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Über 1000 Fans und ein starker Helge Liebrich beim Nationalteamcup in Schwäbisch Gmünd

Die Begeisterung von mehr als 1000 Zuschauern in der Gmünder Großsporthalle schwappte auch auf die Spitzenathleten des deutschen Turnsports über. Teilweise großartige Weltklasseleistungen an den Geräten zeigten, dass mit den Männern aber auch mit den Frauen bei der anstehenden Europameisterschaft und dann beim Höhepunkt des Jahres 2012, den Olympischen Spielen in London, gerechnet werden darf.

Montag, 23. April 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
4 Minuten Lesedauer

In Vorbereitung auf die kommende Europameisterschaft und auf den Höhepunkt des Sportjahres 2012, den Olympischen Spielen in London, haben die Turnerinnen und Turner der deutschen Spitzenklasse in Schwäbisch Gmünd eine tolle Plattform vorgefunden. In mehreren Team-​Cups werden die Bundestrainer die sicherlich nicht leichte Aufgabe haben, aus einem Team die Mannschaft zusammen zu stellen, die die deutschen Farben in Montpellier (Männer-​EM) und Brüssel (Frauen-​EM) sowie in London vertreten werden. Ein Beinahe-​Heimspiel hatte bei den Damen Pia Tolle aus Remshalden. Und bei den Männern wurde der Gmünder Lokalmatador Helge Liebrich auf Wogen der Begeisterung durch den Wettkampf getragen. Jeder würde es ihm gönnen, wenn er im Nationaldress olympische Wettkampfluft schnuppern dürfte.
In zwei Mannschaften gingen die Damen in den Wettkampf, der souverän vom DTL-​Team Jörg Rosenkranz und Sonja Goldner moderiert wurde. Das Turn-​Team Deutschland vertraten Lisa-​Katharina Hill, Kim Bui, Sophie Scheder, Pauline Schäfer, Isabelle Marquard, Leah Grießer, Nadja Schulze und Pia Tolle.
Das Team Deutsche Turnliga wurde von Elisabeth Seitz, Giulia Hindermann, Janine Berger, Nadine Jarosch, Nicole Ster, Anja Rheinbay, Jannika Greber, Lara Wondrak und Michelle Timm gebildet.
Elisabeth Seitz, die sich nach ihrer Verletzung noch nicht dem harten Vierkampf an allen Geräten aussetzte, gelang am Stufenbarren eine Weltklassevorstellung. Elisabeth Seitz, die EM-​Zweite von 2011, erzielte mit 14,40 Punkten eine sehr gute Bewertung und versuchte sich auch am „Seitz“, einem 2011 von ihr entwickelten und nach ihr benanntem Turnelement am Stufenbarren.
Der „Seitz“ war damit das erste Element seit 26 Jahren, das nach einer deutschen Turnerin benannt wurde. Elisabeth Seitz ging auch am Schwebebalken an den Start, hier erhielt sie mit 13,65 Punkten eine ebenfalls passable Bewertung für eine gelungene Übung am zehn Zentimeter breiten Gerät. Beim Challenge-​Cup in Cottbus holte sie sich mit dem ersten Platz am Stufenbarren den ersten Weltcup-​Sieg ihrer Karriere. Und auch in Gmünd präsentierte sich die 18-​jährige Schülerin, die sich so „nebenbei“ auch noch auf ihr Abitur im kommenden Jahr vorbereiten muss, für das Olympiajahr gerüstet.
Herausragend waren die Leistungen der 20-​jährigen, für den TuS 1861 Chemnitz-​Altendorf startenden, Lisa-​Katharina Hill (Turn-​Team-​Deutschland) im Vierkampf. Mit Konstanz und Power holte sie sich am Sprung eine 13,85, am Stufenbarren 14,35, am Balken 13,80 und am Boden 13,40 Punkte. Dies bedeutete in der Endabrechnung in der Einzelwertung mit 55,40 Punkten den ersten Platz.
Eine ebenfalls gute Figur an allen vier Geräten machte Kim Bui (Turn-​Team-​Deutschland) vom MTV Stuttgart. Nachdem ihr bereits beim Challenge-​Cup, dem Turnier der Meister in Cottbus, mit dem ersten Platz am Boden eine sehr gute Platzierung gelungen war, kann sie mit großer Zuversicht in das Jahr der Höhepunkte, 2012 gehen. In Schwäbisch Gmünd erzielte sie an allen vier Geräten 54,85 Punkte und holte sich damit den zweiten Platz in der Einzelwertung.
Nach ihrem vierten Platz im Mehrkampf 2011 beim Weltcup in Tokio war auch mit der Detmolderin Nadine Jarosch (Team Deutsche Turnliga) beim NTC zu rechnen. Und die 17-​jährige Turnerin zeigte, was in ihrer grazilen 1,56 m Körpergröße steckt. Mit 54,85 Punkten im Vierkampf ergatterte sie sich den dritten Stockerlplatz in der Gmünder Großsporthalle im Einzel.
