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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Schwäbisch Gmünd — durchschnittlich sicher

Der Leiter des Gmünder Polizeireviers, Polizeioberrat Helmut Argauer, und der Chef der hiesigen Kriminalaußenstelle, Kriminaloberrat Hermann Staudenmaier, präsentierten gestern die Kriminalstatistik fürs vergangene Jahr. Fazit: Schwäbisch Gmünd ist eine durchschnittlich-​sichere Stadt.

Mittwoch, 04. April 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 51 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Das umfangreiche Datenmaterial relativiert manches Bauchgefühl, wonach es einem in Schwäbisch Gmünd ganz besonders Angst und Bange werden könnte, wenn Gewalt-​Szenarien wie vom vergangenen Wochenende allein betrachtet werden. Die beiden Gmünder Polizeichefs und Jürgen Vetter, Stellvertreter von Argauer, machten andererseits auch keinen Hehl aus ihrer Sorge um Entwicklungen gerade in den Partynächten am Wochenende. Der straßen– und salonfähig gewordene Alkohol-​Vollrausch — vermehrt durch Wodka und ähnliche harte Drinks — spiele eine verhängnisvolle Rolle. Enthemmt komme es immer häufiger zu Streitereien und tätlichen Auseinandersetzungen. Auch dies spiegelt sich leider in der Statistik wieder: Im Vergleich zu 2010 haben schwere Körperverletzungsdelikte um 7,8 Prozent zugenommen. 110 Fälle mussten von der Gmünder Polizei bearbeitet werden. In der Sparte von versuchten Tötungsdelikten beträgt die Steigerungsrate gar 200 Prozent (sechs statt zwei Fälle). Mit 257 Fällen haben auch die leichten Körperverletzungen eine Zuwachsrate von zwei Prozent. Gewaltkriminalität (z.B. Raubüberfälle) nahm von 139 auf 147 Fälle (plus 5,8 Prozent) zu.
Deutliche Rückgänge zeigt die Kriminalstatistik im Bereich des Gmünder Polizeireviers im Sektor Diebstahl. Um 36 Prozent gingen Autoaufbrüche zurück, beim schweren Diebstahl wurden 291 Fälle bearbeitet (2010 waren noch 320, also minus zehn Prozent). Die Wirtschaftskriminalität schrumpfte sogar um die Hälfte. Mit 35 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung blieb die Statistik nahezu gleich. Ein Sorgenkind sind zunehmende Betrügereien und Abzockereien im Internet (plus 27 Prozent).
Insgesamt wurden im Gmünder Raum im letzten Jahr 3013 Straftaten registriert, was unterm Strich einer leichten Zunahme von 1,5 Prozent entspricht. In der Stadt gab es einen Kriminalitätszuwachs, während in den Umlandgemeinde das Leben sozusagen um 5,5 Prozent sicherer wurde. Besonderen Kummer bereiteten jetzt im Winterhalbjahr Wohnungs– und Firmeneinbrüche. Die Polizei spricht von importierter Kriminalität durch mobile Banden, vielfach aus dem südosteuropäischen Raum. „In der dunklen Jahreszeit kommen sie, bleiben eine Weile in bestimmten Bereichen, ziehen dann weiter oder verschwinden wieder ganz.“ Es sei ganz schwierig, diese Täter zu fassen beziehungsweise mit einem DNA-​Zufallstreffer ihnen komplette Serien nachzuweisen.
Die Statistik 2011 weist eine Aufklärungsquote von insgesamt 59,4 Prozent aus, was eine Verschlechterung zum Vorjahr um 4,1 Prozent bedeutet. Man liege in Schwäbisch Gmünd jedoch immer noch leicht (0,8 Prozent) über Landesdurchschnitt.
Hermann Staudenmaier und Helmut Argauer betonten: Alle Verschlechterungen in der Kriminalstatistik müssen in Relation zum Zeitraum der letzten zehn Jahre gesetzt werden. Dann sei zu erkennen, dass Gmünd auf dem Weg sei, sicherer zu werden. 2002 gingen aus der Kriminalstatistik noch knapp 4000 Fälle hervor — gegenüber nun 3013 in 2011. In gut der Hälfte der Fälle gebe es zudem eine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer, so dass der klassische Raubüberfall auf Zufallsopfer auf der Straße zum Glück immer noch eine Ausnahmeerscheinung sei. Die negativen Entwicklungen im vergangenen Jahr brachte die Gmünder Polizeiführung auch mit dem Personalnotstand in Zusammenhang. Die Situation sei 2011 ganz besonders angespannt gewesen, jetzt werde es wieder leicht besser, beschreibt Helmut Argauer. Eine ungute Rolle hätten die vielen Sondereinsätze bei der Absicherung der Großbaustelle Stuttgart 21 gespielt. „Wir konnten 2011 so gut wie nicht mehr auf die Hilfe von Bereitschaftspolizei-​Gruppen zurückgreifen.“ Die seien in den vergangenen Jahren weitaus häufiger in Gmünd präsent gewesen, um den regulären Streifendienst zu unterstützen und auch Sonderermittlungsaufgaben zu übernehmen. Eines der daraus resultierenden Phänomene: Der Drogenhandel hat in Gmünd wieder schwunghaft zugenommen, insbesondere im Bereich der Einstiegsdrogen. Wobei es auch wenig Sinn mache, jeden kleinen Straßenhändler sofort abzugreifen. Wirkungsvoller seien beispielsweise die Schläge gegen die große Cannabis-​Plantage oder - dieser Tage aktuell — die Razzia mit Festnahmen in der Flüchtlingsunterkunft auf dem Hardt gewesen. Politisch nicht gewünscht sei eine Aufschlüsselung der Täterprofile nach Migrationshintergrund, wie beispielsweise Aussiedler. Es gebe nur eine Darstellung mit oder ohne deutsche Staatszugehörigkeit. Der Anteil „nichtdeutscher Tatverdächtiger“ beträgt 26,9 Prozent, gerechnet auf einen Anteil ausländischer Mitbürger von 14 Prozent.
Bei einer Hochrechnung mit sogenannten Häufigkeitszahlen in Relation zur Einwohnerzahl steht Schwäbisch Gmünd unter den 39 Kreis– und Großen Kreisstädten im Regierungsbezirk auf dem „Kriminalitäts-​Platz“ Nummer 17. Bad Rappenau gilt als die sicherste Stadt. Schlusslichter sind Göppingen, Böblingen, Fellbach, Ludwigsburg und Heilbronn.

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