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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Staufer-​Stele enthüllt

In Purpur, der Farbe der Kaiser und Könige gehüllt, stand sie da, die von Margarete Nuding gestiftete Staufer-​stele. Hinter ihrem Standort, in der ältesten Stauferstadt, erhebt sich, wenn man von der Bocksgasse aus blickt, majestätisch die Johanniskirche, deren Erbauung und Weihe in die Zeit der Staufer fällt.

Sonntag, 01. April 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (kas). Bevor man die Stele aber in ihrer ganzen Schönheit unverhüllt betrachten konnte, gab es im Prediger noch einen Festakt. Zu Beginn begrüßte Bürgermeister Dr. Joachim Bläse die Anwesenden schmunzelnd mit den Worten „Nach den Bläsern folgt der Bläse“. Sein besonderer Gruß galt Margarete Nuding, ohne die es keinen Grund zu Feiern gäbe. Aber auch an die Mitglieder des Stauferkomitees, den Bildhauer Markus Wolf, Landrat Pavel, Prof. Dr. Ulf Merbold und die anderen Gäste und Interessierten erging sein Gruß. Vieles sei in diesem Jubiläumsjahr schon geschehen, so Bläse weiter. Mit viel ehrenamtlichem Engagement und Liebe zum Detail werde die Staufersaga vorbereitet. Sogar ein richtiges Katapult gebe es, jedoch dass dies auf Aalen gerichtet sei, sei ein böses Gerücht. Nun könne man hier und heute die Schwäbisch Gmünder Stauferstele einweihen. Sie ist ein Bekenntnis, Stauferstätte zu sein, und zwar die älteste durch dieses Geschlecht gegründete Stadt. Die Staufer hätten wie kein anderes Geschlecht des Mittelalters die Kultur in Europa beeinflusst und man könne von ihnen lernen, was kulturelles Miteinander und religiöse Integration heißt.
So stehe die Stele also zudem als Symbol für die Chance, einen neuen Blickwinkel auf Europa zu erlangen und als Symbol des Friedens. Bis jedoch so eine Stele steht, gebe es noch einige Wegsteine zu begehen. Zuerst brauche man die Genehmigung des Komitees der Stauferfreunde, da solch eine Stele nicht überall, sondern nur an „würdigen Orten“ aufgestellt werde. Und dann sei da noch die Frage nach dem Stifter. Diese ließ sich mit Margarete Nuding finden, deren Wurzeln in Gmünd liegen und die, obwohl sie nun in Stuttgart lebt, immer noch eine große Unterstützerin der kulturellen Belange Gmünds ist. Bei ihr bedankte Bläse sich im Namen der Stadt mit einem Präsent und Blumen.
Das nächste Grußwort erging von Landrat Pavel. Dieser bemerkte, dass keine andere Stadt ihr Gesicht so ändere wie Schwäbisch Gmünd dies momentan tue. Somit sei die Stadt gut aufgestellt für die Zukunft. Hierbei seien die Bürger mit großem Engagement und Begeisterung dabei. Dies spüre man auch, wenn man durch die Stadt gehe. Schon bei der Feier zur Enthüllung der Stele am Kloster in Lorch sei klar gewesen, dass auch Schwäbisch Gmünd eine bekommen müsse. Nach einem Tanz aus der Stauferzeit begrüßte Studienrätin Alexandra Holler die Anwesenden im Namen des Komitees der Stauferfreunde. Sie sprach über die Symbolik und Geschichte der Stauferstelen. So sei die Form kein Zufall, sondern greife den oktagonalen Grundriss des von Friedrich II. erbauten Castel del Monte auf. Jede Stele kröne ein goldenes Band, das die achteckige Kaiserkrone symbolisiere. Zum 750. Todestag von Friedrich II. war die erste Stele ihrer Bestimmung übergeben worden. Dies geschah an einem milden 13. Dezember im Jahr 2000 im italienischen Fiorentino. Dort starb der Kaiser wie es ihm prophezeit war „unter Blumen“. Hier wurde dann auch der Wunsch nach einer Stele auf der Stammburg der Staufer, dem Hohenstaufen laut. Deren Enthüllung war zudem die Geburtsstunde des Komitees der Stauferfreunde, die sich seither mit großem Engagement der Bildung eines Netzwerkes von Stauferstelen widmen. Hier sei vor allem Herr Dr. Gerhard Raff zu erwähnen, der es immer wieder schaffe, neue Stifter zu gewinnen.
Von den Staufern bis zu den Weltraumfahrern
Professor Dr. Ulf Merbold wurde von Dr. Raff mit dem „Stauferfieber“ infiziert. Er, Merbold, wisse zwar nicht, was ihn hier als Festredner qualifiziere, habe aber seit seiner Segelfliegerzeit auf dem Hornberg die Stadt Gmünd und deren Johanniskirche immer wieder gerne überflogen und auch besucht. Er habe sich intensiv mit der Geschichte der Staufer beschäftigte. Sie seien wahrlich eines der würdigsten Geschlechter gewesen, welche die Krone getragen haben, so Merbold weiter. Die Staufer haben damals schon „groß“ gedacht und Heinrich der VI. hatte gar ein Reich unter sich, an das Europa heute noch nicht wieder heranreiche. Die Staufer hätten dadurch Vorbildcharakter in vielen Dingen, wie zum Beispiel der Rechtsstaatlichkeit. Diese wurde von Friedrich II. eingeführt und mit äußerster Konsequenz sogar gegen den eigenen, sich gegen ihn auflehnenden Sohn durchgesetzt. Auch was Kultur und Bildung angehe, sei dieser Staufer vorbildlich. Er gründete einige der bedeutendsten Universitäten und schuf einen freien Zugang nach Jerusalem, ohne dortiges Blutvergießen. Er sei, mit Nietzsches Worten gesagt, einer der ersten modernen Menschen gewesen. Astronaut Ulf Merbold konnte bei seiner Arbeit bei der ESA selbst erfahren, wozu Europäer fähig sind wenn sie zusammenarbeiten und ihr Wissen bündeln. Dies sei damals unter den Staufern schon geschehen.
Trotz gesundheitlicher Probleme ließ es sich Margarete Nuding nicht nehmen, gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Bläse, Prof. Dr. Merbold und dem Bildhauer Markus Wolf, ihre Stauferstele zu enthüllen. Die Stele wurde von den Darstellern aus der Staufersaga in ihren Gewändern umrahmt. Nach der Enthüllung erfolgten noch Erläuterungen zu den Inschriften auf der Stele von Historiker Prof. Hubert Herkommer.

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