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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Gmünder Professoren erläutern in St. Ludwig die Kreuzwegstationen und Salvatorfigure

Der St. Salvator und der dortige Kreuzweg stoßen seit jeher auf ein breites Interesse der Bevölkerung. Und so verfolgen auch die Bewohne Gmünder Seniorenheime — wie etwa St. Ludwig — mit großer Anteilnahme das Geschehen rund um den „heiligen Berg der Gmünder“. Grund genug, sich mit Bildervorträgen und meditativen Betrachtungen über die Kreuzwegstationen und Salvatorfiguren fachkundig informieren zu lassen.

Donnerstag, 12. April 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 11 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Mit dieser Zielsetzung waren zunächst Prof. Dr. Hubert Herkommer und der Bildautor Johannes Schüle Gäste der in St. Ludwig bestehenden „Abendrunde“, einem Gesprächskreis, der von den ehrenamtlichen Mitarbeitern Gertraud Maier und Hans-​Jürgen Sabel geleitet wird. An einem weiteren Abend konnte man dann Prof. Dr. Alfred Lutz begrüßen, der in Begleitung von Prof. Herkommer die Salvator-​Betrachtungen fortsetzte, und zwar mit einem speziellen Blick auf die Salvatorfiguren.
Einleitend erläuterte Herkommer die bis in das 14. Jahrhundert zurückreichende Geschichte des Kreuzwegs. Schon in frühester Zeit sei man bestrebt gewesen, die Ereignisse um das Leiden und Sterben Christi den Gläubigen möglichst plastisch vor Augen zu stellen. Man habe deshalb den Leidensweg Jesu nachahmen wollen, wie er sich in Jerusalem mit der „Via dolorosa“ („Schmerzensreiche Straße“) darstelle, damals aber noch nicht mit den heute üblichen 14 Stationen.
Unter dem Einfluss der Passionsmystik sei der Kreuzweg im deutschen Sprachraum zunächst mit nur sieben Stationen ausgestattet gewesen. Dies habe auch für den ältesten Kreuzweg in Lübeck gegolten, der schon im Jahre 1493 fertiggestellt worden sei und mit seinen 1650 Metern exakt der gleichen Länge wie die Via dolorosa in Jerusalem entspreche.
Mit Blick auf den Salvatorkreuzweg betonte Herkommer, der Charakter dieser Wallfahrtsstätte sei durch eine Art „Volksandacht“ gekennzeichnet, wie sie von den Franziskanern nach und nach entwickelt worden sei. Alsdann zeigte er – umrahmt von meditativen Betrachtungen – eindrucksvolle Bilder der 14 Stationen, angefangen von der Verurteilung durch Pontius Pilatus bis hin zur Grablegung. Ergänzend dazu schilderte Johannes Schüle die Entstehung der Fotos und auch die Besonderheiten der Gmünder Bildnisse im Vergleich zu Darstellungen anderer Künstler.
Verbindung zwischen Figurenwelt und und religiösen Werten
Im Mittelpunkt einer weiteren „Abendrunde“ standen die Salvatorfiguren, die zwar nicht zu den Kreuzwegstationen gehören, wohl aber als einzigartige Sehenswürdigkeiten das Leiden Christi veranschaulichen. Mit einem großartig gelungenen Bildervortrag würdigte Prof. Lutz die verschiedenen Bildstöcke und ermöglichte es den Gesprächsteilnehmern auf diese Weise, einen Blick auf die lebensgroßen Einzelfiguren und Gruppenszenen hinter den Gittern der Wegkapellen zu werfen, aber auch auf die Kreuzigungsgruppe und die Plastiken bzw. Altäre in den Felsenkapellen.
Abgerundet wurde die Präsentation durch lyrische Textbeiträge, mit denen es Prof. Herkommer einmal mehr gelungen ist, eine Verbindung zwischen Figurenwelt und religiösen Werten herzustellen. In bemerkenswerter Deutlichkeit sprach Herkommer übrigens auch den ökumenischen Gedanken an, wobei der betonte: „Jenseits aller dogmatischer Streitereien und ohne Rücksicht auf die beklagenswerte Konfessionsspaltung ist der Kreuzweg zum St. Salvator ein hervorragendes Zeugnis europäischer Volksfrömmigkeit.“ Ein bedeutungsvoller Satz, der bei den Zuhörern mit spontanem Beifall bedacht wurde.
Wenn man sich vor Augen hält, dass es für ältere und gehbehinderte Menschen äußerst schwer, wenn nicht gar unmöglich ist, den St. Salvator zu erreichen, dann wird man umso mehr verstehen, dass die Bewohner/​innen die Referenten mit herzlichem Dank verabschiedeten. Diese Dankbarkeit galt auch Klaus Rollny, der an beiden Abenden für eine reibungslose Technik gesorgt hatte.

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