pfeifen, eine der größten und volltönendsten in Süddeutschland — all die Orgelkonzerte mit Organisten von Weltrang bezeugen das. Als die Firma Klais 1982/83 die neue Orgel eingebaut hat und ihr wieder einen Bezug zum übermächtigen barocken Gehäuse gab, übernahm sie zwölf Stimmen – Register – und damit 56 Pfeifen der Vorgänger-Orgel, die auch eine Weigle war. Und so schließt sich der Gmünder Orgel-Kreis. An der Münster-Orgel spielt Beck César Franck, Choral Nr 3 a-moll, und Franz Liszt, Präludium und Fuge über das Thema B-A-C-H. Werke eben, die den großen, sinfonischen Klang und all die Bläser– und Zungenregister verlangen.
An so unterschiedlichen Instrumenten zu spielen – ist das nicht eine große Herausforderung? Stephan Beck lacht und vergleicht’s mit dem Fahren unterschiedlicher Autos: Wenn man sich auf etwas anderes einlässt, sei man ganz schnell dabei. Ganz so leicht dürfte es nicht sein. Aber wie so oft würdigte Münsterpfarrer Robert Kloker gestern Becks Fähigkeiten und Verdienste. Nicht zuletzt der Münsterbauverein, der von diesem zusätzlichen Engagement des Münsterorganisten profitiere, sei dankbar. Schön ist Kloker zufolge auch, dass nun diese zwei bedeutenden Orgeln über den Gottesdienst, über den liturgischen Gebrauch hinaus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und entsprechend geschätzt werden.
Zu erhalten sind die letzten Exemplare der Vorjahres-CD sowie die neue Produktion beim Münstermesner und im Münsterbauverein. Die neue CD wird zudem im Pfarramt verkauft sowie beim Benefizikonzert am kommenden Sonntag, 1. Advent, um 17 Uhr im Heilig-Kreuz-Münster.
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