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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Große Trauergemeinde gab Prof. Alfred Lutz die letzte Ehre

Tiefe menschliche Freundlichkeit und große Toleranz habe ihn ausgezeichnet, erklärte Münsterpfarrer Robert Kloker. „Sein Andenken wird in Gmünd lebendig bleiben“, sagte Oberbürgermeister Richard Arnold. Gestern begleitete eine große Trauergemeinde Prof. Alfred Lutz auf dem Leonhardsfriedhof auf seinem letzten Weg.

Mittwoch, 14. August 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 58 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (ml).
„Normalerweise würde man sagen: Mit 93 Jahren geht ein alter, betagter Mensch“, begann Robert Kloker den Gottesdienst nach dem gemeinsam gesungenen „Von guten Mächten treu und still umgeben“. Hier aber habe man den Verstorbenen bis zum Schluss mit geradezu jugendlicher Frische, Kreativität und Vitalität erlebt. Er sei „auch als alter Mensch jung geblieben“. So treffe der Abschied um so härter. „Wir sind hier in Gmünd ärmer geworden“, resümierte der Münsterpfarrer den Tod des begnadeten Grafikers und Gestalters.
Für die Lesung griff Robert Kloker auf das Gleichnis von den gut genutzten und den verschwendeten Talenten aus dem Lukas-​Evangelium zurück. Hier werde der Unterschied zwischen einem ängstlichen und einem offensiven Lebensentwurf verdeutlicht. Alfred Lutz habe zu den Menschen gehört, die mit dem, was ihnen gegeben war, etwas bewirken wollten, ein Hochtalentierter, der seine Fähigkeiten einzusetzen wusste.
Der Freigeist habe sich bei Alfred Lutz schon früh gezeigt, beschrieb der Münsterpfarrer in einem kurzen Lebenslauf. So sei er, als der Jahrgang 1919 aufgenommen wurde, aus der Hitlerjugend ausgetreten, weil ihm der Nationalsozialismus zuwider gewesen sei. Nachdem ihm Krieg und Gefangenschaft mehrere Jahre geraubt hätten, habe Lutz anschließend um so strebsamer seine künstlerische Begabung ausgebildet.
Ohne pädagogische Schulung habe er Hunderten von Studenten das Handwerkszeug guter Gestaltung beigebracht. Kloker erinnerte an die gute Zusammenarbeit mit Lutz im Münsterbauverein. Besonders das von dem Verstorbenen gestaltete Buch „Wo der Himmel sich öffnet“ sei zum Verkaufsschlager des Vereins geworden. Er habe selbst oft Alfred Lutz’ Gastfreundschaft genossen, dessen gewinnende Menschlichkeit und die große Offenheit für Neues geschätzt.
Dass das Andenken an Alfred Lutz in Schwäbisch Gmünd lebendig bleiben werde, machte Oberbürgermeister Richard Arnold in seinem Nachruf deutlich. Viele verbänden, wie er, die Trauer mit tiefem Dank und großer Anerkennung. Immer habe Alfred Lutz neue Wege gesucht. Sechs Jahrzehnte lang habe er dem Gmünder Kunstverein nicht nur angehört, sondern diesen in einer sehr schwierigen Phase 1983 auch neu formiert. Am Weg der Hochschule für Gestaltung zu ihrer heutigen Qualität habe Alfred Lutz großen Anteil gehabt. Und mehr noch: Er habe die Herzen vieler Gmünder für diese Hochschule gewonnen, die sie eigentlich gegenüber der Schmuck-​Fachschule eher gering schätzten.
Virtuos habe sich Alfred Lutz noch in hohem Alter neue technische Möglichkeiten am Computer angeeignet und diese eingesetzt. Sicher hätte er auch gerne noch die Fertigstellung des „Forums Gold und Silber“ erlebt, das ihm am Herzen lag. „Ich werde oft an ihn denken“, war sich der Oberbürgermeister sicher. Zumal einige Lutz-​Werke in seinem Arbeitszimmer hängen.
Aus der bis zum letzten (Steh-)Platz gefüllten Leonhardskirche machte sich dann ein großer Trauerzug hinter dem Sarg auf dem Weg zum Grab im nordwestlichen Bereich des Friedhofs.

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