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Südwestmetall setzt auf Flexibilisierung

Nicht mehr ganz so rosig sehen die im Arbeitgeberverband Südwestmetall organisierten Unternehmen der Region Ostwürttemberg die Lage. Dies geht aus der Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen zum Jahreswechsel hervor — und sich in der Haltung zu den Forderungen der IG Metall in der kommenden Tarifrunde niederschlägt.

Mittwoch, 01. Februar 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

MUTLANGEN (rw). Das Stimmungsbild aus den Metall– und Elektrounternehmen der Region stellten der Vorsitzende der Bezirksgruppe Südwestmetall, Dr. MichaelFried, und sein Stellvertreter Normann Mürdter zusammen mit Verbands-​Geschäftsführer Jörn P. Makko gestern bei Mürdter in Mutlangen vor.
Die Stimmung in Ostwürttemberg weicht etwas von jener ab, die das ifo-​Institut für ganz Deutschland ermittelte. Der Auftragseingang in Deutschland lag zwar saisonbereinigt im Schlussquartal 2011 noch um 1,3 Prozent über dem selben Zeitraum des Vorjahrs, aber „ausschlaggebend ist der Trend, und der zeigt abwärts“, sagt Michael Fried. Das gelte fürs Ausland wie für das Inland. Die gute Gesamtlage werde jetzt eher skeptisch gesehen. Jedes zehnte Unternehmen bewerte die allgemeine Stimmungslage schlechter als im Vorjahr. Andererseits, das betont die Verbandsspitze, halte sich bei der großen Mehrheit die Stimmung auf einem positiven oder zumindest gleich bleibenden Niveau. Die Lage sei gut, doch die Stimmung werde — auch durch die Euro-​Krise — von wachsender Unsicherheit getrübt — so lässt sich das Ergebnis der Umfrage zusammenfassen. An ihr nahmen 64 der 69 Mitgliedsbetriebe teil, die zusammen gut 22000 von 29000 Beschäftigten in der Region haben.
Im Mittel gebe es einen Auftragsbestand von drei bis vier Monaten bei den Metall– und Elektrofirmen. Dabei gebe es aber ganz unterschiedliche Auslastungen, so Michael Fried. In der Automobilindustrie gehe der Trend zu kleineren Motoren, zum Downsizing auf drei und vier Zylinder. Diese Aufträge würden schnell platziert, was manchen Unternehmen eine Auslastung bis ins Jahr 2013 verschaffe.
Normann Mürdter stellte das Wachstum des vergangenen Jahres in den Zusammenhang: „Man musste in der Krise Federn lassen, die Unternehmen haben Substanz verloren, der Aufbau dauert an. Die Produktionsverlagerung hat sich in der Krise verstärkt.“ In der Krise seien die Kunden „vernünftig“ mit den Zulieferern umgegangen, jetzt, wo ein gutes Niveau wieder erreicht sei, nehme der Druck zu.
Ein Drittel der Unternehmen halten laut Südwestmetall im Jahr 2012 noch Steigerungen für möglich. Jedes zweite Unternehmen gehe von einem gleichbleibenden Umsatz aus. Das ordentliche Niveau konsolidiere sich. Über die Hälfte der Betriebe (57 Prozent) beabsichtigten in diesem Jahr, weiter zusätzliches Personal einzustellen. 34 Prozent wollen die Beschäftigtenzahl halten, in neun Prozent sind Reduzierungen geplant, dabei handle es sich aber um Einzelfälle mit strukturellen oder konjunkturellen Problemen. Normann Mürdter rechnet beim Personal in Ostwürttemberg mit „moderatem Wachstum“, dem entspreche auch das Ausbildungsverhalten: Ein Viertel der Betrieb plane, mehr auszubilden. Deutschlandweit sehe der Trend der Personal-​Einschätzung seit Mai laut ifo-​Institut jedoch anders aus, sagt Fried — in der Perspektive rechneten die Unternehmen eher mit einem beschäftigungsrückgang.
So erfreulich die Konsolidierung sei, so seien doch alle Unternehmen seit der Krise davon überzeugt, dass die Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen von herausragender Wichtigkeit für die Betriebe sei. Bei drei Vierteln habe sie schon eine hohe Bedeutung, fast zwei Drittel hätten angegeben, dass flexible Arbeitsbedingungen im Vergleich zum Vorjahr noch an Bedeutung zunähmen, „es ist das wichtigste Instrument seit der Krise“, so Michael Fried.
Das Bedürfnis nach Flexibilisierung spiegele sich in der Tarifpolitik der Arbeitgeber, wobei Normann Mürdter auf den Zwang verweist, dem Markt zu folgen. Dafür brauche man auch die Zeitarbeit. Angesichts steigender Energiepreise und Personalkosten, die in der Krise noch gewachsen seien und jetzt um neun Prozent über dem Vorkrisen-​Niveau lägen, sei die Forderung der IG Metall von 6,5 Prozent in der anstehenden Tarifrunde „wirtschaftlich unbegründet.“ Makko: „Da gibt es keinen Raum für eine Nachhol-​Debatte. Die Unternehmen bezahlen gut und haben hohe Lohnkosten.“ Gerade die Mittelstandsfirmen seien die personalintensivsten. Es sei erstaunlich, dass die IG Metall zur Begründung ihrer Forderung in den Rückspiegel schaue — vor zwei Jahren sei dort niemand auf die Idee gekommen, sich zu Entgeltabschlägen bereit zu erklären.
Zwei weitere Forderungen der IG Metall lehnt der Arbeitgeber-​Verband rundweg ab: Die unbefristete Übernahme von Auszubildenden und mehr Mitbestimmung und Regulierung bei der Zeitarbeit. Die Übernahme-​Forderung sei ein Eingriff in die Personalhoheit der Unternehmen und gefährde Ausbildungsplätze in den Unternehmen, die über den eigenen bedarf hinaus ausbildeten. Mürdter: „Man bildet eigentlich für die Übernahme aus. Aber das Risiko geht man nicht mehr ein, wenn man muss.“ Man könne nicht vier Jahre in die Zukunft schauen. Auch der Einsatz von Zeitarbeit falle in die unternehmerische Hoheit, „das kann nur der entscheiden, der dafür haftet.“ um flexibel auf volatilere Marktentwicklungen reagieren zu können, sei Zeitarbeit unerlässlich. Der derzeitige Tarifvertrag läuft bis Ende März. Verbands-​Vorsitzender Michael Fried: „Wir hoffen auf eine schnelle Tarifrunde.“

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