Lokalmatadorin Pia Tolle, die amtierende Deutsche Meisterin 2011 am Balken, ließ mit dem Boden ein Gerät aus. Mit 40,20 Punkten aus drei Gerätewertungen zeigte die Remstälerin jedoch eine sehr gute Leistung und Ambitionen für mehr. Einmal mehr aufhorchen ließ die erst 13-​jährige Nachwuchsturnerin Leah Grießer vom Leistungszentrum Karlsruhe-​Söllingen. Mit 48,40 Punkten erreichte der Turnfloh aus dem Badischen einen hervorragenden zehnten Platz. Mit 216,75 zu 210,15 Punkten hatten zum Schluss die Damen des Turn-​Team Deutschland die Nase vorn, auch wenn Elisabeth Seitz bis zum Schluss die Hoffnung hatte, dass sie mit dem Team Deutsche Turnliga den Rückstand noch aufholen könnte.
Eine besondere Ehrung konnte Elisabeth Seitz dann doch noch aus den Händen von DTL-​Präsident Johann Prass entgegen nehmen. Gemeinsam mit ihrem männlichen Teamkollegen Philipp Boy konnte sie den Pokal für die Turnerin des Jahres entgegen nehmen. Philipp Boy wurde von Sportjournalisten zum Turner des Jahres gewählt.
Die Turner um Philipp Boy, Marcel Nguyen, Sebastian Krimmer und Matthias Fahrig haben einen Teamgeist, der sehr große Hoffnungen in das deutsche Männerturnen setzen lässt. Am Samstag konnten sich die Zuschauer in der vollen Großsporthalle ein Bild von der Leistungsdichte des Teams machen, bei dem auch Lokalmatador und Leistungsträger des TV Wetzgau, Helge Liebrich, in Zukunft noch ein Wörtchen mitreden soll, machen.
Offiziell als Neuzugang für den Erstligisten aus Wetzgau wurde auch Andreas Toba, der für das Turn-​Team Deutschland in Gmünd an den Start ging, vorgestellt. Toba zeigte eine gute Leistung und holte sich an vier Geräten insgesamt 55,05 Punkte. Bestritten wurde der Wettkampf mit drei Mannschaften, dem Turn-​Team Deutschland, einer DTL-​Auswahl mit Helge Liebrich und der Mannschaft des KTV Straubenhardt mit Thomas Taranu und Steve Woitalla an der Spitze. Seine Ausnahmestellung zeigte Philipp Boy am Reck, die er mit 15,05 Punkten und somit der Tageshöchstwertung abschloss. Boy turnte in Gmünd an vier Geräten, neben dem Reck am Boden, dem Pauschenpferd und am Sprung. Dass er es noch immer kann, zeigte der mittlerweile 30-​jährige Turner und Sportlehrer und Europameister mit der Mannschaft 2010, Eugen Spiridonov. Er turnte einen vollständigen Sechskampf und konnte sich am Ende in der Einzelwertung über einen zweiten Platz freuen. Vorbeiziehen lassen musste er nur Sebastian Krimmer, der sich mit 83,45 Punkten an die Spitze der Einzelwertung setzte.
Einen tollen Einstieg in den Kampf um einen Platz im Team und um vielleicht noch einmal Olympialuft schnuppern zu können, hatte der umjubelte Lokalmatador Helge Liebrich (DTL-​Auswahl). Liebrich zeigte ebenfalls Biss und ging an alle sechs Geräte, musste jedoch insbesondere am Ende des Wettkampfes am Pauschenpferd dem kräftezehrenden Tag Tribut zollen.
Am Ende standen 81,75 Punkte auf der Ergebnisliste und beim genauen Blick auf dieselbe musste man feststellen, das Helge Liebrich nur 0,05 Punkte für den dritten Platz in der Einzelwertung fehlten. Er musste Thomas Taranu (KTV Straubenhardt) vorbei ziehen lassen, der mit 81,80 Punkten Platz drei ergatterte. Der guten Laune und Stimmung über einen Wettkampf mit wertvollen Erkenntnissen tat dies allerdings keinen Abbruch.
In der Endabrechnung bei den Männern holte sich das Turn-​Team Deutschland in der Besetzung Philipp Boy, Matthias Fahrig, Andreas Toba, Sebastian Krimmer und Eugen Spiridonov mit 257,20 Punkten den Tagesgesamtsieg vor der DTL-​Auswahl mit den Turnern Helge Liebrich, Philipp Sorer, Waldemar Eichhorn, Jonas Rohleder, Philipp Herder, Christopher Jursch und Ivan Bykov und 249,25 Punkten.
Den dritten Platz errang die Mannschaft des KTV Straubenhardt mit Thomas Taranu, Ivan Rittschick, Andreas Brettschneider, Sebastian Bock, Steve Woitalla und Shakir Shikajev.

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