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Nachrichten Kultur

Johannespassion in der Heubacher Bernhardskirche

Sie ist neben der Matthäus-​Passion die einzige vollständig erhaltene authentische Passion von Johann Sebastian Bach: die Johannes-​Passion BWV 245. Einerseits feierlich, andererseits mahnend, könnte kaum ein anderes Werk geeigneter sein für eine besonnene Zeit vor Ostern.

Montag, 07. April 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 9 Sekunden Lesedauer

KONZERT (cl). Mit zwei Konzerten am Samstagabend in der Kirche St. Bernhard in Heubach und am Sonntag in der evangelischen Kirche Hohenstaufen widmete sich der Schüler-​Eltern-​Lehrer-​Chor des Rosenstein-​Gymnasiums Heubach zusammen mit dem Motettenchor Schwäbisch Gmünd, dem Ensemble musica viva und Solisten unter Gesamtleitung von Thomas Benz dieser Johannespassion.
Was Thomas Benz und seine Sängerinnen und Sänger des Schüler-​Eltern-​Lehrer-​Chor des Rosenstein-​Gymnasiums und des Motettenchors in der rund zweistündigen Aufführung boten, war ein Genuss auf der ganzen Linie. Die Choristen hatten flexible Stimmen und waren den Anforderungen an den Chor voll und ganz gewachsen. Turba-​Chöre und Choräle wurden klanglich dicht gestaltet und vom ersten Moment an nahm der Chor jede Gefühlsregung der Bibeltexte auf und setzte diese in kultivierter Weise in Musik um. Die ergreifende Präzision und Klangwucht des Chores sorgten für ein fesselndes, spannendes Hörerlebnis das im Ganzen abgerundet und stimmig wirkte.
Mit Lydia Zborschil (Sopran), Carmen Mammoser (Alt), Andreas Weller (Tenor), Gotthold Schwarz (Bass, Arien) und Thomas Scharr (Bass, Jesus) war zudem ein hochkarätiges Solistenensemble versammelt, das sich in Thomas Benz‘ Interpretation von vorbildlicher Geschlossenheit einfügte.
Im Zentrum von Bachs Johannespassion stehen naturgemäß die Sänger des Evangelisten und des Jesus. Der Stuttgarter Tenor Andreas Weller bewährte sich mit seiner Rolle des Evangelisten als Glücksfall. Vom ersten Rezitativ an nahm er mit seiner schlanken, sehr charaktervoll klingenden Stimme für sich ein und mit sicherer, flexibler Tenorstimme gelang ihm die Balance zwischen Affektausdeutung und objektiver Erzählhaltung. Bemerkenswert auch, wie deutlich sich Andreas Wellers obere Tonlage mit Ausdauer in schöner klanglicher Freiheit bewahrte.
Die Unbeirrbarkeit des Gottessohnes setzte Thomas Scharr gekonnt musikalisch um. Er interpretierte seinen Part mit schlanker, wohlklingender Stimme und die Vorbereitungen auf seine Passion mit markig volumenreichem Pathos.
In den Bassarien agierte Gotthold Schwarz tadellos und bewegte sich gesanglich absolut sicher mit guter Fülle und Verankerung in den tiefen Lagen.
Trotz ihrer vergleichsweise kleinen Sopran– und Altpartien konnten auch die beiden Solistinnen ihre feinen und angenehm klingenden Stimmen mit nuancierten Differenzierung in der Artikulation zeigen. Carmen Mammosers Alt überzeugte durch Phrasenbindung und Klangeleganz, die Sopranistin Lydia Zborschil beeindruckte durch klare Linienführung und ein edles Timbre in ihrer Stimme. Vor allem die Gestaltungskraft, den Text im jeweiligen Sangespart inhaltlich gut auszuloten, besaßen alle Solisten.
Mit dem Instrumentalensemble musica viva stand Thomas Benz und den Sängerinnen und Sängern ein hervorragend agierendes Orchester zur Seite. Klar und strukturstark, weich im Klang und agil in der Phrasierung hielten die Musiker das Werk zu einem kompositorische Gefüge zusammen.
Mit kultiviertem Vibrato intonierten die Streicher. Klangschön trugen Flöten und Oboen das Melos in die Begleitstimmen der Arien. Die Balance aller musikalischen Ebenen war rundum überzeugend.
Thomas Benz bewies mit seinem Dirigat ein sehr gutes Gespür für Dramatik; ob in den Chorälen auf dem Kreuzesweg oder um eine innere dramatische Spannung zwischen erzählenden Rezitativen und reflektierenden Arien aufzubauen, Thomas Benz wählte passende Tempi und hielt die Dynamik reich differenziert.
Die Zuhörer zeigten sich nach rund zweistündigem Hörgenuss begeistert.

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