Freundeskreis Himmelsstürmer e.V. gegründet — Mit Turmsegnung und offizieller Erstbesteigung

Rehnenhof-Wetzgau

Rems-Zeitung

Das bürgerschaftliche Engagement geht weiter: Nach der Beteiligung an der Finanzierung kümmern sich Gmünder im Rahmen eines neuen Vereins um Pflege und Erhalt des Himmelsstürmers.

Freitag, 25. April 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
227 Sekunden Lesedauer


Von Gerold Bauer
SCHWÄBISCH GMÜND. Siegfried Lautner als designierter und im Laufe der Versammlung auch einstimmig gewählter Vorsitzender des neuen Vereins freute sich über die sehr große Resonanz auf die Einladung zur Gründungsversammlung. Er begrüßte nicht zuletzt die Mitglieder des Gemeinde– und Bezirksbeirats, die Vertreter der Kirchen und natürlich die vielen Bürgerinnen und Bürger, die mit ihrem Kommen die Verbundenheit mit dem Landschaftspark und dem Aussichtsturm „Himmelsstürmer“ zum Ausdruck gebracht haben. Über die Anwesenheit vom Kreisbrandmeister Otto Feil freue er sich natürlich auch – hoffe aber, dass dieser höchstens im Rahmen von Übungen zum Himmelsstürmer kommen müsse. Jeder, der wie er selbst täglich die Turmbauarbeiten persönlich verfolgt habe, müsse allen Beteiligten, nicht zuletzt dem Team der Fa. Schlosser seine Hochachtung für die Präzisionsarbeit erweisen. Ein Kompliment adressierte Lautner auch an die Blaskapelle „Die Gschlampadn“, die der Vereinsgründung einen besonderen Rahmen gaben.
Bezirksbeiratsvorsitzender Johannes Weiß sagte, es sei beeindruckend, was in den letzten Monaten so alles im Stadtteil Wetzgau-​Rehnenhof passiert sei. Täglich habe sich etwas verändert, und nun grüße der „Himmelsstürmer“ weit hinaus ins Land. Es lohne sich, dieses Prachtstück über die Landesgartenschau hinaus zu erhalten und mit Leben zu erfüllen.
„Die Gmünder sind schon klasse! Ein großes Kompliment!“, lobte Landrat Klaus Pavel. Es sei unglaublich, was sich in Gmünd in den letzten Jahren so alles getan habe. „Andernorts werden Türme geschlossen, weil das Geld für den Unterhalt fehlt — doch hier in Gmünd baut man sogar einen neuen Turm!“, hob Klaus Pavel hervor und würdigte in diesem Zusammenhang das auch bei diesem Projekt wieder gezeigte bürgerschaftliche Engagement der Gmünderinnen und Gmünder.
„Hier legt man zusammen, wenn man ein neues Projekt finanzieren möchte — und baut durch den erklärten Willen soviel öffentlichen Druck auf, dass keine Behörde eine Chance hat, das Projekt zu verhindern“, spielte der Landrat auf gewisse Schwierigkeiten mit dem Brandschutz im Genehmigungsverfahrens an.
„Schwäbisch Gmünd ist eben die Hauptstadt der Ehrenamtlichen!“, so Pavel. „Es ist wunderbar, was hier mit freiwilligem Einsatz und mit großer Freude von den Bürgerinnen und Bürgern geleistet wird. Das tut man nicht, weil man es muss, sondern macht es aus Liebe zu seiner Heimatstadt!“
Baubürgermeister Julius Mihm blies ins gleiche Horn: „Selbst Kennedy hätte gesagt: Ich bin ein Gmünder!“ Mihm würdigte die architektonische Leistung beim Bau des „Himmelsstürmers“ und spannte den Bogen bis ins Mittelalter, als die Menschen mit dem Bau des Gmünder Münsters eine bedeutende, die Jahrhunderte überdauernde Leistung erbracht hatten. „Eine Stadt mit einer solchen Kathedrale braucht auch einen Campanile“, so der Baubürgermeister. Mit der Botschaft „Zu neuen Höhen empor“ wohne dem Turmbau eine große Symbolkraft inne.
Der per Akklamation zum Versammlungs– und Wahlleiter bestimmte Stadtrat und Rechtsanwalt Christian Baron stellte die vorbereitete Satzung im Detail vor. Sie sei ganz bewusst sehr schlank gehalten worden. Auf gerade Mal drei Din-​A-​4-​Seiten habe man nur das geregelt, war für die Gründung eines eingetragenen und als gemeinnützig anerkannten Vereins erforderlich sei. Alles andere könne die Mitgliederversammlung beziehungsweise der Vorstand – dies sind die beiden Organe des neuen Vereins — später selbst regeln. Sinn und Zweck des Freundeskreises Himmelsstürmer e.V. sei die Pflege und der Erhalt des Landschaftsparks und insbesondere des darin befindlichen Aussichtsturms, machte Baron deutlich. Als Beispiel für die Tätigkeiten des Vereins wurden unter anderem die Aufsicht während der Öffnungszeiten nach der Landesgartenschau, Führungen sowie kleinere Reparaturen etc. genannt.

