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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Viel Anerkennung am Mittwoch im Rathaus für die Bürgerinitiative Pro Gamundia-​Lex Gamundia

Ein leidenschaftliches Plädoyer von Rudolf Berkenhoff, Sprecher der Bürgerinitiative Pro Gamundia-​Lex Gamundia, für mehr Respekt angesichts der historisch gewachsenen und reichen Architektur unserer Stadt prägte am Mittwoch die Sitzung des Bau– und Umweltausschusses. Für die Mitstreiter der Initiative gab es breite Zustimmung und eine spontane Ehrung durch Oberbürgermeister Richard Arnold (Bild).

Mittwoch, 22. April 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 32 Sekunden Lesedauer

Oberbürgermeister Richard Arnold und Baubürgermeister Julius Mihm hatten die Bürgerinitiative eingeladen, um nach dem ersten Jahr eines intensiven Zusammenwirkens vor den Stadträten Zwischenbilanz zu ziehen. Und die fiel außerordentlich positiv aus. Vertreter aller Fraktionen formulierten herzliche Worte der Anerkennung und des Dankes für das Engagement der Initiative. Dieses Dankeschön wurde unter Beifall von Oberbürgermeister Richard Arnold auch weitergereicht an eine Vielzahl von Gmünder Geschäftsleuten und Hauseigentümern, die sich schon immer und im Zuge von Stadtumbau und Gartenschau stärker denn je für Pflege und Erhalt der einzigartig reichhaltigen historischen Gebäudesubstanz im gesamten Innenstadtbereich mit Geld und Tat engagieren. Alle waren sich einig, dass es da in den letzten Jahren einen deutlichen „Ruck“ gegeben habe.
Berkenhoff erinnerte in seinem Plädoyer an den eher schmerzlichen Beginn des Umdenkens. Konkret war es der Verlust der Villa Kötzschke an der Charlottenstraße, die für den Neubau einer als gesichtslos wahrgenommenen Bebauung mit einer Wohnanlage geopfert wurde. Die Crux: Die Villa befand sich außerhalb der unter Ensembleschutz stehenden Altstadt. Rudolf Berkenhoff zeigte in seinem mut Beifall aufgenommenen Vortrag gestern auf, dass Respekt vor und Schutz der wertvollen Gmünder Architektur nicht länger an der Grenze des Altstadtkerns enden dürfe. Er führte anhand von Bildern auch vor Augen, dass Herz und Seele sowie Einzigartigkeit der Stadt Schwäbisch Gmünd auch im Villengürtel sowie in dortigen Funktionsbauten daheim sind. Es geht letztendlich auch um Identität und Heimatgefühl. Als Beispiel nannte er die vielen „L-​Bauten“: Prächtige Wohnhäuser mit angebauten, früheren Silberwarenmanufakturen. Die Villa Hirzel ist so ein Bauwerk. Ähnliche stehen bislang eher unbeachtet auch an der Königsturmstraße. Und genau solche Zeugnisse der Architektur erzählen aus der Geschichte der Gold– und Silberstadt. Aufgezeigt wurden auch wichtige Blickachsen und –anker, darunter auch am Bahnhofsplatz mit dem ehemaligen Königlichen Hauptpostamt, dessen Hauptbau nur durch einen Aufschrei der Bürgerschaft gegen einen Ratsbeschluss gerettet werden konnte.
Rudolf Berkenhoff unterstrich auch, dass in Gmünd niemand zukunftsgewandte Stadtbauplanungen verhindern wollen. Doch diese, so die Botschaft seines Plädoyers, muss sich im Respekt vor der Vergangenheit und der gewachsenen Architektur verneigen. Als positives Beispiel führte er das Forum Gold und Silber vor. Berkenhoff rief auch ins Bewusstsein, dass Gmünd Riesenglück hatte, vor Kriegsschäden verschont worden zu sein. Viele andere Städte beneiden die Gmünder um dieses reiche Erbe. Als „Narbe“ präsentierte er dennoch ein Bild von der Fläche, wo einst das Gmünder Jugendstil-​Hallenbad stand — nicht zerstört durch Weltkriegs-​Bomben, sondern durch den früheren schnelllebigen Zeitgeist der Kommunalpolitik. Und eine solche Geisteshaltung in der Stadtplanung — vom Beispiel Hallenbad bis zum Beispiel Villa Kötzschke — dürfe sich, so die Gesamtaussage aus Berkenhoffs Vortrag, in Verantwortung für zukünftige Generationen einfach nicht wiederholen. Denn die Gmünder Bürger und die Stadtbesucher sollen auch noch zukünftig in der Architektur lesen dürfen wie in einem lebendigen Geschichtsbuch.
Auch Baubürgermeister Julius Mihm brachte zum Ausdruck, dass die Bürgerinitiative bei ihm offene Türen einrennt. Tatkräftig wurde nun in Kooperation mit Pro Gamundia begonnen, das Denkschema der denkmalgeschützten Altstadt aufzuweiten. Hierzu entsteht durch ehrenamtliche Arbeit der Bürgerinitiative eine Bestandsaufnahme und ein Kataster der Wertigkeit und der Geschichte von Gebäuden „vor den Toren“ der Altstadt. Ein Denkmalbeirat oder eine Erhaltungssatzung könnten alsbald folgen.
OB Arnold und Bürgermeister Mihm zeigten auf, dass im eingeforderten Respekt vor dem gewachsenen Gmünd ja schon etliche Zukunftsprojekte geprägt seien, wie etwa aktuell das Sanierungsprojekt in der Josefstraße. Tenor aller Fraktions-​Stellungnahmen: Pro Gamundia-​Lex Gamundia leiste für die Stadtplanung eine hilfreiche und für das zukünftige Erscheinungsbild Gmünds großartige Arbeit.

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