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Mögglingen und seine Fast-​Katastrophen

Es war einfach nur ein Riesen-​Glück im Unglück, dass nichts passiert ist“. Dieser Satz stand am Samstag in Mögglingen über der Enthüllung der Gedenktafeln zur Erinnerung an zwei „Beinahe-​Katastrophen“.

Montag, 24. November 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 18 Sekunden Lesedauer

Von Maximilian Wanzek
MÖGGLINGEN. Zum einen wird an den Bombenabwurf von 1945 und zum anderen an den Flugzeugabsturz von 1964 erinnert. Viele Bürger hatten sich morgens um 11 Uhr an der Straße nach Lautern eingefunden, um dort gemeinsam mit Bürgermeister Adrian Schlenker und seinem Vorgänger Ottmar Schweizer, von dem die Idee stammt, der Ereignisse zu gedenken.
Mögglingens Bürgermeister Adrian Schlenker eröffnete die Veranstaltung mit einer kurzen Rede, in der er die Geschehnisse dieser beiden historischen Tage schilderte. Am 22. Februar 1945 hatte eine amerikanische Staffel von Bombern über Mögglingen 110 Bomben abgeworfen. Offenbar verfehlten die Piloten aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse sowohl ihre Primärziele (Gera-​Zwickau-​Eger-​Hof-​Saalfeld-​Bamberg), als auch ihr Ersatzziel Aalen, weshalb der Bombenregen schlussendlich auf Mögglingen niederging. Da die Bomben am südlichen Ortsrand abgeworfen wurden, blieb es glücklicherweise bei Sachbeschädigungen. „Man sieht daran, dass Krieg nie etwas Gutes ist“, sagte Schlenker. „Wir alle sind dazu aufgerufen, auch in der heutigen Zeit aktiv für den Frieden einzutreten.“
Der andere Tag war der 24. November 1964, an dem ein führerloser Düsenjagdbomber vom Typ F-​86 K der Luftwaffe auf dem freien Feld am südlichen Ortsrand von Mögglingen, auf dem nun die Gedenktafeln stehen, abstürzte. Das Triebwerk war bei einem Übungsflug explodiert, der Pilot hatte den nicht mehr zu steuernden Jet mit dem Schleudersitz verlassen, er überlebte. Das Flugzeug raste knapp über den Albtrauf bei Lautern, es durchtrennte beim Aufprall die Starkstromleitung der Gemeinde und verursachte Sachschäden an ungefähr 80 Gebäuden. Schlenker hatte diesbezüglich einen Artikel vom darauffolgenden Tag im Jahr 1964 mitgebracht, aus dem der Satz hängen blieb: „Erst dann begriffen die Mögglinger, dass ihre Lebensuhr am 24. November 1964 hätte stehen bleiben können.“
Nach seiner Ansprache übergab er das Wort an Ex-​Bürgermeister Ottmar Schweizer, der dieses Projekt noch zu seiner Amtszeit initiiert hatte. „An den Flugzeugabsturz kann ich mich noch genau erinnern“, berichtete er. „Wir saßen in der Schule und auf einmal gab es einen Riesenknall. Niemand wusste, was los war.“ Schweizer erzählte von seiner Idee, ein Denkmal für etwas zu setzen, bei dem das Dorf einfach großes Glück gehabt hatte und wie er diese im Gemeinderat durchsetzte.
Das Denkmal selbst besteht aus zwei Stangen, eine in Schwarz und eine silberfarben, an denen zwei Tafeln mit den Ereignissen dieser beiden Tagen hängen. Passend ist zudem der Ort: Vor dem Feld, wo der Düsenjäger abstürzte und mit einem Überblick über das Gebiet, welches bombardiert wurde. Es trägt den Titel „Aus dem Lot“, da an beiden Tagen irgendetwas aus dem Lot geriet. Die Enthüllung von Adrian Schlenker und Ottmar Schweizer wurde mit großem Beifall quittiert.
Auch heute noch sind die Nachwirkungen dieser beiden Tage zu spüren. Zeitzeuge Georg Wanzek staunte nicht schlecht, als er vor gut zehn Jahren in seinem Garten beim Pflanzen einer Hecke einen Bombensplitter fand. Schweizer hatte außerdem von der nahegelegenen Gärtnerei Metallsplitter des Düsenjägers erhalten, die dort immer noch im Feld gefunden werden.
Zweifellos hatte Mögglingen sowohl 1945 als auch 1964 wundersames Glück. Was gewesen wäre, wenn die Bomben tatsächlich getroffen oder das Flugzeug im Dorf abgestürzt wäre, vermag sich niemand vorzustellen. Tatsache ist jedoch, dass es nicht dazu kam. Genau deswegen steht unter beiden Tafeln als letzter Satz: „Dafür sind wir dankbar.“

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