Nachdem die Satzung einstimmig zum Beschluss erhoben worden war, konnten die 184 Gründungsmitglieder zur Wahl des Vorstandes schreiten. Jeweils einstimmig wurden Siegfried Lautner als Vorsitzender, Klaus Kucher als dessen Stellvertreter, Winfried Kienhöfer als Kassierer, Heino Schütte als Presse– und Öffentlichkeitsreferent, Wolfgang Münnich als Schriftführer sowie Gisela Lautner, Helga Maier und Heinz-​Dieter Vogt als Beisitzer gewählt. Als Kassenprüfer wurden, ebenfalls einstimmig, Monika Kucher und Michael Arnholdt bestimmt. Der Jahresbeitrag wurde auf 20 Euro festgelegt (dies ist auch der Beitrag für Ehepaare oder Familien). Der Wink mit dem Zaunpfahl war allerdings unübersehbar: Es dürfe natürlich auch über den Mindestbeitrag hinaus gespendet werden.
Oberbürgermeister Richard Arnold — der gestern Abend gleich zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde — dankte allen, die an der Vereinsgründung beteiligt waren. Dem Gemeinderat zollte er Respekt dafür, dass das Gremium trotz mancher Einwände am Projekt festgehalten habe. „Es ist leichter, zum Mond zu fliegen oder beim Papst eine Audienz zu bekommen, als in Deutschland eine Baugenehmigung für einen Turm“, betonte der OB.
Vor der offiziellen Erstbesteigung durch die Gründungsmitglieder erfolgte die ökumenische Segnung des Turms. Der evangelische Dekan Immanuel J.A. Nau erinnerte an den Turmbau zu Babel und die Funktion von Türmen im Laufe der Geschichte. „Es ist sinnvoll, immer wieder nach oben zu schauen. Denn wir Menschen können noch so viel aus eigener Kraft leisten — der Segen kommt von oben!“ Pfarrer Martin Scheuermann vom Schönblick trug Segensworte aus der Heiligen Schrift vor und forderte die Anwesenden dazu auf, vor dem Erklimmen des Himmelsstürmers Gott zu loben — was dann in Form des gemeinsam gesungenen Liedes „Großer Gott wir loben dich“ auch geschah. „Gott hat den Menschen Augen und Sinne geschenkt, damit sie die Schönheit der Schöpfung erfassen können“, sagte der katholische Vize-​Dekan im Ostalbkreis und Münsterpfarrer Robert Kloker in Bezug auf den wunderbaren Ausblick vom neuen Turm (von dem aus man auch das Gmünder Münster sehen kann). Der Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Maria Rehnenhof, Benedikt Klinkosz, sprach die Fürbitten — unter anderem jene: „Alle Menschen, die den Turm besteigen, mögen auch in ihrem Leben den richtigen Weitblick haben!“