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Diese Entscheidung ist nicht zu verstehen

Kommentar von Jörg Hinderberger zur Situation beim Fußball-​Verbandsligisten FC Normannia Gmünd nach der Bekanntgabe, dass Trainer Beniamino Molinari am Saisonende gehen muss: Den Großteil der Spieler hat es aus den Socken gehauen, die Mannschaft um die Mannschaft ist schockiert und die Vereinsspitze ist auf einem Weg, der realitätsfremd ist. Der Verbandsligist hat am Montagabend die Mannschaft informiert, dass man sich am Saisonende von Beniamino Molinari als Trainer trennt, um bessere Chancen für das Ziel Oberliga-​Aufstieg zu haben.

Mittwoch, 08. März 2017
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 34 Sekunden Lesedauer

Es ist im Prinzip ein normaler Vorgang, dass sich Vereinsverantwortliche und ein Trainer trennen, wenn die Auffassungen über Ziele und Spielermaterial sehr weit auseinanderliegen. Der Aufsichtratsvorsitzende der Normannia, Alexander Stütz, und sein Team, das eigentlich nur zu Kontrollzwecken installiert wurde, scheint aber mehr Macht beim FCN zu haben als der unsichtbare Präsident Dieter Weil oder der neue starke Mann in der Fußball-​Bereichsleitung, Karl-​Heinz Knab. Anders ist nicht zu erklären, warum sich in einer kurzen Pressemitteilung des Vereins über die Trennung von Molinari nur Alexander Stütz zu Wort meldet und noch einmal betont wird, dass man mit Molinari den Oberliga-​Aufstieg wohl nicht erreichen würde. Muss der FCN unbedingt in die Oberliga? Mehr Zuschauer kommen definitiv nicht als in der Verbandsliga, mehr Geld wird auch nicht eingenommen, aber die Spieler und der Aufwand werden teurer. Und dann soll eine junge Gmünder Mannschaft aufsteigen, die jedes Jahr wichtige Eckpfeiler verliert, wie zum Beispiel Simon Fröhlich, Patrick Faber, Stani Bergheim oder nun Christian Essig, Giuseppe Catizone und Patrick Krätschmer am Saisonende. Diese junge Normannia-​Mannschaft hat Potenzial, aber nicht für eine Oberliga, sondern für eine gute Entwicklung in der Verbandsliga. Hier können A-​Junioren eingebaut werden und sich entwickeln. Und wenn in ein paar Jahren eine Mannschaft gewachsen ist, die noch mit zwei bis vier erfahrenen Kickern verstärkt wird, wäre vielleicht einmal ein Heranschnuppern an die Oberliga möglich. Im Moment ist dieses Ziel aber so weit von der Realität entfernt, dass man die Entscheidung, sich von Molinari aus diesem Grund zu trennen, nicht nachvollziehen kann. Und es ist doch klar, dass sich Molinari selbst zu seiner persönlichen Zukunft so lange Zeit gelassen hat mit einer Entscheidung, da er weiß, dass die Oberliga als Ziel so nicht möglich ist. Eine vernünftige Zielvorgabe des Vereins – zum Beispiel sich in der Verbandsliga zu stabilisieren und junge Spieler aus der Region zu entwickeln – und Molinari hätte schon vor dem Winter zugesagt. Da bin ich mir sicher. Aber so hat der Verein nun die Zügel in die Hand genommen, um sich von einer Identifikationsfigur zu trennen, die mehr ist als nur ein Trainer. Und eine entscheidende Sache darf der FCN nicht vergessen, denn es hängt an der Personalie Molinari noch mehr. Um so unverständlicher ist diese kurze Pressemitteilung, in der maximal die halbe Wahrheit drinsteht. Die Familie Molinari arbeitet so viel im Ehrenamt für die Normannia, dass nun nach dieser Art und Weise der Trennung davon auszugehen ist, dass noch mehr Menschen der Normannia den Rücken zukehren. Und es wird sicher auch Kicker geben, die nun ihre Entscheidung getroffen haben, ohne Molinari nicht zum FCN zu kommen oder am Saisonende die Normannia zu verlassen. Diese Entscheidung wird noch einen größeren Rattenschwanz hinter sich herziehen. Und ebenfalls für Unverständnis sorgt die Tatsache, dass Molinari vom Vorsitzenden des Aufsichtsrats über die Trennung informiert wurde und nicht von seinem direkten Vorgesetzten im Verein, nämlich Heinz Eyrainer oder Kar-​Heinz Knab, wobei hier nicht klar ist, wer im Moment der Chef ist. Und bei der Bekanntgabe an die Mannschaft, egal welche Absprachen es gegeben hat oder nicht gegeben hat – war kein Vereinsverantwortlicher dabei, um für Fragen der Spieler da zu sein. Man hätte sich dieses Theater sparen können, wenn Fußballkenner das Sagen im Verein hätten, und nicht die Sponsoren oder der Aufsichtsrat.

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