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Eckhart Dietz: Kunst als soziales Ereignis

Eckhart Dietz bringt die Kunst zu den Menschen, er ist keiner, der sich im Atelier vergräbt. Und die Menschen strömen zu ihm. Gestern Abend in Masse in die Galerie des Kunstvereins.

Freitag, 08. November 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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AUSSTELLUNG (rw). Eckhart Dietz ist einer der großen und seit langem anerkannten Bildhauer Ostwürttembergs, einer, dessen Werk geschätzt wird, ein Vertreter einer zugänglichen, offenen Moderne. In den 70-​er Jahren wandte er sich konsequent der figürlichen Kunst zu, als dies ein Wagnis war, und ging unbeirrt seinen Weg: Dem so kantigen, starren und spröden Eisen und Aluminium ringt er Bewegtheit ab, fängt Tanz, Entspannung und Schweben ein, verleiht Gesten und Haltungen einen charakteristischen und stimmigen Ausdruck und eine frappierend lebendige Körperlichkeit. Bei ihm wird Metall menschenfreundlich.
Drei große Ausstellungen in zwei Monaten, Eckhart Dietz staunt selbst, der runde Geburtstag, natürlich, der 80., Anlass für allerhand Ehren. Den Künstler freut’s, das ist offensichtlich, doch er rückt sich selbst schnell aus dem Rampenlicht und lieber die Kunst in die Mitte. Und er ist beweglich wie je, wenn er über die Kunst spricht, er geht mit. Wenn er redet, ist es nicht anders, als wenn er zeichnet: „Im Zeichnen muss der ganze Körper mitspielen.“ Er tat’s auch, als Eckhart Dietz gestern Abend zur Eröffnung seiner Ausstellung selbst sprach – seine Frau Valeria Waibel führte das Mikrophon nach. Zuvor hatte Kunstvereinsvorsitzender Albrecht Vogel einen kurzen Blick auf lange zurück liegende, bewegte Zeiten geworfen: „Aus der Gruppe der Sezessionsbewegung war Eckhart Dietz jener, der munter auf die jungen Leute losging.“ Jeder habe in sein Baracken-​Atelier im Schießtal kommen können, junge Kunstjünger durften bis dahin Selbstverständliches in Frage stellen. „Eckhart Dietz war immer neugierig und konstruktiv kritisch. Es ging immer um die Sache, nicht um die Person. Er hielt seine Haltung durch.“
Die Bedeutung von Eckhart Dietz als Vermittler, Unterstützer und Begleiter der Kunst in Schwäbisch Gmünd rühmte Erster Bürgermeister Joachim Bläse in einer sehr persönlich gehaltenen Rede. Der Mann mit der Baskenmütze habe ihm in mancher Führung durch Ausstellungen die Augen geöffnet. Und vielen anderen auch, in den letzten Jahren gleich am Marktplatz 31. Eckhart Dietz kümmere sich um den künstlerischen Nachwuchs, er unterstütze die Juvenale, die junge Künstler von außen nach Gmünd bringe. „Dietz war für sie da. Er sagt, die Jungen haben es heute schwer, und damals sei es leicht gewesen zu provozieren, als Künstler aufzufallen.“
Dass einem, der um die 40 herum den Entschluss fasste, sich nicht mehr um Kunstmarkt und –moden zu scheren, sondern nur für seinen Weg zur Kunst zu leben, dennoch die Leute zulaufen, liegt am Wesen dieses Künstlers: Seiner Offenheit und Unvoreingenommenheit, seinem Dienst für die Sache der Kunst als sozialem Ereignis, nicht als Mittel der eitlen Provokation. Die Gmünder mögen Eckhart Dietz, hier sieht man’s.

Eckhart Dietz: „Über die Jahre“. Ausstellung im Gmünder Kunstverein, Kornhaus. Dauer bis zum 22. Dezember.

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