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TSB Gmünd: Soziale Kompetenz ist wichtiger als Handball

Durch einen „glücklichen Zufall“, wie Trainer Michael Hieber betont, hat der TSB Gmünd zwei talentierte Neuzugänge für seinen Handball-​Oberligakader gewinnen können: Anis Bojic (22) und Belmin Nadarevic (19) nehmen bereits seit zwei Wochen am Trainingsbetrieb des Oberligisten teil, bis zum kommenden Wochenende soll für beide auch eine Spielberechtigung vorliegen. Die beiden jungen Bosnier haben allerdings einen schweren Weg hinter sich und wollen nun in Gmünd eine neue Perspektive finden.

Dienstag, 27. Februar 2018
Timo Lämmerhirt
1 Minute 40 Sekunden Lesedauer

„Mit den beiden Jungs sind wir wie die Jungfrau zum Kinde gekommen“, erzählt Hieber. Infolge der Vermittlung durch TSB-​Schiedsrichterobmann Cristian Marin nahm der Trainer das Duo ins Mannschaftstraining auf, in dem beide einen guten Eindruck hinterließen. Hieber spricht von „zwei sehr interessanten jungen Männern mit einem feinen Charakter“ und stellt zugleich klar, dass es sich „gegenüber der weitläufigen Meinung nicht um Profihandballer handelt.“ Vielmehr seien Bojic und Nadarevic bereit, vor Ort eine Arbeit zu finden. „Die Jungs wollen sich hier ein Leben aufbauen, es geht überhaupt nicht um irgendwelche Gelder für das Handballspielen“, fasst Hieber die bisherigen Gespräche zusammen. Dabei war man folgerichtig zu dem Schluss gekommen, dass man für die Neuzugänge eine Arbeitsstelle finden muss, um sie auch in Gmünd halten zu können. Denn zunächst besitzen beide lediglich eine dreimonatige Aufenthaltsgenehmigung und die Suche nach einer beruflichen Perspektive gestaltet sich auch aufgrund der sprachlichen Barriere entsprechend schwierig.
Doch Hieber zeigt sich optimistisch, dass das bosnische Duo in der Stauferstadt eine Chance bekommen wird. „Wir wollen niemandem etwas wegnehmen, ganz im Gegenteil sogar. Denn viele Arbeitgeber finden in ihren Aufgabenbereichen kein Personal. Wir müssen die beiden Jungs nun entsprechend vermitteln.“ Der der Hauptantrieb sei der soziale Aspekt. Schließlich bestehe mit der engagierten Flüchtlings– und Integrationspolitik durch die Stadt Schwäbisch Gmünd ein guter Background. „Wir stehen für die Integration junger Leute und müssen für diese beiden eine Perspektive finden.“
Denn das, was Bojic und Nadarevic in den vergangenen Wochen durchlebten, sei „herzzerreißend“, so Hieber. Nach der Insolvenz ihres Clubs RK Bosna Sarajevo seien die beiden mit zahlreichen anderen talentierten Handballern aus ihrer Heimat in einen Bus nach Deutschland gesetzt worden. Hieber kennt auch die Beweggründe: „Ihnen sind Probetrainingseinheiten versprochen worden, die dann aber nicht zustande gekommen sind. Sie sind dann den ganzen Tag herumgesessen, ohne dass sich jemand um sie gekümmert hat.“ Durch einen Zufall und vor allem dank Marin seien sie dann zum TSB gelangt. „Es geht uns weniger um den Handballsport als um unsere soziale Kompetenz“, sagt der Trainer.

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