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Industrie– und Handelskammer und Wirtschaftsjunioren sehen im Fachkräftemangel die größte Herausforderung

Vom Fachkräftemangel ist immer öfter die Rede: Was es wirklich bedeutet, dass sich Firmen, aber auch Städte und Gemeinden zunehmend intensiv um gut ausgebildete Leute bemühen müssen, ist noch wenigen bewusst.

Donnerstag, 16. Januar 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 37 Sekunden Lesedauer


OSTALBKREIS (bt). IHK-​Sprecher Peter Gring bezieht sich auf eine Studie der IHK, nach der 70 Prozent der Betriebe in Ostwürttemberg generell oder zumindest teilweise Probleme haben, passende Fachkräfte für ihre offenen Stellen und Nachbesetzungen zu finden. Das heißt, so Gring: „Nur 30 Prozent der Betriebe haben keine derartigen Sorgen.“ Diese Entwicklung werde sich angesichts der immer noch recht gut laufenden Konjunktur und der unverändert guten Einstellungsabsichten der Unternehmen weiter verschärfen und sei damit eine zentrale Herausforderung für Wirtschaft und Politik dar. Im Blick auf Ostwürttemberg fehlen hier dem Fachkräftemonitor zufolge – eine Internet-​Anwendung der baden-​württembergischen Kammern – bereits 2014 in Ostwürttemberg rund 6600 Fachkräfte. Zur Verdeutlichung: Dies entspricht ziemlich genau der derzeitigen Einwohnerzahl Mutlangens.
Die fehlenden Fachkräfte teilen sich auf in 600 mit akademischer Qualifikation und 6000 mit nicht-​akademischer, also beruflicher Qualifikation. Bei den beruflich ausgebildeten Fachkräften, die eine höhere Qualifikation, etwa eine Weiterbildung zum Meister oder Fachwirt haben, fehlen 2700 Fachkräfte
Der Stellenwert der Aus– und Weiterbildung und dabei insbesondere der dualen Ausbildung wird in Zukunft weiter zunehmen. Stichworte sind hierzu die demografische Entwicklung und insbesondere der damit verbundene Fachkräftemangel, der die Region in den nächsten Jahren verstärkt beschäftigen wird. Die Unternehmen suchen vor allem Techniker, Fach– und Betriebswirte, Meister und Fachkaufleute. Dies ergibt die aktuelle Analyse des Fachkräftemonitors in Baden-​Württemberg (www​.fachkraefte​mon​i​tor​-bw​.de). Nicht zuletzt deshalb setzt sich die IHK Ostwürttemberg mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen für die Fachkräftesicherung ein.
Im Berufsgruppenranking Ostwürttemberg für 2014 sind zehn vorrangige „Engpassberufe“ aufgeführt.
*Elektrotechnik (Helfer): 2800 Stellen sind angeboten, 3000 nachgefragt; das sind 20,7 Prozent zu wenig Stellen.
*Technische Forschungs-​, Entwicklungs-​, Konstruktions– und Produktionssteuerungsberufe (hochqualifiziert): 1420/​1750 (18,8 Prozent)
*Maschinenbau– und Betriebstechnik (hoch): 1020/​1230 (17,4)
Textil und Lederberufe (mittel): 1030/​1240 (17,1)
*Rohstoffgewinnung und –aufbereitung, Glas– und Keramikherstellung und –verarbeitung (mittel): 1910/​2290 (15,6)
*Elektroingenieure: 1260/​1490 (15,8)
*Metallerzeugung, Metallbearbeitung, Metalloberflächenbehandlung (Helfer): 2460/​2910 (15,6)
*Fahrzeug-​, Luft-​, Raumfahrt– und Schiffbautechnik (Helfer): 540/​640 (15,3)
*Metallerzeugung, Metallbearbeitung, Metalloberflächenbehandlung (hoch): 1740/​2060 (15,3)
*Elektrotechnik (hoch): 900/​1060 (15,2)
Auf der anderen Seite gibt es Berufsgruppen mit zum Teil erheblichem Überschuss: Insbesondere in der Gastronomie ist das Angebot deutlich größer als die Nachfrage, ebenso in der Unternehmensführung und –organisation, in den Reinigungsberufen, außerdem in den Berufen Recht und Verwaltung (Helfer) sowie in Verkehrs– und Logistikberufen (Helfer).
Wie die junge Wirtschaft
das Jahr 2014 sieht
Auch für die Wirtschaftsjunioren Ostwürttemberg ist der Fachkräftemangel das größte Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Das ist das Ergebnis des jüngsten „Stimmungsbarometers Junge Wirtschaft“ der Wirtschaftsjunioren Deutschland. Grundsätzlich blickt die junge Wirtschaft danach optimistisch in das neue Jahr: 34 Prozent der rund 2000 befragten jungen Unternehmer und Führungskräfte erwarten einen generellen Konjunkturaufschwung; 38 Prozent gehen auch im Hinblick auf ihr eigenes Unternehmen von einer weiteren Verbesserung der Geschäftslage aus. Immerhin 44 Prozent der jungen Unternehmer und Führungskräfte haben im Jahr 2014 neue Investitionen fest eingeplant. Weitere 34 Prozent halten neue Investitionen immerhin für möglich. 38 Prozent der Befragten planen, neue Mitarbeiter einzustellen.
Grundsätzlich heißt es, die Rente mit 63 gehe in die falsche Richtung, ebenso ein Mindestlohn, der es für Jugendliche und gering Qualifizierte schwerer mache, den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu finden: „Wenn diese Punkte so umgesetzt werden, wird unser Optimismus nicht mehr lange anhalten.“ Konkret werden freilich ganz andere „Risikofaktoren, die unser Wirtschaftswachstum gefährden“ aufgeführt. Bundesvorsitzender Christian Wewezow: „65 Prozent der Befragten nennen hier den Fachkräftemangel, 37 Prozent zu hohe Energiepreise und 36 Prozent ein zu schlechtes Bildungsniveau. Mit welchem Abstand der Fachkräftemangel hier den Spitzenplatz eingenommen hat, spricht Bände.“ Die Bundesregierung sei deshalb gefordert, die Weichen richtig zu stellen, sonst werde der Fachkräftemangel in den kommenden Jahren zur Wachstumsbremse Nummer eins werden. „Wir appellieren deshalb an die Bundesregierung, diese Herausforderung ernst zu nehmen.“

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