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Nachrichten Kultur

Beschwingt von Walzer zu Walzer

Ein großartiger Kammermusikabend mit Hans-​Peter und Volker Stenzl unter dem Motto „Mit Liebesliedern in den Frühling“ fand seine konzentriert lauschende Hörergemeinde.

Dienstag, 17. April 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 17 Sekunden Lesedauer

KONZERT (cl). Im Rahmen der Kammermusikreihe Donzdorf für das Konzert am Samstag in den Erpo-​Räumen konnten Hans-​Peter Stenzl, künstlerischer Leiter und Bürgermeister Martin Stölzle für dieses Konzert namhafte Musikerinnen und Musiker gewinnen. Die Solistinnen und Solisten Carmela Konrad (Sopran), Veronika Dobi-​Kiss (Alt), Mirko Ludwig (Tenor), Andreas Heinemeyer (Bariton) sowie Hans-​Peter und Volker Stenzl (Klavier) erfreuten mit ihrem frischen Auftritt und den harmonischen Stimmen rund 100 Zuhörer.
Zu Beginn erklang eine moderne Komposition des Stuttgarter Komponisten Jürgen Essl (1961). Mit dessen Komposition „Auf der anderen Seite des Monds“ op. 27, 3 Lieder nach Texten von Hilde Domin, in einer vierhändigen Fassung vorgetragen, bewiesen Hans-​Peter und Volker Stenzl, dass ein Konzertflügel nicht nur durch das Anschlagen der Tasten sondern auch durch das Streichen und Schlagen der Saiten melodisch erklingen kann. Besonders wertvoll wirkten dabei die informativen Aussagen vor den jeweiligen Liedern. Es folgten die „Spanischen Liebeslieder, op. 138“ von Robert Schumann. Bei diesen Liedern handelt es sich um Übertragungen alter, volksliedhafter Texte aus dem Spanischen die bis auf wenig andere Kompositionen Außenseiterstücke des romantischen Lied-​Repertoires geblieben sind.
Die Schumanns Vertonungen zugrunde liegenden Texte sind zarte, hochartifizielle Geflechte zum Thema Liebeslust und –leid. Anders als in den großen romantischen Liedzyklen trat das stets einsame lyrische und singende ‚Ich‘ zugunsten der Empfindung als solcher in den Hintergrund. Manche Lieder waren heiter, fast fröhlich. Die Mehrzahl aber kam mit federleichter Melancholie und kleinteiliger Melodik daher, fein rhythmisiert, oft an den Rand des Ironischen geführt.
Das stets sauber intonierende und phantasievoll phrasierende Sängerensemble wirkte perfekt aufeinander abgestimmt; geradezu traumwandlerisch mischten sich die Stimmen. Dies galt genauso für die Pianisten Hans-​Peter und Volker Stenzl, die eher gleichberechtigte Partner denn Begleiter waren.
Obwohl Klavier– und Gesangspart voneinander getrennt schienen, sie durchdrangen sich nicht, klangen sie stets zusammen. Bei den Sängern fiel auf, dass die hohen Stimmen, Carmela Konrad und Mirko Ludwig eher expressiver gestalteten, während Veronika Dobi-​Kiss und Andreas Heinemeyer mit wunderbaren Legatobögen glänzten. Es ergab sich ein introvertiert anmutendes, sehr delikates Hörvergnügen.
Nach der Pause ging es dann mit einer frühen Sonatina (1950) von György Ligeti modern weiter. Beschwingt und virtuos mit einer gleichzeitig präzisen und pointierten Anschlagsweise, aber auch weich und gefühlvoll in der Darbietung der entsprechenden Passagen, beeindruckten Hans-​Peter und Volker Stenzl bei diesem Werk. Den Abschluss dieses beflügelten Frühlingsabends bildeten die Liebeslieder-​Walzer op. 52 von Johannes Brahms (1833 – 1897). Die 18 Walzer für vier Singstimmen und Klavier zu vier Händen sind 1868 entstanden. Ursprünglich waren die Texte ungarisch, polnisch oder russisch, die ihnen eigene Klangsprache ist ein gemeinsames Merkmal — der Walzer. Die Huldigung an den Geist des Wiener Walzers gehört mit zu den charmantesten Werken von Brahms.
Man merkte deutlich, dass es den vier Sängerinnen und Sängern, allesamt namhafte Opern– und Konzertsolisten, und den Pianisten Spaß machte. Sie führten beschwingt von Walzer zu Walzer. In verschiedenen Zusammensetzungen oder als Solo ertönten Lieder über Herzeleid oder Liebesfreude. Da sich die Sängerinnen und Sänger in der Individualität ihrer Stimmen bestens ergänzten, in der Artikulation der Texte einig waren und vom Klavierduo animiert begleitet wurden, übertrug sich dieses Vergnügen auch auf die Hörer. Der Wechsel zwischen temperamentvollen und gefühlvollen Beiträgen machte den Abend zu einem kurzweiligen Erlebnis und weckte Appetit auf weitere Konzerte dieser Kammermusikreihe.

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