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Fragil und voller Energie

Eintreten und sofort ankommen. Das passiert nicht in jeder Ausstellung. Doch bei Hannelore Weitbrecht und ihrer „Wachstumszone“ gehen Raum, Installationen und Papierobjekte eine selten geglückte Symbiose ein.

Dienstag, 09. September 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
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AUSSTELLUNG (brd). Das warme Weiß von leimgetränktem Papier und das Dunkelbraun und Schwarz von Samen und Schoten schienen, als seien sie ganz speziell konzipiert für diesen Raum – oder gar umgekehrt. Dabei arbeitet die Künstlerin schon seit Jahren mit genau diesen Materialien. Dr. Andrea Wolter-​Abele, Leiterin des Kunstvereins Ludwigsburg, hat Hannelore Weitbrechts künstlerischen Werdegang über ein Jahrzehnt begleitet und ihre Ausstellungsarbeiten im Kornhaus vorgestellt.
Auch sie spricht von einem „lyrischen, fast verführerischen Zugang zu ihren Werken“, die sich durch Fragilität bei gleichzeitiger Stärke und naturnaher Ästhetik auszeichneten.
In den Naturmaterialien sah sie den „Speicher des Lebens“, in dem ehemaligen Naturprodukt Papier den „Speicher des kulturellen Wissens der Menschheit“. Urbilder unserer Geschichte und Kultur begegneten uns in den 24 Kunstwerken von Hannelore Weitbrecht. Reihen, Bündelungen, Schichtungen und Ansammlungen zeigten die prozesshaften Veränderungen im Kreislauf der Natur und forderten den Dialog mit dem Betrachter. Ihre vierteilige Installation „Hortus“ (Garten)beispielsweise besteht aus Keimen, Blüten, Blätterwirbel und drei Blütenstämmen. Obwohl sie reduziert sind auf die Materialien Papier, Zweige, Draht und Kunststoff, verströmen sie eine fühlbare Energie. Der Betrachter scheint die Keime geradezu wachsen zu sehen, den Blütenduft riechen zu können, die Blätter rascheln zu hören und die Stämme sich im Winde wiegen zu fühlen.
Diese Arbeiten seien nie ein Versuch, Natur nachzuahmen oder abzubilden, so Andrea Wolter-​Abele. Es sei das, was Kunst ausmache, eine Kunst als „würdigste Auslegerin“ des Geheimnisses der Natur (J. W. Goethe).
Die Einbettung dieser Ausstellung in die diesjährige Reihe „Stadt/​Land/​Schaft“ des Kunstvereins sah Vorsitzender Klaus Ripper mit diesem Wachstumsschub im Herbst als gelungen und richtig. Im Vorwort zum Katalog zur Reihe spricht er davon, dass „Unscheinbares und Verborgenes“ sichtbar gemacht werde. Bei Hannelore Weitbrecht bekommt es eine würdige und faszinierende Größe.

Hannelore Weitbrecht: „„Wachstumszonen – Papierobjekte und Rauminstallationen“. Ausstellung im Gmünder Kunstverein, Galerie im Kornhaus. Dauer bis zum 26. Oktober. Öffnungszeiten: Di – Fr 14 – 17 Uhr, Sa 10 – 13 Uhr, So 11 – 17 Uhr.

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