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Kleinkunst-​Kultstätte Café Spielplatz schließt zum 31. Juli

Dieses Mal gibt es kein zurück mehr, sagt „Café-Spielplatz“-Inhaberin Eva Staller: Ende Juli schließt das Café auf der Nordseite des Münsterplatzes, das immer viel mehr war, nämlich eine Kultstätte der Kleinkunst und eine Keimzelle für Bühnenkarrieren mit einem Ruf weit über Schwäbisch Gmünd hinaus.

Donnerstag, 19. April 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 4 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (rw). Die Begründung für den Schluss nach einem Vierteljahrhundert lautet nicht anders als vor drei Jahren, als das „Spielplatz“ schon einmal auf der Kippe stand und dort hin und her wippte: Wirtschaftlich sei es nicht mehr zu halten. Kurz: die Gäste im täglichen Cafébetrieb bleiben aus, das Geschehen hat sich hin zum Marktplatz mit seiner Gastronomie unter freiem Himmel verlagert, deren Stühle und Tische vom Rathaus bis zur Marktplatzmitte reichen.
Auch die Nähe zur Volkshochschule sorge nicht dafür, dass das Café mehr aufgesucht wird, ebenso wenig die Markttage, zumal die Münster-​Nordseite Abstellplatz von Lieferwagen sei. „Wir haben es immer wieder probiert“, so Eva Staller. Jetzt sei es genug.
Die Kleinkunstbühne läuft nach wie vor hervorragend, die Veranstaltungen sind meist schnell ausverkauft. Am Donnerstagabend fand die letzte mit einer Größe des Kabaretts statt: Django Asül trat auf — einer, der sonst Säle in ganz anderen Dimensionen füllt als das Caféhaus mit seinen knapp 100 Plätzen. Aber wie viele andere gastierte er schon im „Spielplatz“, als ihn noch kaum jemand kannte. Im Mai haben noch die Newcomer um Teo Hentzschel Auftritte, und die Pub-​Quiz-​Reihe wird auch zu Ende gebracht.
Namensgeber des Cafés, das Konzertveranstalter Rainer Koczwara (IMK) im Juni 1987 eröffnete, war einst Wolfgang Niedecken von BAP. Gerhard Polt war zu Gast, Ottfried Fischer, Hanns Dieter Hüsch, in der Wendezeit auch einer wie der Liedermacher Stephan Krawczyk. Und erst vor kurzem die kanadische Singer-​Songwriterin Melanie Dekker.
Kabarettist Werner Koczwara, der jüngere Bruder von Rainer Koczwara, hatte im Spielplatz häufig ein Heimspiel — und immer wieder war es der Ort für die Premiere seiner republikweit erfolgreichen Programme oder der kabarettistischen Zusammenkünfte in Form des „April Inferno“. Zuletzt erlebte im vergangenen Jahr „Am achten Tag schuf Gott den Rechtsanwalt — die nächste Instanz“, die Fortsetzung der schon legendären Absurditäten-​Sammlung aus dem Paragraphendschungel, hier die Uraufführung.
Auch die Gmünder Sozialdemokraten machten das „Spielplatz“ zu einer Art Wohnzimmer: Dort feierten sie ihre Wahlpartys — oder leckten nach Niederlagen die Wunden, sei es bei Bundestags– oder OB-​Wahlen. Im Kreise der Gleichgesinnten war’s halb so schlimm — oder doppelt so gut.
In den Wänden, in der Ausstattung nistet der genius loci, ähnlich wie einst im Unipark-​Theater. Ungemein viel Fluidum. Vielleicht kann ein Nachmieter damit etwas anfangen, wenn es eine gastronomische Nachnutzung gibt. Das Haus ist eine städtische Immobilie. Nebenan, in der heutigen „Stube am Münster“, war bis in die frühen 70-​er Jahre die Stadtbibliothek untergebracht. In der Wohnung über dem Café unterhält das Stadtarchiv ein Aktenlager. Das „Café Spielplatz“ schloss mit der Stadt jeweils auf fünf Jahre befristete Mietverträge ab. Dass so ein Fünfjahres-​Zyklus gerade zu Ende geht, erleichtert den Schlussstrich. Einen Nachmieter zu suchen, sei nicht für sie verpflichtend gewesen, sagt Eva Staller, „jetzt will ich die Abwicklung sauber auf die Reihe kriegen.“

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