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Schöneres Gmünd — Eine Ausstellung in der VHS

Geschenke unterm Weihnachtsbaum – da freut sich jeder. Die Stadt Schwäbisch Gmünd kann sich besonders glücklich schätzen, dass Studenten der Universität Dortmund mit ihrem Professor Christoph Mäckler ihr gleich ein ganzes Stadtviertel rund um das ehemalige Kaufhaus Woha beschert haben.

Freitag, 30. November 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 44 Sekunden Lesedauer


AUSSTELLUNG (brd). Komplett neu, nicht nur Fassadenarchitektur, und doch im Einklang mit der Atmosphäre einer nicht durch Kriege zerstörten Bausubstanz.
Baubürgermeister Julius Mihm wusste genau, warum er bei diesem Projekt nicht locker ließ. Nun kann man im Foyer der Volkshochschule Pläne, Modelle und computergenerierte Haus –und Gassenansichten bis 10. Januar 2013 betrachten.
Christoph Mäckler erzählte in seiner Einführung viel von seiner Heimatstadt Frankfurt, einer Stadt, in der nach der Zerstörung notgedrungen neu gebaut werden musste. Hauptsache alles anders, schien die Devise gewesen zu sein. Dass man gewaltige Bauwerke aus dieser Zeit heute schon wieder abreiße, zeige, dass ein Umdenkprozess im Gange sei, an dem sein „Institut für Stadtbaukunst“ maßgeblich mitgearbeitet habe.
In Gmünd habe er „ein Juwel“ vorgefunden, und „mit so einem Ensemble muss man pfleglich umgehen“. Das waren schon mal gute Sätze des Professors für viele anwesende Architekten und städtebaulich Interessierte. Ein wichtiger Grundsatz, der sich wie ein roter Faden durch seine Ausführungen zog, war, „Parzellen scharf zu denken“. „Vielfalt in der Einheit“, erzeuge man nur, wenn jedes Haus einen eigenen Architekten und Bauherrn habe und für die Fassaden klare Regeln, auch die Materialien betreffend, gelten. Wenn moderne Baugesellschaften ganze Viertel einheitlich planten, führe das dazu, dass die Bewohner sich darin nicht mehr „aufgehoben fühlen“, wie es Julius Mihm zu Beginn der Veranstaltung für alle Architektur eingefordert hatte. Mäckler betonte immer wieder, dass das Neue sich einfügen müsse in das, was sich Jahrhunderte lang bewährt habe und uns auch ein ordentliches Stück Sicherheit gebe, „mit Ecken und Kanten“.
Anhand von Gmünder Luftaufnahmen konnte er solche — normal und vertraut gewordene — „Unregelmäßigkeiten“ ganz klar aufzeigen. Was er für die Zukunft anstrebe, sei nicht „Retroarchitektur“ sondern die Renaissance der Stadt.
Der regionale „Pate“ dieser Anschauungen, Prof. Hans Klumpp aus Stuttgart, konnte dieser Verantwortung, sich in den Stadtraum einzufügen, absolut zustimmen. Er forderte eine Nachhaltigkeit im Städtebau, die auch klarere Gestaltungsregeln für Vorstädte miteinbeziehe, die er in der jetzt häufig anzutreffenden Beliebigkeit als „Unorte“ bezeichnete. Besonders sei es heute „nichts auffallend Besonderes zu machen“.
Eine lebhafte, jedoch kaum kontrovers geführte Diskussion schloss sich an. Viele fühlten sich durch das Gehörte bestätigt, auch Julius Mihm, der für den Mut zur „kleinstmöglichen Veränderung“ plädierte. Warum fahre man schließlich nach Florenz oder Bologna, fragte Klumpp am Ende. Sicher nicht wegen der Architektur einiger Vorstadtviertel.

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