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Der Wallfahrer schwebt ein

Der „Wallfahrer“ erlebte einen kurzen Flug, gestern schwebte er ein: Eine dreieinhalb Meter hohe Figur aus Aluguss, 500 Kilogramm schwer. Ein Kunstobjekt, mit dem es eine eigene Bewandtnis hat.

Donnerstag, 24. April 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
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KUNST (rw). „Kunst ist schön, aber sie macht viel Arbeit“, zitierte Gerd Mathon den großen Karl Valentin. Der ganze Vorstand des Fördervereins Straßdorf wohnte am Mittwochvormittag der Montage von Daniel Wagenblasts „Wallfahrer“ bei, neben dem Genannten der Fördervereins-​Vorsitzender und Ortsvorsteher Werner Nußbaum, Manfred Hess und Wolfgang Hämmerle. Das wollten sie nicht versäumen – schließlich ist die Figur Eigentum des Fördervereins Straßdorf, vorgesehen für „Wege zur Kunst“, ausgeliehen an die Stadt für die Zeit der Landesgartenschau.
Den aus Schwäbisch Gmünd stammenden 51-​jährigen Bildhauer, der in Stuttgart sein Atelier hat, beschäftigte der „Wallfahrer“ drei Jahre lang, er hängte Leidenschaft daran. Bekannt wurde Daniel Wagenblast, der an der Stuttgarter Kunstakademie studierte, mit seinen „Weltenfahrer“-Skulpturen. Auch in seiner alten Heimatstadt hatte er schon Ausstellungen, der erste der vom Prediger-​Museum unter Gabriele Holthuis herausgegebene Ausstellungskatalog galt ihm und seiner Schau in der Prediger-​Galerie. Das war 1999. Daniel Wagenblast hat sich einen Namen als expressiver Holzbildhauer gemacht. Aber für die wirklich großen Objekte eignet sich Metall besser – und der „Wallfahrer“ ist die bislang größte Einzelfigur des Bildhauers. Wagenblast ist mit einer weiteren Arbeit am Gartenschau-​Kunstpfad entlang des Josef-​Bachs vertreten, mit „Der Mann auf dem Krokodil“ – das ist blanker Zufall oder Schicksal, wie man will. Der „Wallfahrer“ wurde für die Höhe über der Stadt konzipiert, er erinnert an die Dankwallfahrt der Gmünder auf den Rechberg nach Kriegsende 1945. In seiner rechten Hand hält er die Marienkapelle von Straßdorf, in der linken das Heiligkreuz-​Münster. Ursprünglich hätte die Figur schon letztes Jahr in Straßdorf aufgestellt werden sollen, doch die Ko-​Finanzierung durch die Staatliche Toto-​Lotto, eine Anerkennung für den so aktiven Förderverein, stand noch aus. Ebenso blieb die Klarheit darüber aus, ob „Wege zur Kunst“ noch mit einem eigenen Weg über das Kloster der Franziskanerinnen an die Landesgartenschau angebunden wird, ein Projekt, das Wolfgang Hämmerle neun Jahre verfolgt hatte. Immerhin, die Zusage der Lotto-​Gesellschaft über 20 000 Euro kam im Juni 2013, Staatssekretärin Marion Caspers-​Merk überbrachte sie. Und damit konnte der Wallfahrer nach Gmünd. Am Josefsbach steht die Figur auf Höhe der Asylstraße mit Blick aufs Münster. Aber er ist gleichermaßen eine Anregung, einen Abstecher zu „Wege zur Kunst“ zu machen. „Im freien Feld ist er ein Zeichen, da wirkt er richtig“, sagt Isa Dahl, die Frau Daniel Wagenblasts, selbst Bildhauerin. Der Termin für die Aufstellung steht schon fest: Es ist der 20. September 2015. Nach einer Stunde, Glockschlag zwölf, war die Montage am Graben durch den Künstler und Mitarbeiter des Bauhofs beendet. Der Bildhauer wischte sich den Schweiß von der Stirn, es war harte Arbeit, die Schraubenlöcher in den Betonsockel zu drillen. Gleich darauf wurde der „Wallfahrer“ verhüllt. Enthüllen darf ihn Marion Caspers-​Merk am Freitag, 2. Mai, um 17 Uhr. Man kann’s schon verraten: Diese Figur schließt man sofort ins Herz.

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