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Ein Mutlanger Ehrenbürger: Domdekan Anton Hinderberger

Zum 50. Mal jährt sich am heutigen Samstag, 14. September, der Todestag des Mutlanger Ehrenbürgers Anton Hinderberger. Der Domdekan initiierte in der frühen Nachkriegszeit das Siedlungswerk der Diözese Rottenburg.

Freitag, 13. September 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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MUTLANGEN (rw). Eine Straße in der Nähe des Stauferklinikums trägt den Namen und Titel des ersten Ehrenbürgers von Mutlangen: Prälat-​Hinderberger-​Straße. Anton Hinderberger wurde am 27. Oktober 1886 in Mutlangen geboren, sein Geburtshaus war in der Hauptstraße, später von der Gemeinde erworben und im Jahr 2000 abgerissen. Aufgewachsen ist Anton Hinderberger in der Gmünder Straße 16. Das Haus befindet sich heute im Besitz der Firma Möbel Wörner. Noch heute leben Verwandte von Anton Hinderberger in Mutlangen.
Hinderberger studierte an der Universität Tübingen Theologie und wurde am 10. Juli 1912 in Rottenburg zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er in der Mutlanger Pfarrkirche St. Georg – für den festlichen Tag wurde extra der Altar neu vergoldet. Seine erste Vikarstelle trat er in St. Maria in Stuttgart an, wo er bis 1920 wirkte. Danach wurde er Repetent für Kirchenrecht am Wilhelmstift in Tübingen und war viele Jahre Diözesanpräses der Gesellenvereine, heute bekannt als Kolpingwerk, dem er zeitlebens eng verbunden war, was seinen Ausdruck auch darin fand, dass er verantwortlich war für den Bau des Gesellenhauses in Bad Cannstatt. Hier konnte er schon Erfahrungen sammeln, die ihm später beim Siedlungswerk und dessen Bautätigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg zugute kamen.
Anton Hinderberger galt als begnadeter Prediger – nicht nur auf der Kanzel seiner Gemeinde. Vor einem damals neuen Medium hatte er keine Scheu: Über elf Jahre, von Oktober 1927 an, hielt er die katholischen Morgenfeiern als Rundfunkpfarrer beim Süddeutschen Rundfunk. Für den Prediger und Kirchenlehrer Augustinus interessierte er sich besonders: dessen Predigtmethode widmete Anton Hinderberger eine wissenschaftliche Studie.
1938 berief ihn Bischof Johannes Baptista Sproll in das Rottenburger Domkapitel und übertrug ihm das Referat „Caritas“. Bischof Sproll widersetzte sich dem Naziregime und wurde aus der Diözese verbannt. Die Diözese war sieben Jahre lang ohne Bischof, seine Aufgaben wurden auf Weihbischof, Generalvikar und die Domkapitulare verteilt – auch auf Anton Hinderberger. Nach Kriegsende stellten sich durch die vielen wohnungslosen und aus ihrer Heimat vertriebenen Familien der katholischen Kirche große karitative Aufgaben. Anton Hinderberger war in Bausachen rechte Hand des Bischofs geworden. Der Mutlanger brachte das Siedlungswerk der Diözese Rottenburg in Gang, dessen Vorsitz er 1949 übernahm. Durch die Siedlungspolitik der Diözese konnten Tausende von wohnungssuchenden Familien ein neues Zuhause finden. es wurden allein 630 Kindergärten, 15 Jugendwohnheime – darunter auch das Kettelerheim in Schwäbisch Gmünd – , Pflegeheime und Krankenhäuser gebaut. Ein Wohnungsbauprojekt in Schwäbisch Gmünd war beispielsweise die Diözesansiedlung an der Eutighofer Straße mit dem Kolpingplatz als Mitte.
Im Februar 1956 wurde Anton Hinderberger als Domdekan an die Spitze des Domkapitels gewählt. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tod am 14. September 1963 aus. Zu seiner Heimatgemeinde Mutlangen hielt der Prälat zeitlebens engen Kontakt. Zu allen wichtigen Kirchenereignissen besuchte er die Pfarrei – ob es nun die Glockenweihe von 1950 oder die Einweihung des Schwesternhaus-​Neubaus und des Kindergartens St. Elisabeth im Jahr 1960 war. Viele persönliche Ehrentage und Feste beging er im Kreis seiner Verwandten im Gasthaus Krone in Mutlangen, deren Inhaber sein Neffe Josef Hinderberger war. Christa Müller, eine Großnichte des Prälaten, erinnert sich daran, wie es war, wenn der Onkel in Mutlangen Halt machte: Die ganze Verwandtschaft versammelte sich in der Gmünder Straße 16, um den Gast zu begrüßen.
Anton Hinderberger wurden viele Ehrungen zuteil. Für seine Verdienste um den sozialen Wohnungsbau des Siedlungswerks wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Die Gemeinde Mutlangen machte ihn zu ihrem ersten Ehrenbürger. Er hatte sie beim Erwerb von Grundstücken aus kirchlichem Besitz für den örtlichen Wohnungsbau enorm unterstützt – was seinen Dank auch darin fand, dass nach ihm eine Straße benannt wurde. Auf dem Friedhof in Mutlangen fand Anton Hinderberger seine letzte Ruhestätte. Die Beerdigung war ein Großereignis: Zahllose Trauergäste, darunter Bischöfe, Äbte und über 100 Geistliche, der Landtagspräsident und der baden-​württembergische Arbeitsminister wohnten der Beisetzung bei und erwiesen Anton Hinderberger die letzte Ehre.

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