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Beliebte Kidstown mit 150 Kindern in der Heubacher Stellung

Wer einmal hier war, der kommt meist wieder und dass die Anzahl der Anmeldungen auch dieses Jahr wieder die maximale Teilnehmerzahl von 150 Kindern übersteigt, spricht für die Kidstown – die Heubacher Kinderspielstadt, die nie zu schlafen scheint und in der von Früh bis Spät eifriges Treiben herrscht.

Mittwoch, 08. August 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 39 Sekunden Lesedauer

HEUBACH (nb). An Emma und Tobias kommt niemand vorbei. Wer ohne Pass in ihre Stadt spazieren will, der erntet böse Blicke. Diese Erfahrung machen mitunter auch jene Kidstown-​Bewohner, die ihren Pass vergessen – die Strafe liegt bei der diesjährigen Kidstown bei zwei Ostalb-​Euros. Und wer auf die Idee kommt, vor den Beiden zu fliehen, der muss mit einer Strafe von vier Ostalb-​Euro rechnen. Doch der Reiz, irgendwie in diese Stadt zu gelangen, ist groß. Aus mehreren Gründen.
In jeder Ecke der Stadt ist zu spüren und zu sehen, mit wie viel Eifer sich die Kinder an die Arbeit machen. Davon zeugen die Blumengestecke in der Gärtnerei; die Auftragsarbeiten in der Schreinerei oder auch die schönen Taschen, die in der Schneiderei entstehen. Die Wirtschaft hat Hochkonjunktur, die Ideen sprühen. Die jungen Mitarbeiter des Forschungszentrums etwa hatten, kurz nachdem sie gestern ihre Arbeit aufgenommen hatten, gleich Größeres im Sinn. Es ist nicht so, dass sie das Herstellen von Zauberblumen und Murmelfangspielen langweilig finden – aber ein umweltfreundliches Auto wäre schon eher in ihrem Interesse gewesen. Ein Vorschlag, den die Betreuerin Sarah Stütz ablehnen musste.
Vor Ideen sprüht es auch im Wertstoffhof. Dazu tragen nicht zuletzt die vielen kleinen Schätze bei, die sich in den Mülleimern verbergen und nur auf den ersten Blick Müll sind. In Windeseile wird hier Brauchbares und gleichermaßen Schönes hergestellt. So entstanden gestern beispielsweise aus einem Stück Holz und einem blauen Klebeband Schilder für die Kidstown-​Polizisten. Und auch sonst sprudelt die Kasse des Wertstoffhofes – allein für das tägliche Entleeren des Mülleimers verlangen die Wertstoffhof-​Mitarbeiter drei Ostalb-​Euro; wer Sondermüll zu entsorgen hat, so wie der Großhandel einige Tintenpatronen, der muss ein klein wenig tiefer in die Tasche greifen und fünf Ostalb-​Euro zahlen. Der neunjährige Angelo hat auf dem Kidstown-​Wertstoffhof seinen absoluten Traumjob gefunden, „ich bastle gerne“.
Eifrig gebastelt wird auch in der Schreinerei. Die zwölf Kinder müssen im Auftrag der städtischen Gärtnerei Blumentöpfe anfertigen und für die Post zwei große Briefkästen herstellen.
Doch auch ohne Aufträge herrscht in den einzelnen Betrieben Hochkonjunktur, etwa in der Schneiderei, wo in Windeseile Taschen genäht werden. Wie viel der Kunde letztlich dafür bezahlt, entscheiden die jungen Schneider selbst. Dabei gibt es jede Menge zu beachten, das Material etwa, die Arbeitszeit und der Stundenlohn von acht Euro (nach Steuerabzug gibt’s fünf Euro). „So zwölf bis 15 Euro werde ich schon verlangen“, meint der 13-​jährige Simon, der innerhalb des gestrigen Vormittags zwei Taschen und einen Wäscheklammersack angefertigt hat.
Eines merken die Bewohner der Kidstown immer sehr schnell: alles ist besser als nichts zu tun. Wer arbeitslos ist, der bekommt kein Geld. „Das ist blöd, wenn man nichts zum ausgeben hat“ – eine Aussage, die das Betreuerteam um Manuel Huber, Stefanie Schwarzkopf, Susanne Mücke und Melanie Horlacher schon öfters gehört hat.
Dass Emma und Tobias am gestrigen Kidstown-​Eröffnungstag nicht mit größeren Vorfällen konfrontiert wurden (mal abgesehen von drei Verfolgungsjagden), lag schlichtweg daran, dass die Bewohner der Stadt gar keine Zeit hatten, irgendwelchen Unfug anzustellen. Von neun bis 17 Uhr herrschte eifriges Treiben.
Heute wird’s nicht anders sein, schließlich stehen die Gemeinderats– und Bürgermeisterwahlen an. Heiß diskutiert wird von den Acht– bis 13-​Jährigen dann sicherlich wieder die Hutpflicht und auch die Organisation bei der Ausgabe des Mittagessens. Dass sich jeden Tag eine Riesenschlange vor dem Essenszelt bildet, gefällt nicht jedem Kidstown-​Bewohner. Ein Grund mehr, wählen zu gehen.
Einem weiteren Beschluss haben der Gemeinderat und der Bürgermeister bislang immer zugestimmt, nämlich dem Besuchertag, der für den kommenden Samstag vorgesehen ist. Dann können die Bürger der Nachbarstadt Heubach ausnahmsweise auch ohne Ausweis die Grenze zur Kidstown passieren.

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